Gezielt verbessert
15.03.2018, 13:15 Uhr
Das Samsung Galaxy S9+ im Test
Das neue Samsung-Flaggschiff S9+ bietet das Design und viele Features des Vorgängers, setzt aber auf eine leistungsstarke Doppelkamera und mehr Rechenpower.
Es ist immer schwierig, nach einem großen Erfolg mit einem Produkt, das neue Technik und Design eingeführt hat, in gleichem Maße nachzulegen. Vor dieser Aufgabe stand Samsung nach dem Coup mit dem Galaxy S8, das im vergangenen Jahr ein fast randloses Display und weitere Innovationen eingeführt hat. Wohl auch deshalb waren manche Reaktionen bei der Vorstellung des Nachfolgers S9 auf dem MWC verhalten. Anhand der Plus-Version des Galaxy S9 haben wir überprüft, was wirklich neu ist und was nicht.
Auf den ersten Blick hat sich zumindest an der Vorderseite des nun immerhin 949 Euro teuren Smartphones nichts geändert: Noch immer deckt das über die beiden Seitenränder gebogene Display fast alles ab, die Grenzen zur schmalen Ober- und Unterseite sind in ausgeschaltetem Zustand nur zu erahnen. Die Rückseite besteht wieder aus gehärtetem Glas, das nicht nur Fingerabdrücke magisch anzieht, sondern auch sehr glatt ist, so dass man aufpassen muss, wo man das edle Stück hinlegt.
Besonders bruchsicher wirkt das Gehäuse mit seinem Riesendisplay nicht, zumindest ist es gemäß der Norm IP68 vor Staub und Wasser geschützt. Das S9+ ist sehr groß und dadurch etwas unhandlich, doch im Gegenzug steht mit einer Display-Diagonale von 6,2 Zoll auch mehr Platz zur Verfügung als bei jedem anderen Smartphone, was Surfen und Mediennutzung zu einem echten Genuss werden lässt – ein Fortschritt zum bereits sehr hohen Niveau des Vorgängers ist aber nicht erkennbar.
Hohe Fotoqualität
Eine Neuerung ist dagegen die dem Plus-Modell vorbehaltene Doppelkamera, unter deren übereinander angeordneten Linsen sich auch der Fingerabdruck-Sensor befindet. Dieser ist zwar besser als beim Note 8 positioniert, doch noch immer zu leicht mit den Linsen zu verwechseln, was diese mit unschönen Fingerabdrücken versieht. Alternativ kann auch die recht schnelle und zuverlässige Gesichtserkennung verwendet werden.
Die ohnehin schon hohe Fotoqualität hat sich noch einmal verbessert, indem in der Hauptkamera erstmals eine variable Linse zum Einsatz kommt. Diese kann unterschiedlich belichten, einmal mit einer sehr großen Blende von f/1.5 bei schlechten Lichtverhältnissen und mit f/2.4, um zu viel Helligkeit im Bild zu vermeiden. Die zweite Linse, die nur das Plus-Modell hat, dient dazu, einen doppelten Zoom zu erreichen. Die Fotoqualität gehört zum Besten, was es derzeit in Smartphones gibt, bei schwachem Außenlicht bleibt kein anderes Gerät so lange am Ball wie das S9+. Die Farben wirken allerdings manchmal schon fast zu kräftig und strahlend. Die 8-Megapixel-Frontcam wurde vom Vorgänger übernommen und ist zwar gut, aber nicht überragend.
Auch wenn das S8 schon nicht langsam ist, legt Samsungs hauseigener Exynos-9810-Prozessor im S9+ noch eine Schippe drauf: Im Antutu-Benchmark erreicht er mehr als 240.000 Punkte und damit rund 30 Prozent mehr. Er macht den Neuling in Kombination mit den üppigen 6 GB Arbeitsspeicher klar zum derzeit schnellsten Android-Smartphone. Gut ist auch der Akku, der knapp zwei Tage und damit etwas länger als beim Vorgänger durchhält. Ein Schnellladegerät, das das Gerät in weniger als zwei Stunden wieder komplett füllt, liegt bei, dazu ist es wieder möglich, im QI-Standard drahtlos zu laden.
Nicht nur aus den internen Lautsprechern kommt mit Verwendung von Dolby Atmos ein guter und recht voller Sound, Samsung setzt auch noch, im Gegensatz zu einigen Konkurrenten, auf eine Kopfhörerbuchse an der Unterseite und legt dazu ein recht hochwertiges AKG-Headset bei.
Bei der Bedienung werden sich die Geister wieder scheiden: Zwar wird die einhändige Benutzung durch die ausziehbare Leiste am rechten Rand des Displays erleichtert, doch insgesamt ist das Smartphone doch sehr unhandlich. Dazu kommt, dass bei manchen Apps von Fremdanbietern die Bedienflächen genau auf der linksseitigen Rundung positioniert sind, was die Nutzung erschwert. Samsung bietet viele eigene Elemente bei der Software, doch nicht alles, wie der Sprachassistent Bixby, der noch immer kein Deutsch versteht, wirkt auch ausgereift.