Kostspieliges Business-Tool
26.09.2016, 18:00 Uhr
Sennheiser MB 660 UC: Büro-Headset für HiFi-Fans im Test
Sennheiser hat ein neues Business-Headset mit Noise Cancelling entwickelt, das auch im Alltag eine gute Figur machen soll. Wir konnten das neue MB 660 UC bereits vor dem Marktstart testen.
Jabra hat mit der Evolve-Serie bereits einen Kopfhörer im Programm, der sowohl für den Business-Einsatz als auch bei der privaten Nutzung überzeugen soll - nun zieht Sennheiser mit dem neuen MB 660 UC nach. Der Kopfhörer kommt zum stolzen Preis von 450 Euro netto und ist vollgepackt mit allem, was man derzeit in Highend-Headphones erwarten kann.
Die Entwickler haben im Vergleich zum Jabra Evolve 80 auf einen Mikrofonarm verzichtet, stattdessen wurden drei Mikrofone in einer Reihe an der rechten Ohrmuschel angebracht. Diese erkennen, wann welches Geräusch wo eintrifft und können so erkennen, was unerwünschter Lärm und was die Stimme des Nutzers ist. Überhaupt gehört die Eliminierung der Umgebungsgeräusche zu dem Besten, was derzeit am Markt ist. Bei einem Testtelefonat aus der Münchner Bahnhofshalle kam beim Gegenüber lediglich die eigene Stimme an, der Rest wurde fast komplett ausgeblendet.
Das Ergebnis kann sich in der Tat hören lassen, die Sennheiser müssen sich selbst vor dem exzellenten Bose Quiet Comfort 20 nicht verstecken, durch die Over-Ear-Bauweise sind sie diesem bei höheren Frequenzen wie etwa Stimmen oder Tastaturgeklapper sogar überlegen. Beim eben erwähnten Testszenario am Bahnhof konnte der Kopfhörer einen Großteil der Umgebungsgeräusche verstummen lassen. Mit einem Doppeltipp auf das berührungsempfindliche Bedienfeld an der rechten Ohrmuschel lässt sich zudem der Außenschall temporär durchleiten, etwa wenn man eine Lautsprecherdurchsage hören möchte. Praktischerweise pausiert hierbei auch gleichzeitig die Musikwiedergabe.
Gute Leistungen auch im HiFi-Test beim Sennheiser MB 660 UC
Auf die per Tastendruck wählbaren Equalizer-Modi kann man indes getrost verzichten, außer man möchte die Basswiedergabe extrem verstärken. Im Vergleich zum Momentum M2 ist uns eine etwas stärkere Betonung der mittleren Frequenzen aufgefallen, was aber auch dem Einsatz als Business-Headset geschuldet sein kann, bei dem der Fokus auf der Übertragung von Stimmen liegt.
Eine gute Performance lieferte der MB 660 UC beispielsweise bei Peter Gabriels "Mercy Street" vom Album New Blood ab. Hier zeigte sich beim Intro mit Triangel und Kontrabass eine beeindruckende Räumlichkeit, die man auch sehr gut bei "Creeping Death" vom Debutalbum der finnischen Band Apocalyptica ausmachen kann. Hier setzen nacheinander vier Violoncelli ein, der Hörer kann diese genau im Raum lokalisieren.
Bedienung und Verarbeitungsqualität des MB 660
Die Bedienbarkeit, ein wesentlicher Punkt bei einem UCC-Headset, ist beim Sennheiser MB 660 UC löblicherweise nicht nur auf das Touch-Panel am rechten Ohrteil beschränkt, auch wenn dieses sehr gut funktioniert und wir während der mehrtägigen Testphase nur wenige Aussetzer bemerkten. Die Tasten für Bluetooth, ANC und die Koppelung sind so simpel wie effektiv, als sehr praktisch erwies sich der Ein- und Ausschaltmechanismus: Hierzu muss man das Headset einfach zusammen- beziehungsweise auseinanderfalten. Gut arbeiten auch die internen Sensoren, die die Wiedergabe unterbrechen, wenn man das Gerät absetzt. So wird auch der Akku geschont, die versprochenen 30 Stunden Dauerbetrieb konnten wir dennoch nicht ganz erreichen.
Wer aber nur auf die inneren Werte des Sennheiser MB 660 UC blickt, bekommt für sein Geld einen sehr guten Kopfhörer, der derzeit seinesgleichen sucht. Reine HiFi-Freunde werden sicherlich zu einem anderen Modell greifen, wer aber nicht nur ein gutes Werkzeug für den Office-Einsatz sucht, sondern dasselbe auch privat nutzen möchte, macht mit dem Kopfhörer nichts falsch. Lediglich Brillenträger sollten sich überlegen, ob sie nicht besser ein On-Ear-Gerät kaufen, da diese grundsätzlich weniger stark auf die Brillenbügel und damit auf den Kopf drücken.