Elektronische Gesundheitskarte
04.03.2010, 10:42 Uhr
Umsatz auf Rezept
Mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte müssen Ärzte ihre Praxen aufrüsten. Auch der Channel kann mit etwas Geschick an Verkauf und Installation der neuen eHealth-Terminals verdienen. Allerdings verzögert sich der Start der eGK immer wieder.
Als Hans-Jürgen Witfeld, Vertriebsleiter beim Kirkeler Distributor Herweck, vor gut einem halben Jahr die neue Zusammenarbeit mit Telecash bekanntgab, riet er seinen Fachhandelspartnern, „schnell zu handeln“: Händler, die schon einmal bei Ärzten und Apotheken Systeme installiert haben, sollten diesen Kunden mitteilen, dass sie nun in der Lage seien, das neue Terminal für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) zu installieren.
Hintergrund: Telecash, im Hauptgeschäftsfeld ein Dienstleister für Terminals und Netzservices im bargeldlosen Zahlungsverkehr, ist in den lukrativen Bereich Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen eingestiegen und hat seine Dienste auf den Betrieb von eHealth-Terminals ausgeweitet. Gegenüber Telecom Handel bestätigte man bei Herweck eine rege Nachfrage der Kunden nach Produkten und Schulungen für eHealth-Terminals – vor allem als im Herbst in der Pilotregion Nordrhein der Basis-Rollout für die eGK startete –, doch mittlerweile habe das Interesse des Channels wieder etwas nachgelassen. Denn noch immer ist unklar, wie und vor allem wann die bundesweite Einführung der eGK überhaupt vonstattengehen soll.
Einmal hü, einmal hott
Der Rollout der eGK wird immer mehr zum Possenspiel: Sicher ist, die elektronische Gesundheitskarte soll die bisherige Krankenkassenkarte ersetzen und Krankenversicherten, Ärzten und Kliniken bundesweit das Leben erheblich erleichtern – und damit letztlich auch zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen. Neben persönlichen Daten zum Status des Versicherten, die auch auf der bislang gängigen Krankenkassenkarte gespeichert sind, könnte die eGK auch weitere Informationen enthalten wie zum Beispiel Angaben zur Speicherung eines elektronischen Rezeptes oder zusätzliche Gesundheitsdaten (Blutgruppe, Allergien, chronische Erkrankungen) – letztgenannte allerdings nur mit Zustimmung der Versicherten. In einem zweiten Schritt, der Online-Phase, sollen die Patientendaten über das Internet von der Arztpraxis direkt an die Rechenzentren der Krankenkassen übertragen werden.
Der Rollout der eGK wird immer mehr zum Possenspiel: Sicher ist, die elektronische Gesundheitskarte soll die bisherige Krankenkassenkarte ersetzen und Krankenversicherten, Ärzten und Kliniken bundesweit das Leben erheblich erleichtern – und damit letztlich auch zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen. Neben persönlichen Daten zum Status des Versicherten, die auch auf der bislang gängigen Krankenkassenkarte gespeichert sind, könnte die eGK auch weitere Informationen enthalten wie zum Beispiel Angaben zur Speicherung eines elektronischen Rezeptes oder zusätzliche Gesundheitsdaten (Blutgruppe, Allergien, chronische Erkrankungen) – letztgenannte allerdings nur mit Zustimmung der Versicherten. In einem zweiten Schritt, der Online-Phase, sollen die Patientendaten über das Internet von der Arztpraxis direkt an die Rechenzentren der Krankenkassen übertragen werden.
Elektronische Gesundheitskarte: Umsatz auf Rezept
Ursprünglich war die Einführung der eGK bereits zum 1. Januar 2006 geplant, die flächendeckende Ausgabe hatte sich allerdings immer wieder verzögert – vor allem wegen verschiedener Schwierigkeiten, die sich in umfangreichen Testphasen herauskristallisiert hatten. Die Tests werden im Übrigen unter Aufsicht der Gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarten mbH – durchgeführt, die auch für die Zertifizierung der Hardware verwantwortlich ist.
Nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 hatte der frisch gebackene Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler die Einführung der eGK dann erst einmal auf den Prüfstand gestellt – und damit für einen empörten Aufschrei der Industrie gesorgt. Nun ruderte er allerdings zurück, und zumindest der Rollout in der Region Nordrhein wird weitergeführt. Verschoben hat sich indes die bundesweite Ausgabe der Karten – ursprünglich war vorgesehen, diese bis zum August dieses Jahres abzuschließen. Und damit gibt es auch bei den Ärzten außerhalb der Region Nordrhein (noch) keinen Handlungsbedarf, die Hardware in der Praxis aufzurüsten. So wartet die Branche auf neue Termine und hofft auf schnelle Entscheidungen.
Umsatzplus für Industrie und Handel
Denn mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verspricht sich die Industrie einen gehörigen Umsatzschub. Im Gegensatz zur bekannten Krankenversicherungskarte (KVK), die „nur“ mit einem Speicherchip ausgestattet ist, verfügt die elektronische Gesundheitskarte über einen Prozessorchip, um unterschiedlichste Patientendaten zu lesen und auch neue Informationen wie beispielsweise ein Rezept zu speichern.
Denn mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) verspricht sich die Industrie einen gehörigen Umsatzschub. Im Gegensatz zur bekannten Krankenversicherungskarte (KVK), die „nur“ mit einem Speicherchip ausgestattet ist, verfügt die elektronische Gesundheitskarte über einen Prozessorchip, um unterschiedlichste Patientendaten zu lesen und auch neue Informationen wie beispielsweise ein Rezept zu speichern.
Um diese Karten wiederum lesen und mit neuen Informationen bestücken zu können, müssen Ärzte und Krankenhäuser ihre Hardware mit sogenannten eHealth-Terminals aufrüsten. Laut dem Terminal-Hersteller Hypercom müssen allein mit dem Basis-Rollout bundesweit rund 200.000 Terminals bei Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten ausgewechselt werden – dazu kämen im optimalen Fall noch einmal mindestens 50.000 Krankenhäuser. Und sollten auch die Apotheken wider Erwarten doch in das eGK-System mit einbezogen werden, so ergäbe sich eine Summe von 400.000 Terminals.
Ein warmer Geldregen also für die Hersteller, die seit mehreren Jahren in den Startlöchern stehen. Und: Die Produzenten vermarkten ihre Terminals größtenteils indirekt. Deshalb könnten auch die Systemhäuser ein gutes Stück vom Kuchen abhaben, zu deren Kunden Ärzte und Krankenhäuser zählen. Denn sie unterstützen die Ärzte nicht nur bei der Auswahl der Geräte, sie können auch noch an der Installation der Terminals verdienen – und die Ärzte müssen nicht einmal dafür bezahlen.
Elektronische Gesundheitskarte: Umsatz auf Rezept
Kosten werden erstattet
Um den Ärzten die Einführung der eGK schmackhaft zu machen, werden ihnen die Kosten für die Hardware und auch für die Installation von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) erstattet. Für den Bereich Nordrhein wurden folgende Pauschalen festgelegt: Für jedes stationäre Lesegerät erhält ein Arzt 430 Euro, für jedes mobile Lesegerät 375 Euro. Dazu kommt noch eine Installationspauschale in Höhe von 215 Euro.
Um den Ärzten die Einführung der eGK schmackhaft zu machen, werden ihnen die Kosten für die Hardware und auch für die Installation von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) erstattet. Für den Bereich Nordrhein wurden folgende Pauschalen festgelegt: Für jedes stationäre Lesegerät erhält ein Arzt 430 Euro, für jedes mobile Lesegerät 375 Euro. Dazu kommt noch eine Installationspauschale in Höhe von 215 Euro.
Die Pauschalen wurden aus den Durchschnittspreisen der Geräte errechnet; schafft eine Praxis teurere Hardware an, so muss sie die Differenz selbst bezahlen. Ist die Hardware günstiger als die Pauschale, so kann die Praxis den Differenzbetrag behalten. Die KV zahlt nur dann, wenn die Hardware von der Gematik zertifiziert wurde (siehe Tabelle). Philipp Sticksel, Geschäftsführer der GCard Service GbR, geht allerdings davon aus, dass die Pauschalen der KV künftig etwas geringer ausfallen werden.
Vermarkter in der Warteschleife
Trotz aller Widrigkeiten ist für Sticksel der Bereich eHealth ein „absoluter Wachstumsmarkt“. Denn dass die eGK eingeführt wird, steht für ihn außer Frage. In der Zwischenzeit arbeitet er an einem Partnernetzwerk für die Vermarktung und Installation der Terminals. Systemhäuser können entweder als reiner Vertriebs- oder Installationspartner agieren oder aber Vertrieb und Installation komplett übernehmen.
Trotz aller Widrigkeiten ist für Sticksel der Bereich eHealth ein „absoluter Wachstumsmarkt“. Denn dass die eGK eingeführt wird, steht für ihn außer Frage. In der Zwischenzeit arbeitet er an einem Partnernetzwerk für die Vermarktung und Installation der Terminals. Systemhäuser können entweder als reiner Vertriebs- oder Installationspartner agieren oder aber Vertrieb und Installation komplett übernehmen.
Je nach Status zahlt GCard unterschiedliche Provisionen. Im Gegenzug unterstützt das Unternehmen seine Partner durch umfangreiches Info-Material wie einen Leitfaden für die Akquise sowie praktische Tipps für die Installation. Über 100 Partner konnte Sticksel bereits für sein Netzwerk gewinnen, sein Ziel ist die bundesweite Abdeckung. Und in einem stimmt er dem Kollegen von Herweck zu: „Reseller sollten rasch handeln.“