Business-Smartphone
05.07.2018, 16:40 Uhr
BlackBerry Key2 im Test: Nicht nur für Nostalgiker
Mit der QWERTZ-Tastatur ist das neue Key2 von BlackBerry ein echter Exot unter den Smartphones. Unser Test zeigt, was das Business-Gerät auf dem Kasten hat.
Nachrichten zu tippen ist trotz der immer größeren Verbreitung von Voice Messengern für viele Smartphone-Nutzer weiter die wichtigste Kommunikationsform. Doch Telefone mit vollwertigen Tastaturen sind fast komplett vom Markt verschwunden. Nur BlackBerry hielt hier in den vergangenen Jahren die Fahne hoch. Inzwischen gehört die Smartphone-Sparte der Kanadier zum TCL-Konzern; sie hat mit dem Key2 nun ein neues Gerät vorgestellt, das mit typischen BlackBerry-Tugenden überzeugen soll. Und das ist vor allem die QWERTZ-Tastatur, die wie beim Vorgänger KeyOne unter dem Display platziert wurde, wodurch das Gerät zwischen all den anderen Smartphones sofort auffällt.
Das Gehäuse-Design ist sehr eckig, die gummierte Rückseite lässt das Telefon gut in der Hand liegen. Es ist jedoch sehr groß, die Grundfläche ist etwa 25 Prozent üppiger als zum Beispiel bei einem iPhone X. Mit 168 Gramm hält sich zumindest das Gewicht in Grenzen. Die Verarbeitung ist solide, allerdings ist das Gehäuse nicht wasserdicht. Insgesamt macht das Telefon mit seiner dezenten Optik wohl auch bei Business-Nutzern eine gute Figur.
Gegenüber dem KeyOne hat der Hersteller die Tasten und deren Abstände vergrößert, was das Nutzererlebnis klar verbessert. Die Hintergrundbeleuchtung und das haptische Feedback zeugen von Liebe zum Detail. Die Funktion der 35 Tasten beschränkt sich aber nicht auf das Tippen von Buchstaben, sondern wurde erheblich erweitert. So sind alle Tasten doppelt mit Shortcuts belegbar, die ausgelöst werden, wenn sie lange oder in Kombination mit einer zweiten Taste, dem sogenannten „Speed Key“, gedrückt werden – Letzteres funktioniert sogar aus laufenden Apps heraus. Die Definition dieser maximal 52 Prozesse dauert lange, bringt aber einen Gewinn an Bedienkomfort – falls man sich merken kann, welche Funktion wo liegt. Schnell gewöhnt man sich dagegen an den Fingerabdruck-Sensor in der Space-Taste und die Möglichkeit, mit Wischgesten über die Tastatur ähnlich wie auf einem Trackpad durch Texte zu scrollen.
Das Display, das zwei Drittel der Vorderseite einnimmt, ist mit 4,5 Zoll kleiner als bei aktuellen Smartphones, die Auflösung von 1.620 mal 1.080 Bildpunkten ist lediglich durchschnittlich. Insgesamt reicht die Anzeige für den Alltag, doch das ungewöhnliche 3:2-Format macht das Ansehen von Videos nicht gerade zum Vergnügen, da die Fläche klein ist. Auch fehlt es im Vergleich zur Konkurrenz an Leuchtkraft.
CPU nur Mittelmaß
Etwas gegeizt hat der Hersteller beim Prozessor, denn trotz eines Preises von 649 Euro erhalten Käufer des Key2 mit dem Snapdragon 660 nur ein Mittelklasse-Chipset. Im Antutu-Benchmark kommt das Smartphone auf knapp 135.000 Punkte, was es etwa halb so schnell macht wie Top-Smartphones mit dem Snapdragon 835. Nicht zuletzt dank der ordentlichen 6 GB Arbeitsspeicher ist das Tempo für den Alltag aber hoch, wir konnten keine Verzögerungen feststellen.
Erstmals hat BlackBerry auch eine rückwärtige Doppelkamera spendiert. Beide Linsen bieten zwölf Megapixel, wobei die zweite als Teleobjektiv dient und zweifache Vergrößerung und einen Bokeh-Effekt ermöglicht. Die Bildqualität ist gut, gefallen können vor allem die natürlichen Farben. Die beiden Blenden mit f/1.8 und f/2.6 haben aber schnell Probleme bei nachlassendem Licht und auch der Autofokus versagt manchmal seinen Dienst. Die Acht-Megapixel-Frontcam reicht für einfache Selfies, aber nicht für mehr. Doch das wird bei einem Gerät, das auf Business-Nutzer ausgerichtet ist, nicht so stark ins Gewicht fallen.
Bedeutender für diese Zielgruppe ist ein starker Akku und hier kann das Key2 wieder punkten, denn es kommt mit einer Ladung gut über zwei Tage. Per QuickCharge 3.0 ist der Kraftspender zügig wieder befüllt, drahtloses Laden ist aber nicht möglich.
Von anderen Smartphones unterscheidet sich das Key2 auch durch seine Software, die auf Android 8.1 aufsetzt. Diese kommt von BlackBerry Limited, dem Unternehmen, das seinen Namen als Lizenz für die Smartphones an TCL gegeben hat. Die Sicherheits-Apps sind wie der bewährte Messenger, der eingehende Nachrichten zusammenfasst, oder die seitlich ausziehbare Bedienleiste zur einhändigen Benutzung durchaus sinnvoll. Allerdings wirken manche Apps kaum an moderne Android-Versionen und die Hardware angepasst, das zeigt sich zum Beispiel an der teilweise winzigen Schriftdarstellung.