Hohe Energiepreise 20.09.2022, 13:41 Uhr

HDE warnt vor Pleitewelle im deutschen Einzelhandel

Laut einer HDE-Umfrage sind aufgrund explodierender Energiekosten mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen in Deutschland in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Der Verband fordert nun schnelle Wirtschaftshilfen.
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth
(Quelle: HDE/Hoffotografen)
Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt angesichts steigender Energiekosten vor einer Insolvenzwelle im deutschen Einzelhandel - und fordert nun die schnelle Ausweitung der angekündigten Wirtschaftshilfen des Staates auf Handelsunternehmen, welche die enormen Energiepreissteigerungen nicht mehr stemmen können.
Konkret seien die Energiekosten im Einzelhandel seit Jahresbeginn im Durchschnitt um knapp 150 Prozent gestiegen, betonte der HDE.  Eine aktuelle Umfrage unter 900 Unternehmen aller Standorte, Branchen und Größenklassen habe nun gezeigt, dass in der Folge mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen in Deutschland in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht seien.
„Viele Handelsunternehmen sehen keinen Ausweg mehr. Einerseits steigen die Energiepreise enorm, andererseits können die meisten die Kosten aufgrund des harten Wettbewerbs nicht einfach an die Kunden weitergeben“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
So gaben im Rahmen der HDE-Umfrage 86 Prozent der Befragten an, steigende Energiekosten nicht oder nicht vollständig auf die Verbraucherpreise aufschlagen zu können. Gleichzeitig berichtete ein Viertel der Einzelhändler von Problemen bei der Verlängerung bestehender Verträge oder bei Neuabschluss. Und mehr als 90 Prozent rechnen dauerhaft mit höheren Energiekosten. Dementsprechend planten mehr als drei Viertel verstärkte Energiesparmaßnahmen, wie aus der Studie weiter hervorgeht.

Existenzängste im Handel immer größer

Wie brisant die Lage tatsächlich ist, wird auch dadurch deutlich, dass sich 22 Prozent der Handelsunternehmen durch die Energiekosten bereits kurzfristig (in den kommenden zwölf Monaten) in Existenzgefahr sehen. Insgesamt sieht sein Unternehmen mehr als jeder zweiter Händler durch die Preisanstiege bei Energie in Gefahr.
„Nach den für viele Händler harten beiden Corona-Jahren mangelt es vielerorts an finanziellen Rücklagen, um die Energiepreisentwicklung kurzfristig auffangen zu können. Deshalb muss der Staat nun auch dem Einzelhandel unter die Arme greifen“, so Genth weiter. Zudem spürt die Branche die konjunkturelle Eintrübung bereits jetzt sehr deutlich. Die Konsumstimmung ist im Keller. Für das zweite Halbjahr rechnet der HDE deshalb für den Einzelhandel insgesamt mit einem realen durchschnittlichen Umsatzrückgang von fünf Prozent zum Vorjahr.
Bei den bisherigen Hilfsprogrammen fällt die Branche aber bisher durch das Raster. Weder beim Entlastungspaket III noch beim Energiekostendämpfungsprogramm komme der Einzelhandel zum Zug, kritisiert der HDE. „Der Einzelhandel ist mit insgesamt 35 Terawattstunden pro Jahr einer der größten Energienutzer in Deutschland, wird aber nicht als energieintensiv eingestuft. Der steile Anstieg der Energiekosten stellt sämtliche Kalkulationen auf den Kopf und bringt viele Handelsunternehmen in aus eigener Kraft unauflösbare Situationen“, so Genth.




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