Handel
15.07.2020, 11:30 Uhr
Nachhaltiger Profit
Lange vor dem grünen Trend verfolgten viele Anbieter nachhaltige Handelsmodelle. Ein bewusster Online-Handel ermöglicht auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Handelsexperte Kai Hudetz vom IFH Köln spricht vom „Greta-Thunberg-Effekt“: Ausgelöst durch das im Zuge von Fridays for Future gestiegene Umweltbewusstsein, nehmen Nachhaltigkeitsaspekte auch beim Konsum eine immer größere Rolle ein. Kaum ein Händler, der im Verlauf des vergangenen Jahres nicht das Thema Nachhaltigkeit in seine Kommunikation eingebunden hat: Plötzlich wird überall grün geliefert, biologisch produziert, fair und ökologisch gehandelt und CO2 kompensiert – von Amazon bis Zalando: Der Berliner Fashion-Händler setzt zum Beispiel seit 2019 beim Versand auf recycelbare Verpackungen, ermöglicht es den Kunden, die durch ihre Bestellung entstandenen Emissionen freiwillig zu kompensieren, und in den Online-Kleiderschrank Zalando Wardrobe wurde die Option zum Weiterverkauf gebrauchter Mode integriert.
Das alles ist im Sinne des Wohls unseres Planeten zu begrüßen. Doch bleiben Fragen offen: Wie stark entspringt das neue Ökobewusstsein vieler Händler einem echten Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und ist es nicht nur einem Marketingkalkül geschuldet? Und wie sieht es auf der Geschäftsmodell-Ebene aus: Lässt sich mit nachhaltigen Produkten und Konzepten im Online-Handel auch ein nachhaltiger Profit erzielen? Antworten darauf liefert der genauere Blick auf einige der wichtigsten nachhaltigen Geschäftsmodelle im Netz. „Für uns ist Nachhaltigkeit seit 15 Jahren ein wichtiges Merkmal – das gehört schon immer zu unserer DNA“, erklärt Heiner Kroke, CEO des Recommerce-Anbieters Momox. Das Unternehmen ist auf den Verkauf von gebrauchten Büchern und Medien spezialisiert, bei Amazon und eBay und über den eigenen Web-Shop. Seit 2014 betreibt Momox auch den Secondhand-Fashion-Shop Ubup.com („Used but precious“). Im vergangenen Jahr konnte Momox seinen Umsatz um 25 Prozent auf 250 Millionen Euro steigern. Bücher und Medien sorgen bei dem Recommerce-Unternehmen zwar weiterhin für 87 Prozent der Umsatzes, doch das Segment Fashion zeigt mit einem Wachstum von 61 Prozent eine starke Dynamik.
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