Breitband-Gerangel um den Glasfaserausbau der Telekom

Verbände monieren unkoordinierten Glasfaserausbau

Die Konkurrenten des Magenta-Konzerns haben sich nun über ihre Branchenverbände in einem Brandbrief an Digitalminister Volker Wissing (FDP) gewandt und vor den Folgen eines unkoordinierten Glasfaserausbaus in Deutschland gewarnt. In dem Schreiben werfen die Breitband-Verbände Anga, Breko, Buglas und VATM sowie der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) der Telekom vor, durch "strategische Manöver" den Glasfaserausbau auszubremsen und damit die Breitband-Ausbauziele der Bundesregierung zu gefährden.
Die Verbände monieren, die Telekom mache vorhandenen Glasfasernetzen von Wettbewerbsunternehmen mit eigenen Leitungen Konkurrenz oder verunsichere mit vagen Ausbauankündigungen Anwohner. Betroffen vom Vorgehen der Telekom seien auch Netze von Telekom-Konkurrenten, die seit geraumer Zeit in Planung seien. Mit dem Vorgehen zerstöre die Telekom Geschäftspläne der ausbauenden Unternehmen und vereitele deren Ausbauaktivitäten, heißt es in dem Brief. "Zurück bleiben Kommunen, die am Ende oft nur teilweise von der Telekom ausgebaut werden, und Bürgerinnen und Bürger ohne Glasfaseranschluss". Dies betreffe nach dem derzeitigen Stand der Untersuchungen mehr als die Hälfte der Postleitzahlen-Regionen Deutschlands.
Telekom-Manager Thilo Höllen, der für die Breitbandkooperationen des Konzerns zuständig ist, weist diese Vorwürfe stets zurück. Der so genannte Überbau mache nur einen Bruchteil des Netzausbaus in Deutschland aus, schrieb Höllen in einem Gastbeitrag des Branchendienstes "Tagesspiegel Background". Im Jahr 2022 habe der Überbau bei der Telekom bei unter einem Prozent gelegen. Mit dem Wettbewerb beim Glasfaserausbau stelle man sicher, dass man in einigen Jahren nicht über - lokale - Monopole mit ihren Nachteilen diskutieren müsse: "schlechtere Qualität zu höheren Preisen".
Die Telekom-Wettbewerber beklagen sich über ein unfaires Agieren eines marktbeherrschenden Unternehmens. Durch Ankündigung oder den tatsächlichen punktuellen Ausbau nur in besonders lukrativen Gebieten würden Investitions- und Ausbaupläne von Wettbewerbern für die Versorgung ganzer Kommunen im Rahmen einer Mischkalkulation unrentabel. Sie fordern die Bundesregierung als Großaktionärin der Deutschen Telekom auf, ihren 30-prozentigen Anteil am ehemaligen Staatsunternehmen in die Waagschale zu legen und das Telekom-Management zum Kurswechsel beim Glasfaser-Überbau zu bewegen. In dem Brief an Wissing fordern die Verbände den Minister auf, das Problem gemeinsam mit der Telekommunikation-Branche, der Bundesnetzagentur und dem Kartellamt anzugehen.
Die Gelegenheit dazu wird sich bald ergeben: Das Digitalministerium hat nach Angaben eines Sprechers das Beratungsunternehmen WIK-Consult aus Bad Honnef beauftragt, den umstrittenen Doppelbau unter die Lupe zu nehmen. Dabei sollen konkrete Überbau-Beispiele untersucht und eingeordnet werden. Die Ergebnisse würden voraussichtlich Mitte Mai mit dem Ministerium und den Beteiligten, darunter Vertreter der Branche, der Bundesnetzagentur sowie der öffentlichen Hand, bei einem gemeinsamen Termin präsentiert und diskutiert.




Das könnte Sie auch interessieren