Veranstaltung 23.11.2022, 09:40 Uhr

Qualcomm Summit 2022: Mehr als Smartphones

Auf dem Snapdragon Summit präsentierte Qualcomm die neue Generation seines Flaggschiff-Chipsets und zeigte Entwicklungen für weitere Hardware-Bereiche wie Augmented-Reality-Brillen.
Qualcomm Summit 2022
(Quelle: Boris Boden)
Wenn Qualcomm die nächste Generation seiner Top-Chipsets der 8er-Serie zeigt, steht in der Regel deren Verwendung in neuen Smartphones im Mittelpunkt. Das spielte zwar auch dieses Jahr wieder eine wichtige Rolle, doch mehr denn je propagiert der Tech-Riese die Nutzung in einer Vielzahl von Geräten. Dies zeigte man auf dem Snapdragon Summit 2022 auf der Traum­insel Maui.
Der neue Flaggschiff-Prozessor Snapdragon 8 Gen 2 könnte schon im Frühjahr 2023 erste Top-Smartphones diverser Hersteller bestücken. Unter den auf dem Event angekündigten Verwendern sind Asus, Honor, Motorola, Oppo, Vivo und Xiaomi. Getaktet werden die acht Kerne mit 3,2 GHz Taktfrequenz im Hauptkern, während die vier Performance-Cores mit je 2,8 GHz und die drei Efficiency-Cores mit 2,0 GHz betrieben werden. Erste Benchmark-Tests vor Ort in einem Referenz-Smartphone zeigten eine 20 bis 30 Prozent höhere Leistung als beim Vorgänger.
Cristiano Amon, President and CEO Qualcomm
Quelle: Qualcomm
Das Chipset wurde besonders im Bereich Künstliche Intelligenz (AI) optimiert, was sich etwa in einer Sprachübersetzung auf dem Gerät oder erweiterten Kamerafunktionen zeigt. Dazu gehört Snapdragon Sight, bei dem Motive per AI in verschiedene Kategorien „zerlegt“ werden und so besser abgelichtet werden können.
Der optimierte Adreno-Grafikchip soll bis zu 25 Prozent mehr Leistung bei einem um 40 Prozent geringeren Stromverbrauch bieten. Erstmals wird Ray Tracing möglich, ­eine Technologie aus dem Konsolen- und PC-Bereich, die Schattierungen und Lichteffekte aufs Display bringt. Außerdem unterstützt der Snapdragon 8 Gen 2 mit dem X70-Modem nun den neuen Wi-Fi-7-Standard, Bluetooth 5.3 sowie alle 5G-Frequenzbänder zwischen 600 MHz und 41 GHz.
Dass Snapdragon mehr als ein Smartphone-Chipset sein soll, zeigt die Aktivität von Qualcomm im Bereich Augmented Reality: Die neue AR2-Plattform soll vor allem kompaktere und leichtere Brillen von OEMs bestücken. Sie umfasst einen Hauptprozessor und einen Co-Prozessor, die räumlich unabhängig voneinander verbaut werden können – etwa in den beiden Bügeln oder dem Steg der Brille. Durch Wi-Fi 7 können diese schnell und mit geringer Latenzzeit an Smartphones oder andere Quellen für das Abrufen von Inhalten – und über Distribu­ted Processing sogar Rechenleistungen – angebunden werden.
Ein erstes Referenzdesign präsentierte der Partner Niantic auf dem Snapdragon Summit. Im Vergleich zu den Vorgängern fällt vor allem die dezentere Platzierung der ­Kameras neben und zwischen den Gläsern auf, zudem gibt es kein Kabel mehr zum Smartphone, sondern eine drahtlose Verbindung mit Wi-Fi 7. Damit soll eine höhere Alltagstauglichkeit der Brillen ermöglicht werden. Als weitere Firmen, die an AR-Brillen mit der neuen Plattform arbeiten, wurden Le­novo, LG, Oppo, Pico, Sharp, TCL und Xiaomi genannt.

Zweikampf der Chip-Riesen

Auch wenn Qualcomm mit seiner Marke Snapdragon und den jeweiligen Flaggschiff-Chipsets der 8er-Serie in der Wahrnehmung dominanter scheint, verkauft doch der Konkurrent MediaTek die meisten Smartphone-Chips. Laut Counterpoint Research lag der weltweite Marktanteil der Taiwanesen im zweiten Quartal bei 39 Prozent vor Qualcomm mit 29 Prozent. Die hohen Stückzahlen erzielt MediaTek vor allem mit günstigen Einsteigermodellen, während Qualcomm in der Oberklasse bei den Flaggschiff-Smartphones dominiert und damit auch die höheren Margen erzielen kann.
Snapdragon-Chipsets von Qualcomm
Quelle: Qualcomm
Die beiden liefern sich schon länger einen Zweikampf um den ersten Platz, zumal der Dritte, Apple, mit 14 Prozent Marktanteil keine anderen Smartphone-Hersteller beliefert. Ein Aufsteiger ist Unisoc aus China mit elf Prozent Marktanteil, der allerdings keine höherpreisigen Modelle im Angebot hat und aktuell von Lieferproblemen der Platzhirsche in diesem Segment profitiert. Ein Player, der keine Rolle mehr spielt, ist die Huawei-Tochter HiSilicon, deren Bestände laut Analysten aufgebraucht seien – und wegen des US-Embargos  werde es keine neuen Modelle geben.




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