5G-Netzaufbau
05.08.2021, 13:41 Uhr
1&1-Chef Dommermuth: Roaming wird größter Kostenfaktor am Anfang sein
Beim Aufbau seines 5G-Netzes setzt 1&1 nun auf die Expertise des japanischen Handelskonzerns Rakuten. Bis spätestens Ende 2022 muss die United-Internet-Tochter mindestens 1.000 eigene Antennenstandorte betreiben.
Nach zähen Verhandlungen und langem Warten legt der Telekomanbieter 1&1 mit dem geplanten Aufbau seines 5G-Netzes los. Doch bis das vierte Mobilfunknetz in Deutschland tatsächlich steht, muss Konzernchef Ralph Dommermuth eine Menge Geld in die Hand nehmen - auch für die Zeit, in der der Unternehmer noch auf die Mitnutzung von Fremdnetzen angewiesen ist, um seinen Kunden überhaupt Telefonie und Internet ermöglichen zu können.
"National Roaming wird der größte Kostenfaktor am Anfang sein, er nimmt erst über die Jahre ab", sagte er am Donnerstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Und auch die Kosten für die Infrastruktur und den Betrieb werden anfangs höher sein als der Nutzen, sagte Dommermuth.
Am Mittwoch hatte die United-Internet-Tochter bekannt gegeben, ihr 5G-Open-RAN-Netz mit dem japanischen Internetunternehmen Rakuten bauen zu wollen. Dabei warb 1&1 mit dem europaweit ersten, vollständig virtualisierten Mobilfunknetz auf Basis des neuen offenen Standards. Konkret soll Rakuten die aktiven Netzbestandteile installieren und für die Gesamtperformance des Netzes verantwortlich sein. 1&1 bekommt Zugriff auf die Steuerungsplattform. Der Bau des 1&1-Netzes solle im kommenden Quartal beginnen.
"Open RAN" (Radio Access Network) verspricht den Abbau technologischer Barrieren, die bisher den Markt abgeschottet haben. Durch den neuen offenen Standard sollen Komponenten der Mobilfunknetze herstellerübergreifend kompatibel werden. "Open RAN" ist also eine Art Architektur, die Betreibern erlaubt, Zubehör von verschiedenen Anbietern zu nutzen. Bisher gibt es hier nur geschlossene Systeme. Durch den Wettbewerb unter den Anbietern erhofft sich Dommermuth günstigere Preise.
Bislang rechnet er mit anfänglichen Kosten von rund 30 Millionen Euro. Darunter fallen allerdings keine tatsächlichen Baukosten, sondern eher Ausgaben für Anwälte und Beratungen sowie die Netzplanung. "In der Zukunft werden wir weniger Anwalts- und Beratungskosten für die Vertragsverhandlungen haben, aber dafür werden unsere Personalkosten für den Netzbetrieb steigen", sagte Dommermuth. Zusätzlich dazu müsse 1&1 mit Kosten für den Netzbetrieb sowie für Antennen und Rechner kalkulieren. Eine genaue Investitionssumme traute sich der Manager nicht zu nennen.