Fachhändler im Interview
13.02.2015, 07:16 Uhr
13.02.2015, 07:16 Uhr
So profitieren Händler vom VDSL-Ausbau
Drei Monate nach dem Info-Abend in Maria Thalheim traf sich Telecom Handel mit Fachhändler Stefan Tremmel, um sich nach der Auftragslage zu erkundigen.
Telecom Handel: Wie viele VDSL-Bestellungen haben Sie seit dem Info-Abend erhalten?
Stefan Tremmel: Das lief richtig gut, was aber auch kein Wunder ist: Viele Thalheimer konnten zuvor nur mit 384 KBit/s surfen oder hatten gar kein Internet. Wenn dann 50 MBit/s ins Dorf kommen, ist das Interesse natürlich groß. Wir selbst haben rund 60 bis 70 Aufträge bekommen, ein gutes Drittel haben wir also auf alle Fälle abgegrast. Und da kommen sicher noch welche nach.
Wie ist es überhaupt dazu gekommen?
Tremmel: Ich hatte erfahren, dass in unserer Gegend Breitband ausgebaut werden soll, und habe mich dann natürlich sofort dafür interessiert. Es war es auch ein Vorteil, dass wir gute Kontakte zur Telekom haben. Das Verhältnis zwischen dir und dem Netzbetreiber muss schon passen.
Als klar war, dass Sie bei der Vermarktung dabei sein werden: Was haben Sie dann alles gemacht?
Tremmel: Von der Telekom habe ich irgendwann eine anonymisierte Straßenliste des Ausbaugebiets bekommen. Damit kann man dann loslegen, beispielsweise indem man Postwurfsendungen verteilt oder einen Aushang macht. Wir haben auch unseren Werbeanhänger mit Infos zum Ausbau dort abgestellt. Und nicht zuletzt haben wir gemeinsam mit der Telekom auch die Info-Veranstaltung organisiert.
Wie ging es dann weiter?
Tremmel: Das Interesse auf der Versammlung war groß, dennoch haben die wenigsten sofort unterschrieben. Also haben wir viele individuelle Termine vereinbart und diese dann in den Tagen und Wochen darauf abgearbeitet.
Besuch beim Kunden vor Ort
Haben Sie die Interessenten besucht?
Tremmel: In den meisten Fällen schon, und das zahlt sich auch aus. Ich erinnere mich zum Beispiel an den Bäcker, der vergessen hatte, uns von seinem EC-Cash-Gerät zu erzählen, und dieses hat dann nicht mehr funktioniert. Solche Details muss man hinterfragen, und das geht am besten direkt vor Ort.
Gibt es noch andere Probleme, auf die man sich einstellen muss?
Tremmel: Ein großes Problem waren einige Komplettwechsler, die also von einem anderen Netzbetreiber kamen. Eigentlich sollte die Umstellung ja laut Gesetz reibungslos funktionieren, aber in Einzelfällen kann das auch mal vier Wochen dauern. Wir hatten uns daher für Notfälle zwei Speedboxen mit Daten-SIM-Karte geholt, die wir als Leihgerät an Kunden ausgeben können, wenn etwas schiefläuft. Sonst kaufen die ja auch keinen Fernseher mehr bei mir.
Der Aufwand hat sich aber dennoch gelohnt, oder?
Tremmel: Auf jeden Fall, aber das vor allem deshalb, weil wir etwa 90 Prozent der Installationen bei den Kunden selbst gemacht haben. Wenn man nur die Abschlussprovision kassiert und diese mit dem Aufwand ins Verhältnis setzt, sieht es vielleicht anders aus. Aber durch die Installation vor Ort ergibt sich häufig ein Folgegeschäft, mal ist das eine neue Telefonanlage, mal eine Türsprechstelle, mal ein Laptop oder einfach nur ein Schnurlostelefon. Darin besteht eigentlich der große Pluspunkt, aber als Händler muss man diesen Service auch im Kreuz haben. Wer nicht die Leute oder das Know-how für Installationen hat, sollte sich hierzu unbedingt jemanden suchen. Und wenn es eine externe Firma oder ein Kollege ist.
Wie sollte ein interessierter Händler am besten vorgehen?
Tremmel: Wenn man in der Zeitung liest, dass in der Umgebung Breitband ausgebaut werden soll, darf man natürlich nicht warten, bis jemand an die Tür klopft, sondern muss den Breitbandpaten kontaktieren. Das ist der Ansprechpartner in der Gemeinde für dieses Thema. Und dann sollte man seinen VB anrufen und nachfragen, ob der entsprechende Netzbetreiber bereits ein Angebot abgegeben hat oder dies beabsichtigt. Übrigens habe ich von der Telekom gehört, dass 2015 und 2016 wahnsinnig viele Ausbaugebiete in Betrieb gehen sollen. Daher mein Rat an die Kollegen: Bereitet euch vor und stellt euch richtig auf, damit ihr dann nicht überrascht seid. Also: Dranbleiben, nicht tatenlos abwarten. Und: Machen!