Apple HomePod überzeugt beim Sound und schwächelt bei Siri
HomePod liefert auch in Stereo guten Sound
Die sechs Mikrofone des HomePod sind nämlich nicht nur dazu da, um die Sprachbefehle für Siri zu hören, sondern erkennen anhand der zurückkehrenden Schallwellen auch, ob der Lautsprecher mitten im Raum oder an einer Wand steht. Im letzteren Fall spielt der HomePod Hauptinstrumente, den Gesang und den Sound der dominierenden Musikinstrumente nach vorne zum Hörer ab - und die Begleitelemente der Musik in entgegengesetzter Richtung zur Wand. Ihr Klang soll von der Wand abprallen und für ein räumlicheres Hörerlebnis sorgen.
Im Stereobetrieb teilen sich die beiden HomePods zusätzlich noch den linken und rechten Kanal, stimmen sich für eine synchrone Wiedergabe ab und vermeiden Interferenzen. Stellt man den Lautsprecher um, erkennt er das durch einen Bewegungssensor und löst eine neue Sound-Messung aus. Das Tuning dauert rund 15 Sekunden.
Tatsächlich klingt der HomePod exzellent, obwohl Apple auf Mitteltöner verzichtete. Egal, ob Pop, Hiphop oder Rock gespielt wird: Die mittleren Töne wirken transparent, die Höhen absolut klar. Die Bässe des unterhalb des Touch-Displays eingebauten Tieftöners klingen bei aktuellen Dance-Songs wie "Fuego" von Alok & Bhaska nicht dumpf und klapperig wie bei etlichen anderen Lautsprechern, sondern tief und satt. Der Einsatz von zwei HomePods als Stereopaar verbessert das Hörerlebnis noch einmal drastisch, sowohl das Klangpanorama als auch die Bässe.
Wäre der Sound das alleinige Kriterium, würde der HomePod die Konkurrenz in den Schatten stellen, selbst gute Lautsprecher wie den Sonos Play:1. Erst mit dem Play:5 ist Sonos wieder mit etwas vollerem Sound im Vorteil. Der größte Sonos-Lautsprecher kostet mit 579 Euro aber auch deutlich mehr als der Apple HomePod für 349 Euro.
HomePod ist isoliertes System
Allerdings kann der HomePod derzeit nur im Apple-Universum bestehen. Er ist das, was US-Amerikaner einen "walled garden" nennen, also einen abgeschirmten Garten hinter einer Mauer. Alles ist bequem, sicher und funktioniert. Nur benötigt man für den vollwertigen Betrieb eines HomePods nicht nur ein aktuelles iOS-Gerät, sondern auch die entsprechenden Musik-Dienste mit dem Apfel-Logo.
Zwar kann man via AirPlay 2 vom iPhone aus beliebige Inhalte auf den HomePod streamen. Will man aber ohne iPhone, iPad, Apple TV oder iPod touch auskommen und direkt per Sprachkommando Musik auf dem HomePod abspielen, kommt man um ein Abo bei Apple nicht herum. Mit iTunes Match (25 Euro im Jahr) gelangt die eigene iTunes-Bibliothek in die Cloud und damit auch auf den HomePod. Und für knapp zehn Euro im Monat oder knapp 100 Euro im Jahr gibt es über Apple Music Zugriff auf rund 40 Millionen Songs.
Hier sind sowohl die Amazon-Geräte als auch das Sonos-System viel flexibler und bieten etwa eine direkte Unterstützung für Spotify, um den Streamingdienst direkt auf den Lautsprecher zu bringen. Beim Homepod muss man für die Nutzung von Diensten außerhalb von Apple Music das iPhone oder iPad bemühen und den Sound auf den HomePod umleiten. Der HomePod versteht nur Siri, während andere Hersteller smarte Lautsprecher auf den Markt bringen, die mehrere Dienste unterstützen und beispielsweise neben Amazons Alexa einmal auch den Google Assistant an Bord haben werden - etwa Sonos mit dem Modell One.
Angesichts dieser Konkurrenz könnte es durchaus sein, dass Apple in die Mauer seines "walled garden" doch noch das ein oder andere Tor einbaut. So kann man auf dem Apple TV nicht nur Filme beim Apple-Dienst iTunes ausleihen und kaufen, sondern Videos von Netflix, Sky, Maxdome oder Amazon Prime anschauen. Beim HomePod gibt es aber derartige Ankündigungen bislang nicht.
Wenn demnächst auch andere Lautsprecher-Anbieter die Unterstützung von AirPlay 2 umsetzen, wird man sich aber zumindest ein Heimsystem aus Geräten verschiedener Firmen zusammenstellen können. Direkt am Lautsprecher kann man Siri zwar bisher nur auf dem HomePod nutzen - aber über die Sprachassistentin am iPhone wird man Befehle wie "Spiele Musik von Ed Sheeran im Wohnzimmer" auch für andere AirPlay-2-Geräte umsetzen können.