Revolution
17.04.2008, 10:56 Uhr
Kuba erlaubt Handy-Verkauf
Auf der Karibikinsel hat die Aufhebung des Handyverkaufsverbotes zu einem Ansturm auf die Shops geführt
Schlangen vor Handy-Shops, das gibt es hierzulande schon lange nicht mehr. Auf der Sonneninsel Kuba dagegen konnte man dieses Bild vor ein paar Wochen dagegen bestaunen. Denn im realsozialistischen Paradies erlaubte die Regierung den freien Verkauf von Handys. Bisher gab es zwar die Netztechnik, deren Nutzung blieb aber der Regierung und ausländischen Touristen vorbehalten. Agenturberichten zufolge stürmten die Kubaner nun die Läden des Staatsunternehmens Cubacel wie einst Che und Fidel bei der Revolution durch Havanna. Auch hohe Preise von mindestens 65 US-Dollar fürs Handy plus Aktivierungs- und Grundgebühr konnten die meist wenig wohlhabenden Kubaner nicht vom Handy-Kauf abhalten. Dabei kommen viele Telefone pikanterweise ausgerechnet vom US-amerikanischen Erzfeind, nämlich von Motorola. Dabei sollten Käufer aber genau auf die Netztechnologie achten, denn das Land besteht aus einem wilden Flickenteppich inkompatibler GSM- und TDMA-Installationen.
Warum jetzt plötzlich die Bürger zwischen Havanna und Santiago mit den Segnungen des Mobilfunks beglückt werden, ist nicht ganz klar. Vielleicht liegt es am altersbedingten Abtritt des Maximo Lider Fidel Castro zugunsten seines jungdynamischen Bruders Raul, der mit 76 Jahren der "Generation SMS" schon etwas näher ist. Möglicherweise brauchten die Kubaner bisher aber auch gar kein Handy: Warum sollte man ein Taxi bestellen, wenn ohnehin keins kommt und seit Buena Vista Social Club wissen wir, dass die meisten Kubaner deutlich besser musizieren können, als ein polyphones Handy. Am Ende gab vielleicht ein ganz anderer Gedanke den Ausschlag, der durch deutsche Innenminister inspiriert sein könnte: Denn mit einem Handy lassen sich aufmüpfige Untertanen doch immer noch am besten überwachen. Kein staatlicher Spitzel muss sich mehr in den klapprigen Lada quälen und stundenlang in tropischer Hitze vor maroden Wohnblocks auf lästige Demokraten warten - stattdessen reicht ein bequemer Blick auf den PC und schon läuft die Diktatur wieder wie geschmiert.