XXL-Navis
21.02.2014, 14:12 Uhr
TomTom Go 600, Garmin 2797LM und Becker Ready 70 LMU im Test
Auch bei Navigationsgeräten setzt sich der Trend zu immer größeren Displays durch. Telecom Handel hat drei Vertreter im Großformat von Becker, Garmin und TomTom auf ihre Praxistauglichkeit überprüft.
Als Mitte des letzten Jahrzehnts die ersten portablen Navigationsgeräte auf den Markt kamen, hatten diese meist eine Bildschirmdiagonale von gerade einmal 3,5 Zoll. Die wenige Zeit später erschienenen 4,3-Zoll-Geräte muteten da im Vergleich geradezu riesig an, ganz zu schweigen von den aktuell am meisten verkauften 5-Zoll-Navis.
Wer bis vor kurzem ein Navigationsgerät mit noch größerem Bildschirm wollte, der musste zu einer der Truck- oder Camper-Varianten der Hersteller greifen oder sich gleich einen Festeinbau installieren lassen.
Mittlerweile bieten aber alle großen Navi-Spezialisten entsprechende Geräte für Privatanwender an. Wir haben das TomTom G 600 mit 6 Zoll sowie das Becker Ready 70 LMU und das Garmin 2797LM mit 7-Zoll-Anzeige auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft.
Die Testergebnisse sehen Sie auf den folgenden Seiten.
XXL-Navis im Vergleich
TomTom Go 600
Das TomTom Go 600 ist mit seinem 6-Zoll-Display in der Größe mit einem Phablet vergleichbar und nimmt an der Windschutzscheibe deshalb gebührenden Raum ein.
Ein wichtiger Punkt bei derart großen Geräten ist eine stabile Halterung, und hier gibt sich das TomTom keine Blöße. Die schmale Aktivhalterung – das Netzkabel wird direkt in die Halterung gesteckt – sitzt bombenfest und dämpft auch Vibrationen während des Fahrens.
Die Anzeige ist wie bei einem Smartphone kapazitiv und reagiert gut auf Tipp- und Wischgesten. Allerdings scheint der Prozessor leicht überfordert zu sein, denn nach beinahe jedem Fingertipp vergeht eine Gedenksekunde, bevor das Navi das Kommando umsetzt. Dafür ist das Menü übersichtlich gehalten und erlaubt eine intuitive Bedienung. Praktisch: Mit einem Klick kommt man von jedem Menü oder Untermenü wieder zur Kartenansicht.
Diese ist mit der neuen Modellgeneration der Niederländer zur zentralen Schnittstelle für den Nutzer geworden: Mit einem langen Druck auf einen bestimmten Punkt kann er direkt dorthin navigieren oder aber sich weitere Optionen wie etwa PoI anzeigen lassen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit geht diese Art der Zieleingabe wie von selbst von der Hand. Hier haben die Entwickler von TomTom sehr gute Arbeit geleistet. Auch die Kartenansicht selbst ist schön umgesetzt und nutzt das große Display voll aus, während des Fahrens geben zudem 3D-Gebäude Orientierungshilfe. Im Gegensatz zu dem etwas ruckeligen Menü scrollt die Karte angenehm weich, sowohl beim Zoomen als auch während des Fahrens.
Der zweifelsohne größte Trumpf von TomTom ist der nach wie vor unerreichte Verkehrsinfo-Service TomTom Traffic. Alle zwei Minuten kommen aktuelle Staumeldungen – auch auf Landstraßen oder in Ortschaften – und halten den Fahrer über mögliche Verzögerungen oder schnellere Routen auf dem Laufenden.
Das Gerät ist auf eine Funkverbindung zum Smartphone des Fahrers angewiesen und nutzt dessen Datentarif zur Übertragung der Verkehrsnachrichten. Der größte Schwachpunkt ist allerdings die mitunter abreißende Verbindung zu den TomTom-Servern. So mussten wir bei verschiedenen Testfahrten immer wieder die Meldung im Display sehen, dass derzeit – trotz bestem Mobilfunkempfang – keine Verbindung zum Verkehrsdienst möglich sei. Als Alternative bleibt da nur das alte TMC, zumindest ist das erforderliche Kabel direkt ins Ladekabel integriert.
XXL-Navis im Vergleich
Garmin 2797LM
Beim Garmin 2797LM kann der Kunde ebenfalls auf einen kostenpflichtigen Live-Service zugreifen, muss dazu aber auch die Datenverbindung seines Smartphones nutzen. Ansonsten bleibt es beim TMC-Empfang, unverständlicherweise hat der Hersteller das TMC-Kabel aber nicht in das Ladekabel integriert. Gegenüber dem TomTom gibt es weitere Unterschiede: So ist das Display mit sieben Zoll noch einmal deutlich größer, außerdem haben die Entwickler einen resistiven Touchscreen verbaut. Das stellt aber keinen Nachteil dar, im Gegenteil. Das Display funktioniert tadellos, ist entspiegelt und reagiert extrem schnell auf alle Eingaben.
Und nicht nur im gut strukturierten Menü macht sich ein schnelles Arbeitstempo bemerkbar – auch bei der Routenberechnung liegt das Garmin an erster Stelle. Der automatische Zoom funktioniert sehr gut, lediglich bei Richtungswechseln ist ein leichtes Ruckeln in der Anzeige feststellbar. Der Fahrspurassistent kommt auf dem XXL-Display sehr gut zur Geltung und stellt gerade auf Autobahnen einen echten Mehrwert dar.
Praktisch ist auch der akustische Warnton bei Geschwindigkeitsüberschreitungen, allerdings „meckert“ das Navi bereits bei jeder noch so kleinen Übertretung, sodass man das Feature schnell wieder deaktiviert. Größter Kritikpunkt in einem ansonsten sehr guten Gerät ist die Routenauswahl. So kann es manchmal vorkommen, dass das Garmin den Fahrer einen kleinen Umweg nehmen lässt, und das ohne ersichtlichen Grund.
Ebenfalls schade ist die fehlende Möglichkeit, einzelne Routenabschnitte manuell zu sperren, etwa bei einer temporären Baustelle. Exzellent wiederum sind die Routenanweisungen bei Garmin. Ansagen mit markanten Landschaftselementen wie „Bei der Kirche rechts abbiegen“ anstelle von einfach „Dritte Kreuzung rechts“ möchte man nach einiger Zeit nicht mehr missen.
XXL-Navis im Vergleich
Becker Ready 70 LMU
Auch das Becker Ready 70 LMU kann mit guten Fahranweisungen punkten, im Vergleich zum TomTom und zum Garmin kommen sie einen Tick früher. Die Kartenansicht ist wie bei Becker gewohnt sehr gut, vor allem die 3D-Darstellung der Landschaft und einiger Gebäude in Städten ist sehr schön gelöst.
In puncto Übersichtlichkeit liegt das Ready 70 hier an erster Stelle im Vergleichstest, auch was die Ausnutzung des großen 7-Zoll-Displays angeht. Dieses kann mit sehr angenehmen Farben und einer guten Auflösung überzeugen und auch der kapazitive Touchscreen arbeitet gut.
Leider spiegelt die Anzeige aber extrem stark, sodass man bei starker Sonneneinstrahlung auf die Sprachkommandos angewiesen ist. Auch ist die Anzeige – vielleicht auch um das spiegelnde Display etwas auszugleichen – auch auf der kleinsten Stufe sehr hell. Gerade bei Nachtfahrten fällt das trotz Nachtfarben unangenehm auf.
Ein weiteres Manko ist die eher hakelige und klobige Saugnapfhalterung, die zudem auch keinen eigenen Stromanschluss besitzt. So muss man jedes Mal, wenn man das Gerät nach der Fahrt im Handschuhfach verstauen will, das Kabel eigens vom Navi trennen. Positiv wiederum ist die gelungene Routeneingabe. Das Gerät reagiert quasi ohne Verzögerung auf Eingaben und eliminiert beispielsweise sehr schnell Buchstaben, die nicht mehr möglich sind.
Auch aufgrund des großen Displays und der großen virtuellen Tasten ist das Fahrtziel in wenigen Sekunden eingegeben. Die Berechnung der Route geht flott, außerdem lässt sich mit einem Klick eine Alternative berechnen, die dann direkt in der Karte angezeigt wird. So ist auf einen Blick zu sehen, welchen Umweg man damit nimmt und welche Fahrtzeit sich daraus ergibt.