Hintergrund 06.02.2017, 09:45 Uhr

Warum die Metro sich aufspaltet

Zäsur bei der Metro: Die Aktionäre des Düsseldorfer Handelsriesen sollen heute auf der Hauptversammlung grünes Licht für die Aufspaltung des einst größten deutschen Handelskonzerns geben. Was ändert sich genau?
(Quelle: Steffen Kugler - dpa)
Die Metro war einst Deutschlands größtes Handelsunternehmen. Doch in den vergangenen Jahren lief es nicht mehr rund beim Düsseldorfer Konzern. Jetzt will sich der Handelsriese aufspalten und erhofft sich davon neue Wachstumsimpulse.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Plänen

Die Sparte Großhandel und Lebensmittel, in der das Großhandelsgeschäft Cash & Carry sowie die Verbrauchermarktkette Real aufgehen, soll künftig Metro AG heißen. Das Elektronikgeschäft mit den Ketten Media Markt und Saturn sowie dem Online-Händler Redcoon bekommt den Namen Ceconomy verpasst.
  • Warum will sich die Metro überhaupt aufteilen?
Die Geschäfte beim Düsseldorfer Handelsriesen liefen zuletzt nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz ist groß und das Unternehmen schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden große Konzernteile verkauft - wie etwa die Warenhäuser Galeria Kaufhof oder das Auslandsgeschäft der Supermarktkette Real.
Die Folge: Der Konzern verlor nicht nur den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns, er musste auch seine Platz in der höchsten Börsenliga, dem DAX-30, räumen. Die Aufspaltung soll nun zu neuem Schwung verhelfen.
  • Was verspricht sich Metro-Chef Olaf Koch von der Aufspaltung?
Mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz bei beiden Gesellschaften um mindestens drei Prozent pro Jahr steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich hat die Metro-Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert gewonnen. Sehen das auch Branchenexperten so?
Viele Analysten halten die Teilung für sinnvoll. Laurence Hofmann vom Investmenthaus Oddo sieht mehr Spielraum für Zukäufe und Partnerschaften. Dies hat aus seiner Sicht vor allem Media-Saturn nötig, will die Tochter ihre Stellung als größter Elektronikhändler Europas gegen mächtige Internetriesen wie Amazon auf Dauer verteidigen. Der Lebensmittelteil wiederum dürfte sein Geschäft mit der Belieferung sowie Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen für das Hotel- und Restaurantgewerbe ausbauen, erwartet Christian Bruns von der Investmentbank Equinet. Der Experte verspricht sich zudem schnellere Entscheidungen auf Managementebene und insgesamt mehr Transparenz.
  • Wie funktioniert die Aufspaltung?
Heute vereint die Metro unter ihrem Dach zwei Geschäftsbereiche, die eigentlich wenig gemeinsam haben: die Lebensmittelsparte mit den Metro-Großmärkten und den Real-Supermärkten auf der einen Seite, sowie die Elektroniksparte mit den Ketten Media Markt und Saturn auf der anderen. Nach der Trennung Mitte 2017 sollen diese Sparten als eigenständige Unternehmen getrennte Wege gehen. Dabei behält die Lebensmittelsparte den Traditionsnamen Metro. Die Elektroniksparte erhält den neuen Kunstnamen Ceconomy. Die Elektronikketten selbst werden aber weiter unter den altbewährten Namen Media Markt und Saturn firmieren. Beide Unternehmen werden weiterhin an der Börse notiert sein.

Keine spürbaren Veränderungen für die Verbraucher

  • Und was ändert sich für die Verbraucher?
Erst einmal wenig. Denn der Verkauf wird in den Großmärkten ebenso wie bei Real, Media Markt oder Saturn unverändert weitergehen. Auf Dauer würden aber auch die Verbraucher profitieren, meint Koch, weil sich die spezialisierten Gesellschaften besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen könnten.
  • Was spricht gegen eine Aufspaltung?
Wenig, außer vielleicht die hohen Kosten. Denn Gemeinsamkeiten zwischen den Geschäftsbereichen gibt es kaum. Konzernchef-Koch meint sogar, der Zusammenschluss der Metro-Großmärkte, der Real-Supermärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter einem Dach habe zuletzt die Geschäfte eher behindert als gefördert. Die Aufspaltung ist allerdings nicht billig. Der Konzern beziffert die Kosten auf rund 100 Millionen Euro.
  • Steht schon fest, wer die neuen Unternehmen leiten wird?
Ja. Die Leitung des Lebensmittelgeschäfts übernimmt Koch selbst, Aufsichtsratsvorsitzender soll der bisherige Metro-Chefkontrolleur Jürgen Steinemann werden. An der Spitze der Elektronikkette wird der Media-Saturn-Chef Pieter Haas stehen. Für den Aufsichtratsvorsitz ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vorgesehen.
  • Ist die Idee einer Aufspaltung ungewöhnlich?
Im Gegenteil. Zurzeit ist das Aufspalten oder Abspalten bei deutschen Konzernen geradezu in Mode. Die Energieriesen Eon und RWE spalteten sich kürzlich jeweils in zwei Teile auf, um das wenig zukunftsfähige Geschäft mit konventionellen Kraftwerken vom lukrativeren Zukunftsgeschäft um Ökostrom, Vertrieb und Netzbetrieb zu trennen. Und der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer brachte 2015 seine Kunststoffsparte als Covestro an die Börse, um sich stärker auf das lukrativere Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze zu konzentrieren.
  • Was hat es mit der RMG auf sich?
Ende Dezember wurde bekannt, dass sich der Handelsriese Metro in die zwei selbstständigen Unternehmen Metro und Ceconomy aufspaltet. Media Markt und Saturn kommen unter das Dach der Holding Ceconomy. Diese ging nun schon einen Schritt weiter und gründet einen eigenen Digitalvermarkter - die Retail Media Group (RMG).
Die Neugründung verfügt aus dem Stand über einen beachtlichen Datenschatz: Dank der Töchter aus den beiden Aufspaltungen - Saturn, Media Markt, Hitmeister, Redcoon, Metro und Real - kommt man gemeinsam auf bis zu zehn Millionen Online-Kundenkontakte täglich. Nicht überraschend also, dass der Handelsriese so zum führenden Digitalpartner für Werbungtreibende der Handelsbranche werden will.




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