Umsatzziel in Gefahr
19.10.2023, 11:34 Uhr
Netzwerkhersteller Nokia will bis zu 14 000 Jobs streichen
Bis Ende 2026 will Nokia-Konzernchef Pekka Lundmark zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Euro weniger ausgeben, um das Langfristziel einer operativen Marge von 14 Prozent zu schaffen. Erreicht werden soll das durch Stellenabbau.
Der finnische Telekomausrüster Nokia setzt ein neues Sparprogramm auf und will dazu bis zu 14 000 Stellen abbauen. Bis Ende 2026 will Konzernchef Pekka Lundmark zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Euro weniger ausgeben, um das Langfristziel einer operativen Marge von 14 Prozent zu schaffen. Für das laufende Jahr schraubte der Manager unterdessen erneut die Erwartungen herunter. Die im EuroStoxx 50 EU0009658145 notierte Nokia-Aktie fiel im frühen Handel um bis zu fünf Prozent, konnte das Minus aber schnell deutlich reduzieren.
Zuletzt stand am Donnerstag ein Minus von rund 0,4 Prozent auf 3,2465 Euro auf dem Kurszettel. Das Nokia-Papier gehört in diesem Jahr mit einem Abschlag von fast 25 Prozent zu den größten Verlierern unter den europäischen Standardwerten. Mit einem Börsenwert von gerade mal 18 Milliarden Euro ist Nokia das am geringsten kapitalisierte Unternehmen im EuroStoxx 50.
Aktuell beschäftigt Nokia 86 000 Mitarbeiter. Der Plan sieht Personalstreichungen von bis zu 15 Prozent vor. Es werde erwartet, dass das Programm zu einem Rückgang der Beschäftigtenzahl auf 72 000 bis 77 000 Mitarbeiter führen werde, hieß es weiter.
Wegen ausgebliebener Geschäfte rechnet der Manager außerdem nur noch mit dem Minimum der Umsatzprognose: "Wir peilen das untere Ende unserer Umsatzspanne für 2023 an." Bislang will Nokia 23,2 bis 24,6 Milliarden Euro erlösen, wobei das untere Ende bei konstanten Wechselkursen gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von vier Prozent entspricht. Die bereinigte operative Marge dürfte durch die derzeitigen Sparmaßnahmen in der Mitte der angepeilten Spanne von 11,5 bis 13,0 Prozent liegen. Bereits zum ersten Halbjahr hatte Nokia seine Jahresziele gesenkt.
Dass die Jahresziele nicht noch einmal gesenkt wurden, könnte nach Vermutung des Jefferies-Analysten Janardan Menon an neu abgeschlossenen Deals liegen. Allerdings bleibt der Branchenexperte skeptisch: "Diese Verträge haben sich mehr als ein Jahr hingezogen und selbst wenn sie unterzeichnet worden sind, könnte das untere Ende der Spanne eine Herausforderung werden."
Zum Wochenbeginn hatte der schwedische Konkurrent Ericsson einen Milliardenverlust im dritten Quartal gemeldet und vor einer weiter gedämpften Investitionsbereitschaft von Kunden gewarnt. "Wir gehen davon aus, dass sich die zugrundeliegende Unsicherheit bis 2024 auf unser Netzwerkgeschäft auswirken wird", sagte Ericsson-Chef Börje Ekholm am Dienstag. Unter dem Strich fiel bei Ericsson im dritten Quartal ein Verlust von 30,5 Milliarden Kronen (2,6 Mrd. Euro) an - nach einem Gewinn von 5,4 Milliarden Kronen im Vorjahreszeitraum.
Bei Nokia brach der Nettoerlös im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel auf knapp fünf Milliarden Euro ein. Zum einen belasteten ungünstigere Wechselkurse den Umsatz. Doch auch das Segment rund um die Ausrüstung von Mobilfunkanbietern in Nordamerika läuft alles andere als rund. Kunden achten auf ihre Kosten und bauen erst ihre Bestände auf, bevor sie neue Komponenten bestellen, wie Nokia erläuterte.
Das bereinigte operative Ergebnis brach um mehr als ein Drittel auf 424 Millionen Euro ein und verfehlte damit die durchschnittlichen Analystenschätzungen bei Weitem. Unter dem Strich verdiente Nokia auf vergleichbarer Basis 299 Millionen Euro nach 551 Millionen im Vorjahr.