Bitkom-Umfrage 26.04.2023, 15:53 Uhr

Die ITK-Branche hat ein Frauenproblem

Es gibt immer noch viel zu wenige weibliche ITK-Fachkräfte in Deutschland. Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage liegt der Frauenanteil der Belegschaft in der ITK-Branche aktuell bei durchschnittlich 15 Prozent.
(Quelle: Gorodenkoff/Shutterstock)
Frauen sind in der Tech-Branche noch immer die Ausnahme. Laut einer Umfrage des Bitkom ist in deutschen ITK-Unternehmen nur jede zwanzigste (5 Prozent) ITK-Fachkraft eine Frau. Der Frauenanteil der Belegschaft in der ITK-Branche insgesamt liegt 2023 mit durchschnittlich 15 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau (14 Prozent).
Dabei sind die großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten etwas weiter. Während bei ihnen im Durchschnitt jede vierte Position (26 Prozent) mit einer Frau besetzt ist, liegt der Anteil in mittleren Unternehmen (50 bis 499 Beschäftigte) bei 16 Prozent und in kleinen Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten bei nur 14 Prozent. In jedem fünften kleinen Unternehmen (20 Prozent) findet sich sogar keine einzige Frau in der Belegschaft.
Der geringe Frauenanteil liegt auch daran, dass sich noch immer deutlich mehr Jungen als Mädchen nach der Schule für eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich der ITK entscheiden. Bisher ist im Durchschnitt nur eine von 20 Azubi-Stellen (5 Prozent) im IT-Bereich mit einer Frau besetzt. Während der Frauenanteil in Großunternehmen bei 8 Prozent liegt, sind es in mittleren Unternehmen 7 Prozent und in kleinen Unternehmen nur 4 Prozent.
„Es ist völlig klar: Die ITK-Unternehmen brauchen mehr Mädchen und Frauen“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Die Branche hat auch erkannt: Mehr Frauen in der Digitalisierung - das bedeutet auch mehr digitale Teilhabe, mehr technologische Innovation und mehr wirtschaftlicher Erfolg. Bei der Umsetzung dieser Erkenntnis geht es allerdings weiterhin nur langsam voran. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren.“

Frauen dringend gesucht

Dabei wünschen sich die ITK-Unternehmen der Umfrage zufolge eigentlich mehr Frauen in ihrer Belegschaft. 92 Prozent sagen, gemischte Teams tragen zu einem besseren Betriebsklima bei, und drei Viertel (75 Prozent) sind überzeugt, dass der Frauenanteil die Produktivität und Kreativität erhöht. 86 Prozent sehen eine Erhöhung des Frauenanteils in Ihrem Unternehmen ganz grundsätzlich als Chance. Mehr noch: Eine deutliche Mehrheit sieht ohne eine Erhöhung des Frauenanteils sogar die Wettbewerbsfähigkeit der Digitalbranche in Gefahr: Drei von vier ITK-Unternehmen (74 Prozent) sagen, ohne Frauen verspielt die Branche ihre Zukunft. 59 Prozent sind überzeugt, dass die ITK-Branche das Fachkräfteproblem ohne Frauen nicht lösen wird.
Der Wille, mehr Frauen und Mädchen für die Digitalbranche zu gewinnen, äußert sich unter anderem in konkreten internen Zielsetzungen. 2023 hat schon knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) Ziele zur Erhöhung von Frauenanteilen verankert. 19 Prozent planen dies konkret, 24 Prozent diskutieren es. Allerdings sagen auch 22 Prozent, dass solche internen Zielsetzungen für sie kein Thema sind. Wer sich keine Ziele steckt, begründet die Zurückhaltung vor allem mit dem Fehlen qualifizierter Bewerberinnen (72 Prozent) sowie anderen Prioritäten (36 Prozent) im Unternehmen. Schlicht keinen Handlungsbedarf sehen hingegen nur 8 Prozent.
„Die Vergangenheit hat gezeigt: Ohne konkrete Ziele wird es schwer, den Frauenanteil tatsächlich signifikant zu steigern. Auch wenn die letzten Jahre mit multiplen Krisen die Unternehmen vor eine Vielzahl verschiedener Herausforderungen gestellt haben: Jedes Unternehmen sollte sich überlegen, wie Frauen für vakante Positionen gewonnen werden können“, so Dehmel.




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