Stellengesuche 15.11.2017, 08:10 Uhr

Amazon greift die Versicherungsbranche an

Es sei eine "echte Bedrohung" für die Branche: Amazon weitet sein Imperium aus und will verstärkt in den Versicherungsmarkt einsteigen. Der Händler schaltet bereits entsprechende Stellengesuche.
(Quelle: shutterstock.com/This Is Me)
Es sind wieder einmal Stellengesuche, die Hinweise auf die aktuellen Amazon-Pläne geben und in diesem Fall die Versicherungsbranche ins Schwitzen bringen: Mit Anzeigen in den Netzwerken LinkedIn und "Where Women Work" sucht der Online-Händler aktuell Versicherungsprofis für den Standort London, wenn möglich mit Sprachkenntnissen in Deutsch, Französisch oder Spanisch.
Amazon sucht dabei Versicherungsexperten, die "sich am Start eines neuen Unternehmens beteiligen wollen". Man wolle die Kundenerfahrung aus Produktversicherungen neu definieren und dabei "disruptiv verändern, wie die Policen gekauft und verkauft werden". Weiter heißt es: "Wir haben ehrgeizige Pläne für erhebliches Wachstum in unseren bestehenden Märkten und werden neue innovative Produkte auf den Markt bringen."
Gänzlich neu ist die Versicherungsbranche für Tausendsassa Amazon nicht. Das Unternehmen kooperierte einst mit der Munich-Re-Tochter Ergo und hat jetzt den britischen Versicherer London General als Partner, wie Süddeutsche.de schreibt. Bis dato bietet Amazon "nur" Geräte- und Diebstahlschutz für Laptops und andere höherwertige Artikel an. Das soll sich nun offenbar ändern.

Bedrohung für die Traditionsbranche

Geht es um die großen US-Player, verfallen die Wettbewerber oft zu schnell in Panik und Schockstarre. Im Fall von Amazon scheint die Versicherungsbranche aber tatsächlich schwitzen zu müssen: Man spricht in Kreisen bereits von einer "echten Bedrohung". Produktversicherungen, die mit dem Kauf von Geräten einhergehen, können lukrativ sein - hinzu kommt bei Amazon der enorme Kundendatenschatz, mit dem der Händler seinen Nutzern entsprechend weitere, passende Versicherungsangebote machen könnte. Diese können dann weit über die ursprünglichen produktbezogenen Angebote hinausgehen.
Der Online-Händler vermarktet sich selbst gerne als äußert Kunden-fokussiert. "Amazon bietet klare, transparente Dienstleistungen wie die Möglichkeit, ein Paket nachzuverfolgen, die Lieferung am nächsten Tag, eine eindeutige Rückgabepolitik und die Kundenbesprechungen von Produkten", erklärt Patricia Davies, leitende Versicherungsanalystin bei der Londoner Analysefirma Global Data, gegenüber der SZ. Die Versicherungsbranche sei weit davon entfernt, dieses Kundenvertrauen und eine solche Transparenz zu erreichen.
Laut einer Umfrage von Global Data könnten sich 18 Prozent der Befragten vorstellen, ihre Autos oder Häuser bei Amazon zu versichern. "Britische Versicherer investieren in Technologie und digitale Dienstleistungen, aber die Mehrheit ist Lichtjahre hinter Amazon", so Davies.




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