Kopfhörer
24.08.2022, 09:28 Uhr
Im Test: Sennheiser Momentum 4 Wireless
Bis zu 60 Stunden Akkulaufzeit, 4 Mikrofone für die Telefonie und der typisch präzise Sennheiser-Sound – ob die Versprechen gehalten werden, erfahren Sie in unserem Test.
Die Momentum-Wireless-Serie ist Sennheisers Flaggschiff-Familie, wenn es um Kopfhörer für Endverbraucher geht – also für die klassischen Musikhörer, die nicht den Anspruch haben, den Kopfhörer in einem Musikstudio für die Produktion oder fürs DJing zu nutzen. Dabei reiht sich der Audio-Recke Sennheiser stets bei den Großen in dieser Kategorie ein, bei Firmen wie Sony, Bose oder Bowers & Wilkins. Nachdem die letzte Generation der Sennheiser-Momentum-Serie bereits für Furore gesorgt hatte, lancieren die deutschen Toningenieure nach 3 Jahren Pause den Momentum 4 Wireless und versprechen maßgebliche Verbesserungen, insbesondere bei der Telefonie, der adaptiven Geräuschunterdrückung und der Akkulaufzeit.
In der Box des Sennheiser Momentum 4 Wireless befinden sich – neben dem Objekt der Begierde – eine Stofftasche aus festem Kunststoff, ein Flugzeugadapter, ein USB-A-auf-USB-C-Kabel sowie ein 2,5-mm-auf-3,5-mm-Klinkenkabel, falls mal kein Bluetooth zur Verfügung steht. Das ist zwar eine ganze Menge an Zubehör, aber die Tragetasche hat ein Netzfach, flexible Schlaufen und ausreichend Platz, um alles bequem zu verstauen.
Inbetriebnahme, Komfort
Man kann stundenlang über Noise Cancelling, Akkulaufzeit und Soundsignatur sprechen. Das alles nützt nichts, wenn die Hörer zu fest auf die Ohren drücken oder nicht fest auf dem Kopf sitzen. Die Verarbeitung und Passform sind elementar. Und natürlich individuell. Genau darum raten wir auch dazu, diese Geräte in einem Geschäft nach Möglichkeit kurz anzuprobieren, bevor ein größerer Geldbetrag den Besitzer wechselt. Im Falle der Sennheiser Momentum 4 Wireless galt da bis anhin ein hoher Standard, dessen minimale Schwächen – wie etwa auch bei Mitbewerber Sony – mit verändertem Design gleich behoben wurden.
Die Passform des Sennheiser Momentum 4 Wireless wurde erweitert, die Polsterung ist dicker als zuvor, die Kunstleder-Applikationen sind weich. So kann auch problemlos eine Brille getragen werden, ohne, dass dies Schmerzen verursacht. Auch nicht nach etwas längerer Zeit. Da der Kopfhörer mit einem Kunststoffbügel statt mit Metall ausgestattet ist (anders als seine Vorgänger), ist der Sennheiser Momentum 4 Wireless nicht mehr so schwer. Dies wirkt sich ebenfalls positiv auf den Tragekomfort aus, vor allem bei mehrstündigem Hören. Der obere Teil des Bügels ist außerdem mit einem weichen Material gepolstert.
Die Touchbedienung
Ähnlich wie die Kopfhörer der Sony WH-1000X-Serie nutzt der Sennheiser Momentum 4 Wireless Touch-Gesten zur Steuerung der Wiedergabe und zur Annahme von Anrufen.
Zudem befindet sich auf der rechten Seite des Kopfhörers eine Taste, mit der Sie den Momentum 4 Wireless ein- und ausschalten können, die aber auch für einige andere Funktionen verwendet wird. Wenn der Kopfhörer ausgeschaltet ist, halten Sie diese Taste gedrückt, bis die Lichter blinken, so gelangen Sie in den Pairing-Modus. Oder Sie tippen während eines Anrufs einmal auf diese Taste, um Ihr Mikrofon stumm zu schalten. Mit einem doppelten "Klopfer" wechseln Sie zwischen den ANC-Modi, mit einem einzelnen wechselt der Kopfhörer in den Pause-Modus. Im Test haben wir dabei festgestellt, dass die Touchfläche relativ sensibel reagiert – ein Einzeltipper wurde schon mal als Wischgeste interpretiert, wodurch die Lautstärke gesenkt wurde, statt den Pausemodus zu starten. Nach einer Eingewöhnungsphase klappte dies dann aber super.
Die App und Noise Cancelling
Bei der ersten Nutzung der Kopfhörer empfiehlt es sich, die dazugehörige App zu installieren. Oftmals wird dann bereits ein Firmware-Update bereitstehen. Zudem gibt es einige Features, die nur funktionieren, wenn man die App heruntergeladen und die Kopfhörer damit verbunden hat. Leider war dies im Test etwas umständlich (Sennheiser Smart Control für iOS), da die Kopfhörer zwar erkannt, aber aus irgendeinem Grund nicht mit der App verbunden werden konnten. Mit dem Smartphone an sich war es kein Problem, auch die Musik vom Streamingdienst wurde problemlos abgespielt. Mit der Android-Version von Smart Control hat es dann problemlos funktioniert. Standardmäßig ist bei den Kopfhörern die Funktion "Smart Pause" aktiviert, die Ihre Musik automatisch unterbricht und die Kopfhörer in den Standby-Modus versetzt, wenn Sie sie vom Kopf nehmen. Darüber hinaus können Sie die Kopfhörer auch so einstellen, dass Anrufe gehalten werden, sollte ein zweiter Anruf erfolgen – mit einer einzigen Wischgeste. Schließlich können Sie auch die ANC-Stärke nach Ihren Wünschen einstellen, adaptives ANC aktivieren, oder sogar bis zu 20 sogenannte Geotags definieren, um verschiedene ANC-Modi umzuschalten (z. B. am Bahnhof, im Keller, daheim etc.).
Noise Cancelling
Wie die anderen Spitzenreiter in der ANC-Kopfhörerkategorie leistet auch der Sennheiser Momentum 4 Wireless gute Arbeit und kann im Großen und Ganzen mit der (hier vor allem japanischen) Konkurrenz mithalten. Lediglich bei sehr tief frequentierten Geräuschen ist ab und an mal etwas ans Ohr gedrungen.
Klang (Musik und Telefonie)
Zunächst zu den Verbindungsmöglichkeiten. Natürlich gibt’s ein 3,5 mm Klinkenkabel, Bluetooth 5.2 ist mit von der Partie und auch ein USB-Kabel kann genutzt werden, etwa, um die Momentum 4 mit dem Computer zu verbinden. Zudem unterstützen Sennheisers Boliden die Codecs SBC, AAC, apt X, apt X HD und aptX Adaptive (um die Batterie zu schonen und gleichzeitig den höchstmöglichen Datendurchfluss zu gewährleisten).
Was den Klang des Momentum-Wireless-Kopfhörers betrifft, so hat Sennheiser offenbar die Strategie verfolgt, den Massenmarkt anzusprechen. Die Kopfhörer übertreiben in keiner Kategorie, obwohl wir feststellen konnten, dass Sennheiser den Momentum 4 deutlich mehr Bass verpasst haben, als das noch bei den Vorgängern der Fall war. Das ist definitiv auch eine Verbesserung gegenüber den Kopfhörern vieler Konkurrenten. Wenn es Ihnen zu viel sein sollte, gibt’s ja den Equalizer in der App. Auch positiv zu erwähnen ist der hohe Detailreichtum und die präzise Wiedergabe wirklich hochfrequenter Töne.
Obwohl Sennheiser "nur" vier Mikrofone verbaut hat (Sonys XM5 hat doppelt so viele), funktioniert auch das Telefonieren bestens. Störgeräusche werden rausgefiltert und auch die eigene Sprache wird dem Gegenüber klar verständlich übermittelt – mit den kleinen Qualitätseinbussen, die einem kabellosen Kopfhörer gezwungenermaßen inhärent sind.
Batterielaufzeit
Das Beste zum Schluss – hier schlägt Sennheiser alle Mitbewerber, deren Produkte bis anhin durch unsere Hände gingen, aus dem Feld. Unser Test (bei 70 dB und aktiviertem NC auf Höchststufe) resultierte in einer Spieldauer von gut 55 Stunden (55 Stunden 16 Minuten). Natürlich kann das variabel sein, aber selbst 40 Stunden wären noch deutlich besser als alle Mitbewerber. Dies bedeutet darüber hinaus auch, dass das Gerät in der gleichen Zeitspanne weniger Ladezyklen durchmachen muss als andere Kopfhörer – was wiederum den Akku schont. Zudem wird der Kopfhörer – wenn man ihn absetzt – nach einigen Minuten automatisch abgestellt, auch wenn man den Abschaltknopf nicht betätigt. Und schalten sich wieder ein, wenn man sie aufsetzt.
Fazit
Die Sennheiser Momentum 4 Wireless sind bequem, klingen gut, filtern Störgeräusche ziemlich erfolgreich weg und der Akku hält buchstäblich eine Ewigkeit. Zudem liegt der Startpreis unter den meisten der Konkurrenz. Das gibt die Bestnote – trotz der nicht immer astreinen App.
Testergebnis
Sound, Verarbeitung, Akku
Touchfeld etwas sensibel, Probleme bei der iOS-App
Details: Over-Ear Kopfhörer, Bluetooth 5.2, ANC, integriertes Mikrofon, Klinkenstecker (3,5 mm), USB-C, Akkulaufzeit 60 Std. (Herstellerangabe), 4 integrierte Mikrofone, USB-C
Preis: Fr. 389.-
Infos:sennheiser.com