Messe
22.08.2023, 11:37 Uhr
Beginn der Gamescom: Branche darf nicht auf Fördergeld-Plus hoffen
Die Gaming-Messe Gamescom boomt: Dieses Jahr werden 1.227 Aussteller aus 63 Staaten erwartet. Gleichzeitig muss die heimische Branche weiter um Fördergeld bangen.
Zum Start der Computerspiel-Messe Gamescom muss die heimische Branche weiter um Fördergeld bangen. Denn nach einem Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums sollen im kommenden Jahr nur 48,7 Millionen Euro an Games-Firmen fließen und damit weniger als die 2023 vergebenen 70 Millionen. Die bisher für 2024 veranschlagten Mittel reichen wohl nur aus, um Ansprüche aus bereits genehmigten Anträgen zu bedienen - neue Förderanträge wären kommendes Jahr nicht möglich. Der Branchenverband Game hält 125 Millionen Euro für nötig, um die Nachfrage zu decken. Bundespolitiker reagieren nun aber zurückhaltend auf die Forderung nach mehr Geld.
"Wir können nur mehr Geld ausgeben, wenn in anderen Bereichen des Haushalts des Bundeswirtschaftsministeriums gekürzt wird", sagt der gamespolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben. Einfach nur zusätzliche Mittel bereitzustellen, ohne anderswo den Rotstift anzusetzen, wäre angesichts der angespannten Haushaltslage nicht richtig. Möglicherweise würden aber noch Extra-Finanzmittel frei, sollte die Steuerschätzung im November positiv ausfallen.
Die Branche für Computer- und Videospiele hat ein starkes Wachstum hinter sich, weil die Menschen in Corona-Zeiten viel Zeit zu Hause verbrachten und in virtuelle Gaming-Welten eintauchten. Allerdings sind nur etwa vier Prozent des Umsatzes, den die Branche mit Spielen und Hardware erzielt, auf heimische Entwicklungen zurückzuführen. 2022 bekam die Branche 50 Millionen Euro an Fördergeldern des Bundes, 2023 sind es 70 Millionen und 2024 laut Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums nur 48,7 Millionen Euro.
"Wir müssen daran arbeiten, dass Deutschland nicht nur ein großer Vertriebsmarkt für Computerspiele ist, sondern auch als Entwicklungs- und Produktionsstandort eine größere Rolle spielt", sagt der FDP-Politiker Houben. Hierfür sei die Gamesförderung wichtig, allerdings seien Subventionen hierfür kein Allheilmittel in einer Kreativbranche. "Nur Geld löst keine Ideen für eine gute Geschichte aus, die in einem Computerspiel erzählt wird", sagt der Liberale und weist auf den bürokratischen Aufwand von Förderprogrammen hin.
Bei der Frage nach einer Erhöhung der bisher angedachten Fördermittel für 2024 bleiben sowohl der Grünen-Bundestagsabgeordnete Maik Außendorf als auch die SPD-Kollegin Anna Kassautzki vage. Die Sozialdemokratin fordert "eine zuverlässige Wirtschaftsförderung für die Gamesbranche in Deutschland, die aber gleichzeitig mit der angespannten Haushaltslage überein gebracht werden muss". Ein Evaluationsbericht zum Förderprogramm werde zeitnah folgen, "damit wir klären können, wo nachgesteuert werden muss", sagt Kassautzki.
Der Grüne Außendorf sieht es positiv, dass die Computerspielförderung des Bundes sich "größter Beliebtheit" erfreue. Mittel flössen "schnell dorthin, wo sie hin sollen - zu den Unternehmen, die den innovativen Games-Standort Deutschland ausmachen".