bevh-Umfrage 23.03.2022, 10:55 Uhr

Ukraine-Krise trifft Handel stärker als die erste Corona-Welle

Nicht nur die Lieferketten leiden unter dem Krieg in der Ukraine. Auch das Konsumklima bricht förmlich zusammen. Das ergibt eine Umfrage des Branchenverbandes bevh unter seinen Mitgliedern. Der Verband warnt: Diese Krise könnte schlimmere Folgen haben als Corona.
(Quelle: Shutterstock/Miha Creative)
Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) zeichnet nach Auswertungen einer Umfrage unter Mitgliedern ein düsteres Bild der Lage. In Folge des Krieges in der Ukraine sehen sich 61,8 Prozent der Unternehmen mit massiv steigenden Energiepreisen und 53,0 Prozent mit erheblich steigenden Einkaufspreisen konfrontiert.
Ein Drittel (33,8 Prozent) der Befragten gibt an, dass ihnen Abnehmer und Aufträge wegen Lieferkettenproblemen wegbrechen. Bei der Befragung waren Mehrfachantworten möglich.

Sorge um Mitarbeiter in der Ukraine

Gefragt nach Gegenmaßnahmen zur Bewältigung der Krise räumt die Hälfte der Befragten (50,9 Prozent) ein, kurzfristig keine Möglichkeiten zu sehen, auf die Schwierigkeiten zu reagieren. 27,1 Prozent suchen aktiv nach alternativen Beschaffungsmöglichkeiten, 15,3 Prozent fahren bereits ihre Geschäftstätigkeit zurück.
Jedes zwanzigste befragte Mitglied (5 Prozent) hat derzeit andere Sorgen: Viele Unternehmen haben ukrainische Mitarbeiter, die sie erst einmal in Sicherheit bringen müssen, bevor sie sich um ihre Bilanzen kümmern.
Fast noch größer sind die Bedenken bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Fast die Hälfte der Befragten erwartet, dass der wirtschaftliche Erholungsprozess in Deutschland dauerhaft unterbrochen ist und dass die Auswirkungen "massiv und dauerhaft" sein werden. 12,7 Prozent gehen gar von einer Rezession aus.

Inflation schmälert Kauflaune

Diese düstere Lage hat auch gravierende Auswirkungen auf die Kauflaune der Konsumenten. Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im bevh, sagt: „Die Menschen halten ihr Geld zusammen, wenn die Energie- und Lebenshaltungskosten heftig steigen und die Inflation die Kaufkraft des verfügbaren Einkommens schmälert. Niemandem steht angesichts des Krieges in solcher Nähe der Sinn nach Konsum. Wir sehen ein Szenario, das den Einbruch im ersten Corona-Quartal noch in den Schatten stellt.“
Trotz dieser düsteren Aussichten steht der deutsche Onlinehandel geschlossen hinter den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. 31 Prozent der Befragten findet die Sanktionen gegen Russland absolut „angemessen“, weiteren 51,7 Prozent der Mitglieder gehen sie sogar noch nicht weit genug. 15 Prozent sehen sich nicht in der Lage, dies zu beurteilen, und 2,3 Prozent sind anderer Meinung.




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