RIM-Chef Heins
30.01.2012, 16:23 Uhr
"Wollen mehr sein als nur ein Arbeitsgerät"
Der neue RIM-Chef Thorsten Heins will mit dem neuen Betriebssystem BlackBerry 10 wieder zurück in die Erfolgsspur. Eine wichtige Rolle sollen dabei ausgerechnet Android-Apps spielen.
Zuletzt galt der angeschlagene BlackBerry-Hersteller RIM schon als Übernahmekandidat. Doch trotz aller offensichtlichen Probleme gibt sich der neue CEO Thorsten Heins in der Öffentlichkeit betont selbstbewusst. Im Interview mit dem Handelsblatt hat der ehemalige Siemens-Manager nun seine Strategie für die nächsten Monate skizziert - und vor übetriebener Panikmache gewarnt, was Umsatzeinbußen und schrumpfende Marktanteile anbelangt.
So verweist Heins mit Nachdruck auf die vermeintlich solide Finanzbasis von RIM: "Wir machen Gewinn seit vielen Quartalen, und wir haben 1,5 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Ich kann nicht erkennen, warum wir nicht durchhalten sollten", so der Manager, der erst vergangene Woche die beiden RIM-Urgesteine Mike Lazaridis und Jim Balsillie an der Konzernspitze abgelöst hatte. Und weiter: "Ich will auf Dauer unter den ersten Dreien sein im Markt für mobile Computer."
Gelingen soll dies vor allem durch eine stärkere Fokussierung auf den Konsumentenmarkt - und das neue Betriebssystem BlackBerry 10, das laut Heins "viel mehr kann als Apples iPhone". Dieses soll später im Jahr kommen und eine Menge Features bereitstellen, die nicht nur mit der Arbeit zu tun hätten. Heins: "Wir wollen mehr sein als nur ein Arbeitsgerät."
In diesem Zusammenhang soll auch die Anzahl der für BlackBerry-Modelle verfügbaren Apps signifikant gesteigert werden, wobei sich Heins unkonventioneller Mittel bedient: "Android-Apps werden ab Februar auf dem Playbook und später auf Blackberry 10 laufen können", so die überraschende Ankündigung des Managers. Zum Start soll das Angebot so um einige tausend Apps erweitert werden, später sollen es dann "mehrere hunderttausend" sein.
"Weltweit nicht auf der Verliererseite"
Die Probleme von RIM führt der CEO in erster Linie auf das schnelle Wachstum früherer Jahre zurück: So sei das Unternehmen binnen drei Jahren von 6.000 auf 20.000 Mitarbeiter gewachsen, was nun ein "diszipliniertes Prozess-Management" erfordere.
Der schwachen Marktsituation in den USA soll indes durch die Einführung erster LTE-Modelle begegnet werden. Generell sieht Heins sein Unternehmen aber global in einer guten Ausgangsposition: "Wir wachsen stärker als der Markt in Europa, im Mittleren Osten, Asien und im pazifischen Raum. Es stimmt einfach nicht, dass wir weltweit auf der Verliererseite sind."
Trotz der markigen Worte bleibt bei vielen Analysten Skepsis und Zurückhaltung. Diese hatten den Wechsel an der RIM-Spitze von Anfang an eher kritisch beäugt: Nicht wenige Experten trauen Heins, der selbst schon seit einigen Jahren beim BlackBerry-Hersteller arbeitet, einen radikalen Kurswechsel nicht zu. Genau einen solchen hatten aber insbesondere verunsicherte Investoren angesichts der schlechten Geschäftsentwicklung der vergangenen Monate immer wieder gefordert. Nun muss Heins zeigen, dass er den eigenen Ansprüchen tatsächlich gerecht werden kann.