LG G8S ThinQ im Test: Gesten ohne Wirkung
Die Hand als Sicherheit
Alleinstellungsmerkmale des LG-Smartphones sind die Gestensteuerung und das Entsperren mit der Handfläche, die über die Frontkamera gesteuert werden. Die Idee ist zwar gut, doch die Umsetzung noch nicht. So erkennt die Kamera die Venenstruktur der Handfläche nur, wenn diese sehr genau und im richtigen Abstand davor gehalten wird. Selbst dann funktioniert es nicht immer auf Anhieb, so dass der Anwender schnell die Geduld verliert. Das Entsperren per 3-D-Gesichtserkennung funktioniert dagegen zuverlässig und zur Not hat LG ja auch noch einen klassischen Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite des Gehäuses platziert.
Auch die Steuerung diverser Funktionen mit Wischgesten vor der Frontcam reagiert selten auf Anhieb und dann auch nur bei einer bestimmten Entfernung – hier bleibt zu hoffen, dass durch Software-Updates nachgearbeitet wird. Denn eigentlich macht es ja durchaus Spaß, etwa eingehende Anrufe einfach wegzuwischen oder die Musik mit einer Drehknopfgeste lauter zu stellen.
Auf der Rückseite des Gehäuses gibt es eine Dreifachkamera, die neben der Hauptlinse mit 12 Megapixeln und einer Blende von f/1.8 noch eine 13-Megapixel-Weitwinkellinse für Aufnahmen mit bis zu 136 Grad und ein Teleobjektiv für zweifachen optischen Zoom hat. Als eines der ersten Geräte ermöglicht das G8S einen Bokeh-Effekt mit unterschiedlicher Schärfe auf Vorder- und Hintergrund auch in Videos. Die Qualität der Fotos ist grundsätzlich gut, allerdings wirken die Farben etwas blass und bei schwachem Licht erreichen Top-Kameras wie die von Huawei und Samsung eine klar bessere Schärfe und Aufhellung.
Die quer positionierte Kameraeinheit ragt leicht aus dem oberen Teil der Rückseite heraus, die aus gehärtetem Glas besteht. Dieses glänzte bei unserem Testgerät zwar recht schön, zeigte aber auch schnell eine massive Verschmutzung durch Fingerabdrücke und erwies sich als sehr rutschig. Die Verarbeitung ist dagegen sehr gut und auch den klassischen Klinkenstecker für ein Headset hat LG nicht vergessen. Der Klang über diesen Ausgang ist überdurchschnittlich. Warum der Hersteller allerdings auf den Digital-Analog-Wandler (DAC) verzichtet hat, der in früheren Flaggschiffen der Koreaner für überragenden Hörgenuss gesorgt hat und eines der letzten Alleinstellungsmerkmale von LG-Geräten war, ist nicht nachvollziehbar.