Beratung am PoS 11.08.2016, 11:14 Uhr

Das müssen Händler über Smartphone-Kameras wissen

Wer als Händler im Beratungsgespräch erklären kann, was eine gute Smartphone-Kamera auszeichnet, hat bessere Chancen, auch hochpreisige Geräte an den Mann zu bringen.
(Quelle: OPOLJA - Shutterstock)
Die meisten Kunden wollen mit ihrem Smartphone einfach nur schnell gute Bilder machen, die technischen Details interessieren sie dabei seltener. Dennoch müssen sich TK-Händler mittlerweile auch in diesem Bereich immer besser ­auskennen, etwa um dem Kunden plausibel erklären zu können, weshalb das Gerät mit der aufwendigeren Kameratechnologie teurer ist als ein vergleichbares Smart­phone.­ Dass die reine Megapixel-Zahl wenig­ über die Qualität der Aufnahmen aussagt­, sollte inzwischen bei jedem angekommen sein. Begriffe wie Blende, CCD und Co. dürfen aber keine böhmischen Dörfer mehr für Händler sein, die Smartphones auch über deren Fotografiefunk­tionen an den Mann bringen wollen.

Der Bildsensor: Licht von hinten

Herzstück jeder Kamera ist der Bildsensor, der das eintreffende Licht in digitale Signale umwandelt und so das Bild erstellt. Mittlerweile kommen beinahe ausschließlich CMOS-Sensoren zum Einsatz, da sie im Vergleich zu den früher vor allem bei Kompaktkameras genutzten CCD-Sensoren weniger Energie verbrauchen und diesen in puncto Bildqualität fast ebenbürtig sind. Viele Hersteller verbauen heute solche, bei denen das Licht nicht von vorne auf die photosensitiven Zellen trifft, wo es teilweise von der erforderlichen Elektronik reflektiert wird, sondern von der Rückseite. Bei dieser BSI (back side illuminated)-Technologie geht entsprechend weniger Licht „verloren“, die Anbieter versprechen dadurch bessere Aufnahmen.

ISO-Zahl: Rauschen vorprogrammiert

Wer in Zeiten der Analogkameras Dämmerungsfotos mit vergleichsweise kurzer Belichtungszeit ohne Stativ machen oder bei Nacht knipsen wollte, griff zu Spezialfilmen mit einer möglichst hohen ISO-Zahl jenseits der 400 – heute stellt die Kamera diesen Wert ein. Da das einfallende Licht nicht mehr wird, nur weil man die ISO-Zahl hochregelt, wird es digital verstärkt. Besonders gut erkennen kann man dies im Farbrauschen, das bei sehr dunklen Aufnahmen ohne Blitz zu sehen ist.

Blendenzahl: Kleiner ist größer

Wer beim Bruchrechnen in der Schule ­einigermaßen aufgepasst hat, sollte wohl auch beim Begriff der Blende keine Schwierigkeiten haben. Angaben wie f/1.4 oder f/5.6 sorgen beim Laien zwar meist für Verwirrung, lassen sich aber recht simpel erklären: Je größer die Zahl unter dem Bruchstrich, desto geringer wird das ­Ergebnis dieser Rechnung ausfallen und desto kleiner ist die Öffnung, durch die Licht auf den ­Fotosensor fallen kann. Gerade bei Smartphone-Kameras, die in den meisten Fällen ohne optischen Bildstabilisator auskommen müssen, ist die Blende also entscheidend, denn sie bestimmt auch direkt die ­Belichtungszeit.

Tiefenschärfe: Wichtig für mehr Details

Einen weiteren Effekt hat die Blendenöffnung auf die Tiefenschärfe. Je größer die Öffnung (also je kleiner die Zahl unterm Strich), desto unschärfer wird der Hintergrund abgebildet – was man etwa bei Porträts erreichen will. Umgekehrt erzielt man mit einer kleinen Öffnung eine regelmäßige Schärfe über das gesamte Bild, zum Beispiel bei Landschaftsaufnahmen.

Belichtungszeit: Schnellschüsse erlaubt

Je länger die Belichtungszeit, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aufnahme verwackelt, gerade bei schlechten Lichtverhältnissen. Kamera-Apps erlauben vielfach die manuelle Einstellung der Belichtung, so dass man mitunter spannende Effekte erzielen kann. Die Verdoppelung der Zeit entspricht auch einer Verdoppelung der Helligkeit.

Brennweite: Möglichst weiter Winkel

Die Brennweite bezeichnet die Entfernung zwischen dem Bildsensor und dem Linsensystem und wird in Millimetern angegeben. Während die meisten Kompaktkameras mit einer variablen Brennweite ausgestattet sind und somit das Zoomen ermöglichen, ist sie bei Smartphones aufgrund der geringen Bautiefe stets fest. Je geringer die Brennweite, desto größer ist der Bereich, der erfasst werden kann.

Megapixel: Mehr ist nicht immer besser

Die Ansteckkamera des Siemens S55 erreichte damals 0,3 Megapixel, heute sind Werte von 20 Megapixeln oder mehr nicht ungewöhnlich. Wie eingangs erwähnt, gibt dies aber keinen Aufschluss über die Güte der Aufnahmen, vielmehr kann eine zu hohe Dichte an Pixeln auf dem winzigen Photo-Chip die Bildqualität auch negativ beeinflussen.
Denn je mehr Bildpunkte sich auf der oft nur acht Millimeter in der Diagonale messenden Fläche drängen, desto kleiner muss jeder einzelne Pixel sein – was seine Fähigkeit, Licht aufzunehmen, verringert. HTC hat dem Megapixel-Trend mit der Vorstellung des One mit „nur“ 4 Megapixeln eine klare Absage erteilt, die Bildpunkte hatten folglich mehr Platz und sollten bessere Fotografien bei wenig Licht ermöglichen.




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