KMUs in der Pflicht
12.10.2017, 11:08 Uhr
BSI sieht großen Nachholbedarf bei IT-Sicherheit
Wenn es um die Digitalisierung geht, wird das Thema IT-Sicherheit laut dem Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) oft vernachlässigt. "IT-Sicherheit ist die Voraussetzung einer Digitalisierung - nicht der Kostenfaktor."
Beim Schutz gegen Cyberangriffe haben viele Unternehmen und Behörden in Deutschland aus Expertensicht großen Nachholbedarf. Dies zeigten jüngste weltweite Hackerattacken, sagte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, am Dienstag bei der IT-Sicherheitsmesse it-sa in Nürnberg. Vor allem sehe er kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) in der Pflicht.
Bei einer Gesprächsrunde mit Maschinenbauern sei es kürzlich um das Thema Digitalisierung und Vernetzung gegangen, jedoch kaum um IT-Sicherheit, kritisierte Schönbohm. Seine Botschaft an Entscheider in Wirtschaft und Politik: "IT-Sicherheit ist die Voraussetzung einer Digitalisierung - nicht der Kostenfaktor." Niemand wolle zum Beispiel in ein automatisiertes Fahrzeug einsteigen, wenn es "nicht ein Mindestmaß an Informationssicherheit" gebe.
Steve Purser, Abteilungsleiter bei der Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit (Enisa) äußerte sich ähnlich. Früher sei die IT-Sicherheit als abgetrennter Bereich wahrgenommen worden, zu dem die meisten Menschen kaum Zugang hätten. "Das ändert sich gerade rapide." Mit IT-Sicherheit ließen sich neue Märkte erschließen.
Auch Verbraucher erwarteten stärkere politische Anstrengungen im Kampf gegen Cyberkriminalität und Hackerangriffe, sagte Schönbohm. Das BSI habe daher eine Beratungshotline für Bürger eingerichtet. Aktuell werde zudem ein Gütesiegel erarbeitet, das sichere Produkte für Verbraucher kennzeichnen soll. Die Zahl der Mitarbeiter im BSI werde in diesem Jahr um 180 auf 840 aufgestockt.
Auf der it-sa stellen bis Donnerstag rund 630 IT-Sicherheitsfirmen ihre Produkte vor, die Hackerangriffe abwehren beziehungsweise den Schaden begrenzen sollen. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 490 Aussteller.