Bitkom-Studie
17.04.2019, 10:01 Uhr
Smartphones sind an vielen Schulen tabu
An vielen deutschen Schulen findet das Smartphone im Unterricht keinerlei Beachtung. Ein Fehler, sagt der Bitkom - und fordert generell den flächendeckenden Ausbau der Lehranstalten zu Smart Schools mit digitaler Infrastruktur und digitalkompetenten Lehrern.
Smartphones sind in deutschen Schulen nicht gerne gesehen, in mehr als der Hälfte (54 Prozent) sind sie im Unterricht komplett verboten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von gut 500 Lehrern der Sekundarstufe I im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Demnach gibt es in jeder sechsten Schule (16 Prozent) sogar ein generelles Handyverbot – also auch in den Pausen. In vielen Fällen ist die Handy-Nutzung je nach Lehrer und Fach unterschiedlich geregelt. In 45 Prozent der Schulen sind Handys bei bestimmten Lehrern verboten, in 43 Prozent in bestimmten Fächern. Lediglich in 4 Prozent der Schulen gibt es überhaupt kein Handyverbot.
Während nahezu jeder Lehrer privat ein Smartphone nutzt (98 Prozent), spielt das Gerät im Unterrichtsalltag keine Rolle. Neun von zehn Lehrern (90 Prozent) setzen es nie im Unterricht ein, 8 Prozent allenfalls in Ausnahmefällen - was der Bitkom scharf kritisiert: „Smartphones sind für die allermeisten Menschen unverzichtbare Begleiter in allen Lebenslagen – auch für Kinder und Jugendliche. Zwei Drittel der Zehn- bis Elfjährigen besitzen ein eigenes. Verbote ignorieren die Realität und bewirken oft das Gegenteil“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Statt Smartphones wegzusperren, sollten wir unseren Kindern lieber so früh wie möglich beibringen, verantwortungsvoll damit umzugehen und sich sicher, souverän und selbstbewusst in der digitalen Welt zu bewegen.“
Ein Relikt aus analogen Zeiten hält sich hingegen wacker: der Overhead-Projektor. Drei von vier Lehrern (78 Prozent) setzen dieses Gerät an allen Unterrichtstagen, regelmäßig oder zumindest in Ausnahmefällen ein. „Der Unterrichtsalltag scheint sich im Vergleich zum 20. Jahrhundert kaum verändert zu haben. Dabei sind digitale Geräte und Medien wie Smartphone, Tablet oder interaktive Whiteboards den klassischen Unterrichtsmitteln wie Tafel oder Overhead-Projektor weit überlegen“, so Berg.
Der Bitkom fordert daher den flächendeckenden Ausbau deutscher Schulen zu Smart Schools mit digitaler Infrastruktur, digitalen Lehrplänen, entsprechend angepassten pädagogischen Konzepten und digitalkompetenten Lehrern.