Datenschutz
30.11.2020, 08:30 Uhr
Schufa will Konten von Käufern einsehen
Die Wirtschaftsauskunftei Schufa wird möglicherweise zukünftig auch auf Kontodaten zurückgreifen können, wenn sie Verbraucher auf deren Kreditwürdigkeit untersucht. Telefónica ist mittlerweile wieder aus dem Pilotprojekt ausgestiegen.
Verbraucher, bei denen ein schlechter Schufa-Score die Kreditwürdigkeit beeinträchtigt, sollen zukünftig eine Chance bekommen, dennoch eine Kreditzusage zu erhalten. "CheckNow" nennt sich der Service, mit dem die Wirtschaftsaukunftei Schufa auf Kontoauszüge von Verbrauchern mit negativen Schufa-Einträgen blicken will. Anfang November wurde das Pilotprojekt in Kooperation mit dem Mobilnetzanbieter O2 gestartet. Beim Kauf eines neuen Smartphones mit Vertrag wird den Kunden neben dem gewöhnlichen Schufa-Check auch die Möglichkeit angeboten, der Auskunftei elektronischen Zugriff auf die Kontoauszüge zu gewähren. So kann ein Kunde beweisen, dass er zahlungsfähig ist. Der Mobilfunkkonzern ist inzwischen wieder aus dem Projekt ausgestiegen.
Die "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung", kurz Schufa, hat bisher Informationen zu rund 65 Millionen Bundesbürgern gespeichert. Sie gibt Unternehmen Auskunft über die Bonität von zukünftigen Kunden. Pläne, auf die Kontodaten aller untersuchten potenziellen Kunden zuzugreifen, verfolge die Schufa laut Golem.de schon seit 2018. Umgesetzt wurden die Pläne durch den Kauf des Münchner Start-ups Fin Api, welche eine Lizenz der Finanzaufsicht Bafin besitzt. Diese erlaubt es dem Fintech-Unternehmen, die Konten seiner Nutzer einzusehen.
Mehr Auskunft als nötig?
Die Schufa kann durch den Blick auf die Kontobewegungen alle Zahlungsaktivitäten des Verbrauchers einsehen, was Datenschützer beunruhigt. Sie erhält zum Beispiel Informationen darüber, wie, wann und für welchen Zweck Verbraucher Überweisungen tätigen. Denn auf Kontoauszügen wird alles dokumentiert, was man mit elektronischen Zahlungsmitteln jemals gekauft hat. Auch Gehaltsüberweisungen tauchen dort auf die Gehaltshöhe war der Schufa bislang nicht bekannt. Tauchen in den Daten Kontobewegungen für verdächtige Zwecke wie zum Beispiel Glücksspiel auf, könnte sich das negativ auf die Bonität auswirken.
Datenschützer befürchten somit erhebliche Eingriffe in die Privatsphäre von Verbrauchern. Die Schufa könne so ein umfassendes Persönlichkeitsprofil der geprüften Klienten erstellen und ihren beteiligten Unternehmen Auskunft über deren Vorlieben geben. Die Auskunftei darf die eingesehenen Daten sogar 12 Monate speichern, was derzeit im Pilotprojekt noch nicht angedacht ist. Aber die Schufa teilt mit, dass die Speicherung für das Endprodukt vorgesehen ist.
Datenschützer alarmiert
Die Landesdatenschützer in Bayern haben laut Angaben der Süddeutschen Zeitung davon erst einen Tag nach Online-Start des Dienstes erfahren. Aktuell prüfe das Landesamt für Datenschutzaufsicht den Sachverhalt.