Google Pixel Watch: Solide Premiere nach spätem Start
Dunkler Hintergrund kaschiert Displayrand
Die von Google zur Verfügung gestellten, digitalen Zifferblätter (Watchfaces) haben fast alle einen dunklen Hintergrund. Das spart zum einen Strom und kaschiert außerdem den schwarzen Bildschirmrand. Besonders gelungen fanden wir die Zifferblätter "Konzentrisch", "Klassisch" und "Pilot Bold". Dabei bietet jedes Watchface viele Anpassungsmöglichkeiten.
Bei "Klassisch" beispielsweise kann man zwischen arabischen Ziffern, römischen Ziffern oder unbeschrifteten Strichen auswählen. Außerdem kann man festlegen, was jede der vier Komplikationen anzeigt, etwa das aktuelle Wetter, die absolvierte Schrittzahl oder den Batteriestand der Uhr. Des Weiteren kann man die Akzentfarbe jedes Zifferblatts den eigenen Vorlieben anpassen.
Die Krone der Uhr dient als Scrollrad und Home-Taste. Außerdem kann man mit ihr Google Pay aufrufen, um etwa an der Supermarktkasse ohne Portemonnaie oder Smartphone in der Tasche bezahlen zu können. Die Verwendung von Paypal wird in der Google Wallet auf Smartwatches allerdings nicht unterstützt, obwohl das auf Android-Smartphones gut funktioniert.
Über der Krone befindet sich zusätzlich eine Hardware-Taste, mit der man sich die zuletzt verwendeten Apps aufs Display holen kann. Ein langes Drücken bereitet die Uhr darauf vor, einen Sprachbefehl zu erhalten. Das Bedienkonzept ist stimmig und funktioniert im Alltag gut.
Betagter Chip mit Turbo
Bei der Lektüre des technischen Datenblatts fällt auf, dass Google im Innern der Pixel Watch einen ziemlich betagten Systemchip von Samsung verwendet, den Exynos 9110. Der wurde bereits vor vier Jahren vorgestellt und kam schon in der ersten Generation der Samsung Galaxy Watch 2018 zum Einsatz. Mit aktuellen Systemchips wie dem Snapdragon W5+ Gen 1 von Qualcomm kann er nicht mithalten.
Google hat aber in die Trickkiste gegriffen und dem Chip-Oldie einen Coprozessor (Cortex M33) zur Seite gestellt. Das Ergebnis ist verblüffend. Alles läuft schnell und flüssig, nichts hakt oder stockt. Zur guten Performance trotz des altersschwachen Hauptchips dürften auch die zwei Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher (RAM) beitragen. Auch die 32 GB Massenspeicher für Apps und Daten sind üppig.
Wie bei der normalen Apple Watch hält der Akku der Pixel Watch gut einem Tag durch, kommt aber an die Laufzeiten der Apple Watch Ultra nicht heran, die man bis zu drei Tage lang am Stück nutzen kann. Die besten Spezial-Smartwatches für Sportler spielen ohnehin in einer anderen Liga. So kommt die Garmin Epix 2 mit einem Always-on-Display auf sechs Tage.
In die Pixel Watch sind etliche Funktionen der Tracker und Smartwatches des Fitness-Spezialisten Fitbit - seit vergangenem Jahr von Google gekauft - eingeflossen. Mit dem Fitbit-Know-how kann Google aus dem Stand 40 Trainingstypen und Sportarten unterstützen. Im Vergleichstest mit einer Fitbit-Smartwatch wurden allerdings nicht die gleichen Trainingsresultate angezeigt.
Fitbit-Verwirrung bei Kalorien
Die Pixel Watch wies den Kalorienverbrauch um rund 30 Prozent höher aus als die Sense 2 von Fitbit. Sportarten wie Aerobic, Crossfit oder Laufen müssen von Hand gestartet werden, damit das Tracking präzise erfolgt. Beim Joggen waren dann aber auch die Pixel Watch und die Sense 2 einer Meinung über die zurückgelegte Strecke.
Die Pixel Watch wird mit einem sechsmonatigen Fitbit-Premium-Abo geliefert: Für 9 Euro im Monat oder 80 Euro im Jahr erhält man zusätzlich unter anderen eine Schlafberatung und geführte Trainingsprogramme. Man kann sich aber auch einen Tagesform-Index berechnen und erweiterte Stressanalysen vornehmen lassen. Das ähnelt Apples Fitness-Plus-Programm, das ebenfalls 80 Euro im Jahr kostet. Allerdings versteckt Apple bei seinen Uhren nicht so viele Gesundheitsanalysen hinter einer Bezahlschranke wie Google.
Lästig ist bei Google, dass Fitness-Freunde mit zwei Accounts hantieren müssen. Zum Einrichten der Uhr braucht man einen Google-Account. Um die Uhr auch umfangreich beim Sport nutzen zu können, ist dann noch der separate Fitbit-Account und die Installation einer weiteren App notwendig.
Fazit: Unter dem Strich haben uns viele Dinge bei der Pixel Watch gut gefallen. Das Display reagiert flott, Gesundheitsdaten wie die Herzfrequenzmessung werden präzise erfasst. Mit den Fitbit-Funktionen werden viele Sportarten unterstützt und eine präzise Schlafanalyse ermöglicht, auch wenn hier das Ergebnis vorhersehbar ist: Früh ins Bett gehen und lange schlafen ist gut.
Beim Design gehen die Geschmäcker auseinander: Wer eine Smartwatch sucht, die nicht auf den ersten Blick nach Smartwatch aussieht, erhält mit der Pixel Watch einen eleganten Zeitmesser. Google sollte sich überlegen, ob nicht auch eine XL-Version für kräftigere Handgelenke sinnvoll sein könnte.
Google drückt die Pixel Watch nicht mit einem Kampfpreis in den Markt: Die Version mit Bluetooth und WLAN kostet 379 Euro, mit zusätzlicher Mobilfunk-Option landet man bei 429 Euro. Leider schränkt Google seinen Absatzmarkt unnötig ein: Während Smartwatches von Fitbit auch mit Apples iPhones zusammenspielen, bedient die Pixel Watch ausschließlich das Android-Lager (ab Version 8).