LCM
06.07.2021, 14:45 Uhr
Nachhaltigkeit als Umsatztreiber
Mit Product-Lifecycle-Management-Services können Reseller Kunden an sich binden. Das sind die Angebote der Distributoren.
Es gibt immer noch viele Unternehmen, die auf die fachgerechte Entsorgung von ITK-Produkten keinen großen Wert legen. Alte Smartphones oder Laptops werden mehr oder weniger sorgfältig gelöscht – oder im Keller gestapelt, bis sie irgendwann auf dem Wertstoffhof landen. Müssen wiederum neue Endgeräte angeschafft werden, so besorgt der Administrator sie vielleicht bei seinem Systemhaus, vielleicht erhält der Reseller dann auch den Auftrag, die Hardware zu administrieren. Standardprodukte werden aber auch häufig bei einem günstigen Anbieter gekauft und der Administrator oder im schlimmsten Fall der Nutzer ist für das Einrichten selbst verantwortlich.
Doch es gibt auch immer mehr Firmen, die ihre ITK-Prozesse – vom Einkauf über die Konfektionierung bis hin zur Entsorgung – professionalisieren und an externe Dienstleister auslagern: Stichwort Lifecycle-Management (LCM) der Produkte. Einige Distributoren haben schon seit Jahren LCM-Angebote im Programm. Zu diesen gehört unter anderem Komsa. „Deutschland arbeitet remote – dafür hat Corona gesorgt und das ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, egal wie klein oder groß ein Unternehmen ist“, erklärt Vertriebsvorstand Steffen Ebner. Spaß mache das allerdings nur, wenn alles reibungslos funktioniere, sagt er weiter.
„Die Technik rund ums mobile Arbeiten muss gut konfiguriert sein, betreut und im Defektfall schnell repariert werden. Doch immer weniger Unternehmen haben die Ressourcen, sich selbst darum zu kümmern“, betont er.
Refurbished Ware liegt im Trend
„Als Distributor mit eigenem Repair- und Servicecenter legen wir seit Jahren Wert auf nachhaltige Reparatur statt Entsorgung. Dazu haben wir in den vergangenen Jahren verschiedene Produkt-/Servicedienstleistungen entwickelt, die Optionen in diesem Bereich bieten“, berichtet wiederum Jörg Neumann, Leiter Netzvermarktung & Vertrieb Handel beim Nordhorner Distributor Eno Telecom. Vor allem das Interesse an Refurbished Ware sei in den letzten zwölf Monaten deutlich stärker geworden, erklärt Tobias Köhler, Director Purchase & Sales bei der Webinstore AG, einem Unternehmen der Also-Gruppe. „Wir haben vermehrt Anfragen von privaten Unternehmen jeder Größe, von Behörden und Einrichtungen sowie aus dem Bildungsbereich erhalten“, berichtet er.
Vermarktung sowohl über Partner als auch direkt
Das Gros der Distributoren bietet seine LCM-Lösungen sowohl direkt als auch über seine Fachhandelspartner an. „Wir vermarkten indirekt über unsere Partner als White-Label-Lösung, aber auch bei Großunternehmen auf Wunsch und in Abstimmung direkt“, erklärt dazu Jürgen Jowanowitsch, Leiter Geschäftskunden bei Brodos. Und weiter: „In zunehmendem Maße beschäftigen sich erfreulicherweise auch kleinere Reseller mit dem Thema, insbesondere weil hier eine Vielzahl an Dienstleistungen mit angeboten werden können und die Anfragen ihrer Kunden durch die Pandemie stark gestiegen sind.“
Jörg Neumann von Eno Telecom ergänzt: „Das Thema LCM findet mittlerweile eine recht große Beachtung und ist für alle Reseller interessant. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion der Rücknahme von Geräten auch in Discountern und der aktuellen Stimmung bezogen auf Umgang mit Ressourcen und Nachhaltigkeit bekommt der Umgang mit dieser Produktgruppe einen neuen Stellenwert.“ Und auch er sieht eine deutliche Steigerung des Interesses bei den Resellern in allen Größenordnungen. Allerdings sehen er und seine Distributionskollegen wie Jowanowitsch auch neue Aufgaben auf Unternehmen und Reseller zukommen – vor allem in dieser Pandemiezeit: „Die Vorteile des mobilen Arbeitens werden jetzt sichtbar, allerdings sind im Vorfeld klare Strategien der Unternehmen insbesondere im Datenschutz und im Sicherheitsbereich (Cyber Security) erforderlich.“
Letztendlich ist das aber auch eine Chance für Händler und Systemhäuser, den Umsatz pro Kunde zu erhöhen und mit der entsprechenden Beratungskompetenz zu punkten. Die Risiken für Unternehmen sind schlicht zu hoch, wenn sie Altgeräte mit wichtigen Daten nicht fachgerecht entsorgen – oder aber die Mitarbeiter, auch im Homeoffice, nicht mit der nötigen Hardware ausstatten können.