Interviews 09.04.2020, 11:59 Uhr

So schätzen Epos, Jabra und Poly den B2B-Markt ein

Telecom Handel sprach mit den drei großen Herstellern im Markt für Office-Headsets über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Nachfrage und die Verkaufschancen für den Handel.
(Quelle: Jabra)

Interview mit Henning Schäfer, Senior Director Sales DACH & EE bei Poly

Telecom Handel: Wie können Händler in diesen Zeiten die verstärkte Nachfrage nach Office Headsets nutzen?
Henning Schäfer: Die Nachfrage nach professionellen Headsets ist in den vergangenen Wochen explodiert und kann mittlerweile, wie man sich vorstellen kann, nur mit Verzögerung erfüllt werden. Aber dies ist Teil der unorthodoxen Art und Weise, wie der Transport und die Lieferung aller Güter unter diesen außergewöhnlichen Umständen funktioniert. Primär werden einfache Office Headsets (USB Corded) nachgefragt, um den Ad-hoc-Bedarf zu decken. Dieser Ansatz ist jedoch aus meiner Sicht sehr kurzfristig. Verwandeln wir das Negative ins Positive, ist das jedoch eine Chance für Einzelhändler, sich auf dem Markt zu differenzieren und ihre Kunden mit langfristigen Lösungen auszustatten. Ein Modell, das den dringenden, aber wahrscheinlich kurzfristigen Bedarf im Home-Office deckt, aber auch langfristig sowohl im Büro als auch im Home-Office eingesetzt werden kann, ist die ideale Lösung. Poly unterstützt seine Händler durch die von unseren Partnern sehr oft genutzte „Persona-Analyse“. Diese macht es leichter, das passende Headset für jeden Art von Nutzer in der jeweiligen Arbeitsumgebung zu finden. Ebenso ist es zurzeit wichtig, dem Device im Homeoffice den notwendigen Service zu bieten – ein Servicemitarbeiter lässt sich im Moment nicht zum Nutzer schicken. Unsere Partner haben dieses erkannt, und bieten Ihren Endkunden Plantronics ManagerPro an, eine Analyse- und Change-Management-Lösung für die IT, um die Kommunikation per Fernzugriff zu verwalten und voranzutreiben..
Quelle: Poly
Wie unterstützen Sie die Händler – zum Beispiel beim Verkauf via Online oder Mailings?
Schäfer: Neben unseren üblichen Aktivitäten in Zusammenarbeit mit unseren Partnern wie Bannerschaltung, Mailings etc. bieten wir unseren Partnern seit drei Wochen die Option, sowohl an internen als auch externen Webinaren teilzunehmen. Das bedeutet, dass wir dem Vertriebspartner durch zum Beispiel Marketingfunding oder Ressourcen wie Referenten und Content helfen, erfolgreiche Webinare zu veranstalten. Diese verdeutlichen die Bedeutung einer guten Audio- und Video-Kommunikation und zeigen den Kunden entsprechende Lösungen auf. Ferner setzen wir selbst mit unseren Alliancepartnern Webinare auf (das erfolgreichste Webinar hatte über 800 Anmeldungen) und generieren so Leads für unsere Vertriebspartner.
Wie hat sich die Nachfrage nach Office-Lösungen in den vergangenen Wochen entwickelt?
Schäfer: Die Nachfrage hat sich sowohl im Audio- als auch im Videobereich vervielfacht.
Erwarten Sie auch nach der Corona-Krise einen anhaltenden Boom bei UCC Lösungen?
 
Schäfer: Ja. Unternehmen und öffentliche Organisationen, die bis dato zögerlich dem Thema UCC entgegenstanden, erkennen jetzt den Vorteil einer Cloudbasierten UCC Lösung und werden sich von ihren veralteten On-Premise Inseln trennen. Des Weiteren erkennen Anwender den individuellen Nutzen dieser Lösungen und die Flexibilität, die sie ermöglichen und werden in der Folge voraussichtlich auch zukünftig nicht nur innerhalb, sondern verstärkt auch außerhalb des Büros arbeiten und kommunizieren. Ferner denke ich nicht, dass wir einen fixen Zeitpunkt „nach der Gesundheitskrise“ haben. Der Gang zurück zur „Normalität“ wird schrittweise erfolgen und wir werden noch über einen längeren Zeitraum hinweg Einschränkungen in Bezug auf unsere Mobilität sehen. Es kann noch einige Zeit dauern, bis Geschäftsreisen wieder möglich sind. Nachdem Anwender die Effizienz virtueller Meetings aus erster Hand erfahren haben, kann es zu einem erheblichen Rückgang der Geschäftsreisen kommen. Audio-und Video basierte Interaktion wird zum Standard – persönliche Treffen bleiben nach wie vor wichtig, werden aber deutlich reduziert.

Interview mit Gregor Knipper, Managing Director EMEA Central Region bei Jabra

Quelle: Jabra
Telecom Handel:
Wie können Händler in diesen Zeiten die verstärkte Nachfrage nach Office Headsets nutzen?
Gregor Knipper: Die aktuelle Lage bietet für Händler natürlich eine besondere Chance, die es richtig zu nutzen gilt. Einfach und schnell wäre es, Kunden lediglich mit Headsets zu versorgen. Aber Händler sollten weiter und nachhaltiger denken, denn auch jetzt ist es wichtig, Kunden gut zu beraten und im Idealfall Geschäftsbeziehungen über die Krise hinaus aufzubauen. Es sollte nicht nur um das einzelne Produkt gehen, sondern vielmehr um die Gesamtaspekte moderner Home Office Lösungen und damit um Fragen wie: Wie hat der Kunde bisher über Home Office gedacht? Was macht er jetzt? Wie will er sich zukünftig aufstellen? Unser Wunsch bei Jabra ist es, dass Händler dieses Potenzial für die Zukunft erkennen und eigene kreative Ideen entwickeln, wie sie es am besten für sich nutzen können, statt nur die aktuelle Nachfrage zu bedienen.
Wie unterstützen Sie die Händler – zum Beispiel beim Verkauf via Online oder Mailings?
Knipper: Wir haben schon vor der aktuellen Krise unsere Partner in vielen Aspekten beim Verkauf unterstützt, die nach wie vor relevant sind. Denn auch jetzt sind die richtigen Stories, die den Kunden genau da abholen, wo ihm gerade der Schuh drückt, das A und O. Händler müssen mit ihrem Lösungsvorschlag das richtige Produkt für Anwender und Umgebung finden, nur dann sind Kunden begeistert und fühlen sich verstanden. Darüber hinaus steht weiterhin viel standardisiertes Material wie beispielsweise Fotos in unserem Partner Portal zur Verfügung.
Wie hat sich die Nachfrage nach Office-Lösungen in den vergangenen Wochen entwickelt?
Knipper: Durch Reise- und Ausgehbeschränkungen sowie ganz allgemeinen Versuchen, die Verbreitung des Virus einzudämmen, ermöglichen unzählige Unternehmen das Arbeiten von Zuhause. Entsprechend stark hat sich die Nachfrage entwickelt – nicht nur nach Headsets, sondern auch nach Notebooks, Cloud-Telefonie, Security-Lösungen, Kameras für Videokonferenzen – also allem, was im Home Office benötigt wird. Dazu stehen in vielen Hilfsorganisationen und Unternehmen wie Versicherungen, Banken oder Touristik die Telefone im Moment nicht mehr still. Hier gibt es Bedarf für neue, bessere Lösungen. Und auch Branchen, die nicht klassisch im Home Office arbeiten, entwickeln mit viel Kreativität neue Lösungen und damit auch Chancen, beispielsweise die Yoga-Kurse, die per Video abgehalten werden oder der Musikunterricht, der virtuell stattfindet. Diese Arbeitsfelder benötigen ebenso Office-Lösungen, die genau ihre derzeitigen Herausforderungen lösen.
Erwarten Sie auch nach der Corona-Krise einen anhaltenden Boom bei UCC-Lösungen?
Knipper: Das erwarten wir auf jeden Fall. Firmen erfahren jetzt schmerzhaft, wie wichtig es ist, die Möglichkeit für remotes Arbeiten zu bieten und flexibel zu sein. Viele Unternehmen, die sich lange gewehrt haben und trotz Argumenten wie höherer Produktivität, weniger Reise- und Mietkosten oder dem Generationenwandel misstrauisch geblieben sind, merken jetzt, es geht doch. Und sie werden die Vorteile erkennen: Mitarbeiter sind ohne Störungen oder Reisen produktiver. Es muss aber auch klar sein, dass es hier nicht um das ausschließliche Arbeiten im Home Office geht, sondern um die richtige Balance aus Remote und Office für maximale Produktivität. Viele Unternehmen haben jetzt ihre Reisebudgets gestrichen, dieses Geld kann langfristig in eine nachhaltige Optimierung der Arbeitsplätze investiert werden. Das beinhaltet nicht nur die Hardware, sondern auch einen kulturellen Wandel. Denkbar sind zukünftig beispielsweise Home Office Coaches, die Mitarbeiter in effizientem Arbeiten von Zuhause und virtuellen Meetings schulen. Nach wie vor ist auch der ökologische Aspekt nicht zu vernachlässigen: Nur ein Tag pro Woche Home Office bedeutet 20 Prozent weniger Fahrten zur Arbeitsstätte, von längeren Geschäftsreisen mal ganz abgesehen. Und wenn weniger Autos auf den Straßen sind, hat dies zweifellos auch einen positiven Effekt auf die Umwelt und sicher auch auf unseren Stresslevel. Jede Krise bietet immer auch eine Chance – wir hoffen, dass das auch jetzt der Fall sein wird und Unternehmen das remote Arbeiten zukünftig aktiver fördern und ermöglichen.

Interview mit Stefan Grewe, Sales Director DACH, Enterprise Solutions bei Epos

Quelle: Epos
Telecom Handel:
Wie können Händler in diesen Zeiten die verstärkte Nachfrage nach Office Headsets nutzen?
Stefan Grewe: In der momentanen Situation werden einige Unternehmen gezwungenermaßen an Home Office und somit auch an das Thema der Beschaffung von Headsets herangeführt. Hier steht gerade der Endkunde, der sich vorher noch nicht mit diesem Thema beschäftigt hat vor einer großen Herausforderung. Einerseits muss er schnell und ungeplant eine Infrastruktur schaffen und sich hierbei für die richtigen Produkte bezüglich des Nutzerprofils für das Home Office entscheiden. Maßgeblich für eine funktionierende Infrastruktur ist die Kompatibilität der Headsetlösungen mit allen gängigen Kommunikationssystemen – was bei allen Epos Produkten der Fall ist. Grundsätzlich ist die Herausforderung hierbei im Moment der Zeitdruck einerseits für die Entscheidung und andererseits für die Beschaffung an sich. Hier kommt die Performance des Channels und für diesen eine große Chance ins Spiel. Das heißt ein Distributor mit einem gut gemanagten Lager, so dass die richtigen und genügend Produkte lieferbar sind und andererseits das Systemhaus, welches dem Endkunden bei der Auswahl der Produkte beratend zur Seite steht. Und genau hier kann sich der Handel neue und treue Kunden schaffen, indem der Handel diesen Kunden, gerade in dieser schwierigen Zeit, mit der richtigen Beratung und Betreuung Zur Seite steht. 
Wie unterstützen Sie die Händler – zum Beispiel beim Verkauf via Online oder Mailings?
Grewe: Wir bei Epos sind seit jeher durch die Historie des früheren Joint Ventures mit Sennheiser Communications gut mit unsern Kunden vernetzt – auch virtuell. Daher stellt die aktuelle Situation im persönlichen Kundenkontakt keine besondere Herausforderung dar. Wir stehen unseren Partnern wie gewohnt zur Seite und bieten professionelle Unterstützung,  gerade in der aktuellen Situation. Dazu gehört unter anderem ein umfangreiches Partnerportal, in dem unsere Partner alles finden, was sie für die virtuelle Präsentation unserer Produktpalette benötigen.
Wie hat sich die Nachfrage nach Office-Lösungen in den vergangenen Wochen entwickelt?
Grewe: Epos als einer der führenden Hersteller für Headsets und Online Conferencing Lösungen hat einen großen Zuwachs beim Bedarf von Headsets verzeichnet. Dieses war sowohl bei bestehenden Kunden der Fall als auch bei neuen Endkunden die sich aufgrund der geänderten Situation sehr schnell mit dem Thema Home Office, auseinandersetzen mussten. Interessant hierbei ist der Effekt, dass für die Home Office Kommunikation nicht nur Headsets von hoher Bedeutung sind, sondern durch die Kontaktsperre der Bedarf deutlich gestiegen ist, seinen Gesprächspartner auch zu sehen. Das heißt, auch Video in der online Kommunikation ist ein immer wichtigeres Thema. Das haben auch wir verstanden.
Erwarten Sie auch nach der Corona-Krise einen anhaltenden Boom bei UCC Lösungen?
Grewe: Das Learning, welches Unternehmen unserer Einschätzung nach aus der momentanen Situation ziehen werden: „Home Office“ oder vielmehr „Remote Work“ ist  eine moderne, zukunftsorientierte Art zu arbeiten mit großem Potential für den UCC-Markt .. Diese veränderte Arbeitsweise werden für einige das "neue Normale" beeinflussen und damit in Zukunft bei den Endbenutzern eine Nachfrage nach solchen Lösungen schaffen.




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