C2C-Marktplatz
28.02.2023, 12:00 Uhr
eBay Deutschland streicht Gebühren für private Verkäufer
Ab 1. März wird das Handeln auf eBay Deutschland für private Verkäufer kostenlos. Für sie fällt dann weder eine Angebotsgebühr noch die bisher übliche Verkaufsprovision von 11 Prozent plus 35 Cent an. Gewerbliche Händler müssen weiterhin zahlen.
Wenn Privatleute Waren an andere Privatleute verkaufen wollen, tun sie das auf den meisten deutschen C2C-Plattformen kostenlos; nur eBay bildete bisher mit einer Verkaufsprovision von 11 Prozent plus 35 Cent Fixgebühr eine Ausnahme. Das ändert sich ab dem 1. März: Der Online-Marktplatz hat den Wegfall aller Gebühren für Privatverkäufer beschlossen. Auch Kosten für die neuen eBay-eigenen Bezahlverfahren fallen für sie nicht mehr an. Die Änderung gilt für alle Angebote, die am 1. März aktiv sind und tritt automatisch in Kraft. Sie ist aktuell allein auf ebay.de begrenzt.
eBay hofft, mit der Aktion wieder mehr Privatverkäufer auf die Plattform zu holen - denn die sind für den Marktplatz besonders wertvolle Nutzer. "Wir sehen ein enormes Potenzial im C2C-Geschäft", sagte Jenny Schmaler, Director C2C bei eBay Deutschland. "Gebrauchtes zu kaufen und zu verkaufen passt zum aktuellen Zeitgeist. Zudem kaufen Verbraucher, die ebay.de zum Verkaufen nutzen, im Durchschnitt doppelt soviel auf eBay ein wie Kunden, die eBay nur für den Einkauf nutzen. Privatverkäufer gehören deshalb zur ureigenen DNA von eBay."
Händler begrüßen den Schritt - doch es bleiben Fragen
Das sehen nach Angaben von eBay auch viele prominente eBay-Händler so, die die Plattform vor der Umsetzung um ihre Meinung gebeten hat. "Wir glauben, dass unsere Händler darüber sehr happy sein werden", so Andreas Haentsch, Senior Director Seller Engagement bei eBay Deutschland. "Sie verstehen, wie wichtig Privatverkäufer für eBay sind und dass wir deshalb mit der Umstellung direkt in unser Ökosystem investieren, von dem unsere Händler letztlich profitieren."
Neben den Befürwortern sorgen sich allerdings auch einige Händler um die Missbrauchsmöglichkeiten, die gewerbliche "Schwarzverkäufer" nutzen könnten, um unter einem jetzt kostenfreien Privataccount gewerbliche Verkäufe im großen Stil zu Dumping-Preisen anzubieten. Allerdings meldet eBay seit dem 1. Januar 23 nach dem Plattformen-Steuertransparenzgesetz die Daten aller Verkäufer auf seiner Plattform an das Finanzamt - auch die von Privatverkäufern. Einem wachsamen Finanzbeamten könnten verdeckte gewerbliche Gewinne also eventuell auffallen.
Wie viel sich eBay den Schritt kosten lässt, verrät der Marktplatz nicht; auch aus den Geschäftszahlen lässt sich der Anteil des Privatkundengeschäfts in Deutschland nicht herauslesen. Es handle sich aber um ein "signifikantes Investment" auf Seiten eBay Deutschlands, das auch innerhalb des weltweiten Konzerns aufmerksam beobachtet werde, so Schmaler.
Die relevante KPI für die Messung des Erfolgs sei allein die Nutzerzahl, hieß es aus dem Management. Deshalb soll die Neuerung auch breit kommuniziert werden; mit der Einführung am 1. März startet eine breit angelegte TV-, Radio-, Online- und Social-Kampagne unter dem Claim "Lass es los. Kostenlos", und auch auf ebay.de selbst soll auf den neuen gebührenfreien Privatverkauf prominent hingewiesen werden.
Reaktion auf den Erfolg von Kleinanzeigen.de
Der Gebührenerlass für Privatverkäufer stellt eine deutliche Kehrtwende in der eBay-Strategie dar. Erst im Juli 2021 hatte der Marktplatz seine Gebührenstruktur für Privatverkäufer überarbeitet und seither 11 Prozent Provision auf den Gesamtpreis einer Bestellung (inklusive Versandkosten) verlangt - plus 35 Cent pro Bestellung. Damals wurde der Schritt mit einer Modernisierungsstrategie begründet, die den Marktplatz insgesamt attraktiver machen sollte.
Das ging nach hinten los, denn viele Privatverkäufer nahmen die Preisänderung zum Anlass, die Plattform zu verlassen. Mit ihnen zogen aber auch viele potenzielle Käufer davon: Seit dem zweiten Quartal 2021 sinkt die Zahl der aktiven eBay-Nutzer stetig ab. 2022 betrug der Nutzerschwund laut den eBay-Geschäftszahlen minus 8,8 Prozent.
Die abtrünnigen Privatverkäufer finden im lebendigen deutschen C2C-Markt schnell eine neue Heimat, vor allem bei der ehemaligen eBay-Tochter Kleinanzeigen.de, die der Konzern 2020 an den norwegischen Online-Marktplatz Adevinta verkauft hat. Das Portal läuft trotz der Trennung von eBay sehr erfolgreich und erreicht nach eigenen Angaben zwei von drei deutschen Internetnutzern - die auf der Plattform kostenlos verkaufen können. Der Strategiewechsel von eBay im Umgang mit seinen Privatverkäufern dürfte als Versuch zu verstehen sein, nicht noch mehr Nutzer an Kleinanzeigen.de zu verlieren.