Frostiger Konjunkturwinter in Deutschland
Export und Investitionen stützen Wirtschaft
Positive Impulse kamen im ersten Quartal von den Exporten und den Investitionen. Die Ausfuhren "Made in Germany" profitierten von besser funktionierenden Lieferketten. Die Unternehmen konnten dadurch mehr Waren in den Versand bringen. Die Bauinvestitionen stiegen angesichts des milden Wetters. Zudem steckten Unternehmen mehr Geld in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge als im Vorquartal. Die Aussichten sind allerdings gedämpft. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübte sich im Mai dem Ifo-Institut zufolge erstmals seit einem halben Jahr wieder ein. "Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest jüngst.
Kein Licht am Ende des Tunnels
Angesichts der Rahmenbedingungen werden die kommenden Monate Volkswirten zufolge nicht einfach. "Das Wachstum wird auch im zweiten Quartal ein Ritt auf der Rasierklinge zwischen leichtem Wachstum und fortschreitender Rezession bleiben", erwartet Ökonom Gitzel. Düster sehe es für das zweite Halbjahr aus. Dann seien die Nachholeffekte in der Industrie aufgezehrt. Einen Ausgleich für den wohl weiter schwachen Privatkonsum und die angeschlagene Bauwirtschaft gebe es somit nicht mehr. "Licht am Ende des Konjunkturtunnels ist vorerst nicht zu erkennen", meint auch Konjunkturexperte Christoph Swonke von der DZ Bank. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet dagegen, dass sich der private Konsum und damit auch die Wirtschaftsleistung insgesamt im Jahresverlauf deutlich erholen dürften.
Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Europas größter Volkswirtschaft im Gesamtjahr um die Nulllinie herum bewegen dürfte. Der IWF ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die in ihrer Ende April vorgestellten Frühjahrsprojektion ein Plus von 0,4 Prozent erwartete. Die EU-Kommission rechnete in ihrer jüngsten Prognose mit einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent für Deutschland.