Interview
05.01.2016, 11:42 Uhr
Huawei verspricht Smartphone-Kameras auf Spiegelreflex-Niveau
Richard Yu, Smartphone-Chef von Huawei, lobt im Interview mit der "Welt" das Ökosystem von Apple - und gibt einen Ausblick, welche Innovationen im Smartphone-Segment in Zukunft zu erwarten sind.
Richard Yu, Smartphone-Chef von Huawei, hat in einem Interview mit der "Welt" erstaunlich offen über seine Sympathien für das Ökosystem von Apple gesprochen - und das, obwohl in den Smartphones des chinesischen Herstellers das Google-Betriebssystem Android zum Einsatz kommt.
Die Nutzererfahrung sei in vielen Fällen besser als bei Android, ist sich Yu sicher: "Apple kontrolliert stärker das, was die Apps machen dürfen. Bei Android macht fast jeder, was er will. Man sollte hier stärker reglementieren, damit die Nutzererfahrung noch besser wird", so der Manager.
Um das zu ändern, sei man bereits in Gesprächen mit Google. "Wir wollen, dass es hier eine striktere Kontrolle gibt. Ich habe den Eindruck, dass Google das verstanden hat."
Apple im Visier
Angesprochen auf die beiden Wettbewerber Apple und Samsung sieht der Manager die Kalifornier langfristig als den gefährlicheren Rivalen: "In den vergangenen drei Jahren war Samsung in China unser größter Wettbewerber. Inzwischen haben wir ihn überholt", so Yu. Apple sei jedoch noch bei Premium-Smartphones führend - dies sei nun das nächste Ziel, das man in ein bis zwei Jahren erreichen wolle.
Grundsätzlich strebe Huawei nach der Weltmarktführerschaft bei Smartphones - "und das vielleicht schon in drei bis vier Jahren", so Yu selbstbewusst. Dabei wolle man auch von den Stärken von Samsung und Apple lernen. Die Koreaner seien gut im Marketing und im Vertrieb, Apples Vorzüge sieht der Manager hingegen insbesondere im Ökosystem und in den Beziehungen zu den Netzbetreibern.
"Das Smartphone wird ein Roboter sein"
Was die Innovationsfähigkeit anbelangt, hofft Yu, Apple und Samsung schon bald hinter sich zu lassen. Vor allem Apple habe seit dem Tod von Steve Jobs hier Defizite gezeigt. In diesem Zusammenhang stellte der Smartphone-Chef eine neue Akku-Generation in Aussicht, die Laufzeiten von bis zu einer Woche stemmen sollen. Dies werde allerdings erst in fünf Jahren auf den Markt kommen.
Einen weiteren Innovationssprung verspricht Yu bei der Kameratechnik: "Wir werden die Smartphones so leistungsfähig machen, wie es heute die großen und schweren Spiegelreflex-Kameras sind." Und weiter: "Grundsätzlich wird das Smartphone eine Menge von Sensoren haben, die alles Mögliche messen können, auch Ihre derzeitige Gemütslage. Ihr Smartphone wird ein Roboter sein, nur ohne Arme und Beine. Es wird aufgrund all der Daten über Sie genau wissen, was Sie wünschen", skizziert Yu die Zukunft.
Abschließend äußerte sich der Smartphone-Chef von Huawei auch noch zum Thema Blackberry - der angeschlagene Hersteller war immer wieder als möglicher Übernahmekandidat im Gespräch. Doch zu einem Kauf durch Huawei ist es bislang nicht gekommen. Warum das so ist, wollte Yu nur andeuten: "Es gibt politische Widerstände, gegen die wir als chinesisches Unternehmen anrennen."