Bares für Hacker
09.08.2016, 10:30 Uhr
Apple lobt Belohnung für Entdecken von Sicherheitslücken aus
Neuigkeiten bei Apple: Der Elektronikkonzern honoriert das Aufdecken von Sicherheitslücken und erhält im Rechtsstreit mit Samsung Unterstützung von prominenten Designern. Zudem verstärkt sich das Unternehmen mit einem Zukauf im Bereich künstliche Intelligenz.
Apple wird künftig ausgewählte Sicherheitsexperten und Hacker für die Entdeckung von Sicherheitslücken mit einer Prämie von bis zu 200 000 Dollar belohnen. Das kündigte der Sicherheitschef des Unternehmens, Ivan Krstic, am Donnerstag auf der Konferenz "Black Hat" in Las Vegas an.
Der Konzern folgt damit Wettbewerbern wie Google und Microsoft , die schon seit längerer Zeit ein "Bug-Bounty"-Programm betreiben. Im Gegensatz zur Konkurrenz nimmt Apple im ersten Schritt aber nicht Einreichungen von allen Interessierten an, sondern beschränkt den Kreis der Experten auf diejenigen, die in der Vergangenheit bereits auf Fehler hingewiesen haben. Apple sei aber bereit, im Laufe des Programms weitere Experten hinzuzufügen.
Die höchsten Prämien bis 200.000 Dollar schüttet Apple nach einem Bericht des Portals "TechCrunch" aus, wenn die Hacker Fehler in den Bereichen finden, die für einen sicheren Start der Geräte sorgen ("secure boot firmware"). Bis zu 100.000 Dollar Belohnung können die Experten erwarten, wenn sie einen Weg finden, wie man vertrauliche Daten aus der sogenannten "Secure Enclave" des iPhones anzapfen kann. Dort ist unter anderem die Freischaltinformation für den Zugang via Fingerabdruck gespeichert.
Weisen die Experten eine Methode nach, mit der man unberechtigt auf Daten im Apple-Dienst iCloud zugreifen kann, winken 50.000 Dollar Prämie. In dieser Höhe werden auch Hinweise auf Schwachstellen belohnt, durch die man Schadcode mit so genannten Kernelrechten ausführen kann. Eine solche Lücke hat Apple zuletzt mit einem Sicherheitsupdate (iOS 9.3.4) geschlossen.
Mit dem Prämien-Programm reagiere man darauf, dass Fehler immer schwerer zu finden seien, erklärte Krstic. Gleichzeitig will Apple aber auch Hacker davon abhalten, die Schwachstellen an andere Unternehmen oder Regierungen zu verkaufen.
So hatte das Start-up Zerodium im vergangenen Jahr ein "Kopfgeld" von einer Million Dollar ausgesetzt, um die Sicherheitsmechanismen des Apple-Betriebssystem iOS außer Kraft zu setzen. Im Konflikt zwischen Apple und dem FBI um das iPhone eines getöteten Terroristen hatten die Behörden offenbar ein Unternehmen dafür bezahlt, um Daten auf dem iPhone lesen zu können.
Rechtsstreit mit Samsung: Star-Designer unterstützen Apple
Unterdessen haben sich 111 internationale Star-Designer im Rechtsstreit zwischen Apple und Samsung offiziell an die Seite des iPhone-Hestellers gestellt. Zu den Unterzeichnern des Schreibens als "Amici Curiae" (Freunde des Gerichts) an den Obersten Gerichtshof der USA gehören Calvin Klein, Norman Foster, Paul Smith, Alexander Wang und Terence Conran - aber auch der deutsche Designer Dieter Rams.
Samsung hatte vor dem Supreme Court Rechtsmittel gegen Urteil eines Gerichtes in Kalifornien eingelegt, in dem der südkoreanische Konzern wegen der Verletzung von Design-Patenten zu 900 Millionen Dollar verurteilt wurde. Gut die Hälfte der Strafe hat Samsung bereits gezahlt, will das Urteil aber noch vor dem Obersten Gerichtshof kippen. In dem Verfahren geht es darum, ob Samsung das Aussehen und Funktionen des iPhones für seine eigenen Smartphones abgekupfert hat.
Charles Mauro, der Gründer der New Yorker Design-Firma Mauro New Media, sagte der "Financial Times", wenn Samsung sich vor dem Obersten Gerichtshof durchsetze, sei eine Welle neuer Trittbrettfahrer zu erwarten. Diese werde für Patentinhaber in den USA ein "massives Problem" schaffen und die rechtliche Durchsetzung der Ansprüche stark verkomplizieren.
Zukauf im Bereich künstliche Intelligenz
Zu guter Letzt hat sich Apple auch noch im Zukunftsbereich künstliche Intelligenz mit der Übernahme eines weiteren Start-ups gestärkt. Der Kaufpreis für die Firma Turi aus Seattle liege bei rund 200 Millionen Dollar, schrieb der Finanzdienst Bloomberg.
Der iPhone-Konzern kommentierte den Bericht mit dem üblichen Satz, der als Bestätigung eines Zukaufs gilt: "Apple kauft von Zeit zu Zeit kleinere Technologieunternehmen, und wir äußern uns grundsätzlich nicht zu unseren Zielen oder Plänen." Turi entwickelt lernende Maschinen und spezialisiert sich unter anderem darauf, Muster in Nutzungsdaten von Kunden zu finden und Betrugsversuche aufzudecken.
Apple konkurriert bei der Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz unter anderem mit Google und Facebook, die in dem Bereich sehr stark sind. Der Konzern kaufte bereits mehrere Spezialfirmen dafür zu.