Ghettoblaster 2.0 12.10.2016, 09:15 Uhr

Der Bluetooth Speaker Harman Kardon Go + Play Wireless im Test

Mit dem Go + Play Wireless hat Harman Kardon einen Bluetooth-Lautsprecher im Programm, der mit rund 3,5 Kilogramm nur bedingt portabel ist, dafür aber umso besseren Sound liefern soll. Wir haben den Speaker getestet.
In den 1950er-Jahren waren es die Kofferradios, in den 80ern die Ghettoblaster und heute greift man zum Bluetooth-Lautsprecher, wenn man unterwegs gemeinsam Musik hören will. Rein von der Größe her passt der aktuelle Harman Kardon Go + Play sehr gut zu seinen beiden Vätern im Geiste, allerdings ist er für die Nutzung am Strand oder beim Picknick schon fast zu schade – und mit 3,43 Kilogramm auch zu schwer. Unser Test hat sich deshalb weniger auf seine Outdoor-Tauglichkeit konzentriert, sondern vielmehr darauf, wie sich der Speaker als Ersatz für die Stereoanlage in den eigenen vier Wänden schlägt.
Einmal ausgepackt steht man vor der Frage, wo sich der Lautsprecher am besten platzieren lässt, denn mit Abmessungen von 211x417x181 Millimetern ist der Go + Play kein Gerät, das sich dezent verstecken lässt. Dank der hochwertigen Optik mit Edelstahl-Griff und solider Stoffbespannung muss man das aber auch nicht. Die Verarbeitung ist erstklassig, die 299 Euro sieht man dem Lautsprecher auf den ersten Blick an.
Die Tasten an der Oberseite erlauben eine intuitive Bedienung, auch wenn das Smartphone gerade nicht griffbereit liegt. Dieses lässt sich via Bluetooth 4.0 koppeln oder per 3,5-Millimeter-Klinke anschließen (wenn es sich nicht gerade um ein iPhone 7 handelt). HiFi-Fans werden gerade letzteren verwenden, um ihre Songs auf den Lautsprecher zu schicken, denn unverständlicherweise hat Harman auf aptX und AAC verzichtet, sodass Musik lediglich mit dem stark verlustbehafteten SBC übertragen werden kann. So steht statt CD- oder sogar besserer Klangqualität lediglich UKW-Sound zur Verfügung.
Das Fehlen dieser Codecs ist umso unverständlicher, als die verbauten Treiber (2 x 90 Millimeter, 2 x 20 Millimeter und ein passiver Radiator) sehr gut sind. Wenn man so will, handelt es sich beim Go+ Play um einen Porsche, bei dem ab 3.500 U/min der Drehzahlbegrenzer greift – der Speaker macht Spaß, könnte aber noch mehr leisten. Die Unterschiede sind bei der Anbindung des Smartphones via Kabel zu hören, hier spielt der Go+ Play beinahe eine Liga höher. Besonders bei klassischer Musik und hier speziell bei Streichinstrumenten sind mehr Details zu hören, während die Toningenieure es bei Mitten und Bässen geschafft haben, den Go+ Play Wireless auch im Bluetooth-Modus gut klingen zu lassen. Als Ersatz für Sonos und Co. ist der Speaker also durchaus geeignet, je nachdem, welche Ansprüche man an den Hörgenuss stellt.

Hohe Lautstärke beim Go + Play Wireless

Eine gute Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit des Lautsprechers zu testen bietet „One of these days“ vom Pink Floyd Album „Delicate sound of thunder“. Das bekannte Bass-Intro verlangt den Treibern alles ab, die Becken des Schlagzeugs stellen hierzu einen harten Kontrast dar. Wenn dann ab Minute 1:50 die E-Gitarre einsetzt, verschwimmt bei manchem Lautsprecher alles zu einem musikalischen Brei; der Go+ Play Wireless hingegen arbeitet aber auch hier sehr genau die einzelnen Instrumente heraus.
Im Testlauf konnten wir den voluminösen Lautsprecher gerade einmal auf etwa 70 Prozent der Lautstärke drehen ohne das Gehör zu schädigen, aber selbst bei 30 Prozent wummerten die Bässe kräftig und brachten die Scheiben der Wohnzimmervitrine zum Zittern.
Die Akkulaufzeit ist für ein Gerät dieser Größe mit knapp acht Stunden gut, die meiste Zeit wird man es ohnehin mit dem Netzteil in Betrieb haben. Wer den Go+ Play Wireless doch einmal mit nach draußen oder auf eine Party nimmt, kann über den USB-Eingang gleich sein Smartphone aufladen, während des Betriebs aber nur mit mageren 0,5 Ampere.
Insgesamt hat uns der Harman Kardon Go + Play Wireless überzeugt, die seit Jahren beinahe unveränderte Optik kann nach wie vor gefallen, die hochwertige Verarbeitung macht das Gerät zu einem echten Hingucker im Wohnzimmer. HiFi-Fetischisten werden sich zu Recht am fehlenden aptX und AAC stören, bei dem Preis hätte man dies durchaus erwarten können. Doch auch so macht der Speaker Laune, bei den Bässen übertrifft er viele Konkurrenzmodelle und ist im Vergleich zu seinen WLAN-Mitbewerbern auch für den Ausflug in den Garten geeignet.




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