20.08.2014, 17:34 Uhr

Bundesregierung stellt Digitale Agenda vor

Die Bundesregierung hat ihren Leitfaden für den digitalen Wandel in Deutschland vorgestellt. Die Digitale Agenda formuliert auf 36 Seiten die Kernprinzipien der deutschen Digitalpolitik - Antworten auf die Frage, wie diese konkret umgesetzt werden sollen, gibt sie allerdings nicht.  
Nachdem bereits mehrere Entwürfe und eine angebliche Endfassung im Internet kursiert waren, hat die Bundesregierung heute ihre "Digitale Agenda 2014-2017" offiziell vorgestellt. Das Papier fasst die Leitlinien der Digitalpolitik der Bundesregierung zusammen und gilt als Wegweiser bis Ende der Legislaturperiode.
Zentrale Punkte sind unter anderem die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet, die Förderung der ITK-Wirtschaft sowie die Verbesserung der IT-Sicherheit und des Datenschutzes in Deutschland. Bürger sollen darüber hinaus mehr Möglichkeiten bekommen, Behördenangelegenheiten auf elektronischem Weg zu erledigen - Stichwort: E-Government. Geplant ist zudem, sensible Infrastrukturen wie TK-Netze besser vor Cyberattacken zu schützen.
Das 36-seitige Papier selbst wurde von Medien und Opposition mit deutlicher Zurückhaltung aufgenommen: Diese werfen den Plänen Substanzlosigkeit vor; sie seien nichts mehr als eine Ansammlung bereits bekannter Positionen.
Kritik gab es vor allem auch für die unkonkreten Finanzierungsvorstellungen, gerade mit Blick auf die ehrgeizigen Ziele beim Breitbandausbau. Für die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Geschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde bis zum Jahr 2018 werden geschätzt rund 20 Milliarden Euro benötigt - wie diese Summe gestemmt werden soll, ist noch unklar. Zumindest ein Teil soll über die Versteigerung von Funkfrequenzen im kommenden Jahr finanziert werden.
Auch die Branchenverbände übten sich in Zurückhaltung: Zwar lobte beispielsweise Bitkom-Präsident Dieter Kempf das Papier als einen "Meilenstein in der Digitalpolitik Deutschlands. Gleichzeitig betonte er aber, dass "die Digitale Agenda in einem zweiten Schritt mit sehr konkreten Maßnahmen, Mitteln und einem Zeitplan für die Umsetzung hinterlegt werden muss, um zu einem echten Masterplan zu werden."

Bundesminister kontern Kritik

Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht die Digitale Agenda als wichtigen Schritt zur Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Der Handel werde mit allen Beteiligten eng zusammenarbeiten, um die Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft anzugehen, so HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.
"Der Einzelhandel ist mit Blick auf die weiter voranschreitende Digitalisierung auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen. In der Branche hat die technische Entwicklung zu einem tiefgreifenden Strukturwandel beigetragen, der insbesondere kleine und mittelständische Händler vor große Herausforderungen stellt", so Sanktjohanser. Dieser habe starke Auswirkungen auf ganze Standorte. So würden viele innenstädtische Unternehmen von rückläufigen Kundenfrequenzen berichten. Insbesondere mittlere und Einzellagen seien betroffen.
"Die Digitalisierung erfordert neue politische Rahmenbedingungen für den Einzelhandel. Als einer der größten Wirtschaftszweige muss er integraler Teil der Digitalen Agenda sein", fordert deshalb der HDE-Präsident. Der Einzelhandel sei Motor für attraktive Innenstädte und in der Fläche als Versorger für die Bevölkerung unverzichtbar. 
Kritisch äußerte sich der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh): Das vorgestellte netzpolitische Programm vergesse mit der E-Commerce-Branche eine ihrer stärksten Wachstumstreiber. "Eine Digitale Agenda ohne klares Bekenntnis zu E-Commerce und interaktivem Handel ist nicht mehr als eine Beta-Version", so der Verband.
Die zuständigen Bundesminister - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) - verteidigten indes den Leitfaden. Laut Spiegel Online sagte Gabriel, dass es gar nicht der Anspruch sei, auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Die Digitale Agenda sei kein neues Subventionsprogramm und auch kein Maßnahmenpaket, sondern ein Hausaufgabenheft für die kommenden Jahre.
Und auch Innenminister de Maizière ließen die Vorwürfe ganz offensichtlich kalt. Auf die Kritik, das Programm komme im Jahr 2014 reichlich spät, antwortete der Minister kurz und knapp: "Lieber spät als nie."



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