iPhone 4S
05.10.2011, 09:08 Uhr
Apple gibt Sprachunterricht
Lange Zeit wurde gerätselt, nun ist das Geheimnis endlich gelüftet: Das neue iPhone von Apple heißt 4S und bietet eine Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Highlight ist der Sprachassistent Siri.
Ganz wohl dürfte sich der neue Apple-Chef Tim Cook wohl nicht in seiner Haut gefühlt haben, als er gestern um Punkt 19.05 Uhr deutscher Zeit das Podest betrat, um im kalifornischen Cupertino das Geheimnis um das neue iPhone zu lüften. Immerhin nahm seinen Platz noch vor kurzem kein Geringerer als "His Steveness" Steve Jobs ein. Jobs, der der Welt das iPhone brachte. Jobs, der in lässiger Kleidung und mit viel Wortwitz die Massen zu begeistern wusste. Jobs, dessen Name wie kein anderer mit dem Erfolg von Apple in Verbindung gebracht wird.
Keine einfachen Startbedingungen für Cook. Für ihn war die Präsentation die erste große Veranstaltung seit seiner Ernennung zum CEO - und gleich eine Bewährungsprobe der besonderen Art. Zum einen wurde mit Spannung erwartet, ob sich der als eher zurückhaltend geltende Manager zumindest ein bisschen aus dem übermächtigen Schatten seines Vorgängers lösen kann. Zum anderen musste Cook mit einem technisch überzeugenden Geräte ein deutliches Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz setzen - diese hatte die längere Schaffenspause von Apple genutzt, um mit teils exzellenten Modellen dem iPhone auf die Pelle zu rücken.
Doch was der Apple-Chef dann aus der Tasche zog, sorgte erst einmal für verhaltenen Applaus unter den angereisten Medienvertretern. Kein rundum erneuertes iPhone 5 soll die alten Kräfteverhältnisse wiederherstellen - sondern "nur" ein iPhone 4S, das auch noch mit dem identischen Glas- und Edelstahl-Design seines Vorgänger daher kommt. Wer innovative Designsprünge erwartet hatte, wurde enttäuscht. Sogar die Börse reagierte prompt - im Laufe der Veranstaltung verlor die Apple-Aktie fünf Prozent ihres Wertes.
Dennoch: Die Chancen stehen gut, dass Apple auch mit dem neuen Modell wieder die Marschrichtung vorgibt: Denn der Debütant ist - anders als der Name vermuten lässt - weitaus mehr als eine leicht aufgebohrte Version des iPhone 4.Im Gegenteil: Das neue Apple-Smartphone hat technisch so ziemlich alles zu bieten, was man derzeit in einem Smartphone verbauen kann.
Siri: Gehorcht aufs Wort
Highlight des iPhone 4S ist zweifelsfrei der intelligente Sprachassistent "Siri", mit dem Apple eine völlig intuitive Bedienung verspricht. So soll Siri beispielsweise dabei helfen, Anrufe zu tätigen, Textnachrichten zu versenden, Meetings zu planen oder etwas im Internet zu suchen. Der Sprachassistent wird zunächst als Beta-Version verfügbar sein und die drei Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch beherrschen.
Auch die sonstige Ausstattung kann sich sehen lassen: Angetrieben wird das 140 Gramm leichte iPhone 4S von einem Dual-Core-A5-Prozessor, der bereits im iPad 2 zum Einsatz kommt - dieser bietet laut Apple die siebenfache Grafikpower des iPhone 4. Die integrierte Kamera mit f/2.4-Blende löst mit 8 Megapixeln auf und soll sich durch eine besonders geringe Auslöseverzögerung auszeichnen. Videos nimmt das iPhone 4S nun in 1080p-Full-HD-Auflösung auf, wobei eine neue Bildstabilisierungsfunktion unschöne Wackler vermeiden soll.
Der Vergangenheit sollen nun auch auch die bekannten Antennen-Probleme angehören, die Besitzer des Vorgängermodells mitunter in den Wahnsinn getrieben haben. So hat der Hersteller dem iPhone 4S gleich zwei Antennen spendiert - eine für den Empfang, die andere zum Versenden. Das soll die Sprachqualität spürbar verbessern.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählen unter anderem das aus dem iPhone 4 bekannte Retina-Display, HSDPA mit einer Download-Geschwindigkeit von bis zu 14.4 Mbit/s, Bluetooth 4.0, WLAN-n, a-GPS, eine VGA-Frontkamera für Videotelefonie. Die Akkuleistung entspricht in etwa der des iPhone 4. Interessant: Das neue Apfel-Smartphone wird es in nur einer Variante geben, die weltweit sowohl in CDMA- als auch GSM-Netzen funktioniert. Apple nennt das bescheidenerweise "World Phone". In LTE-Netzen kann das Gerät allerdings nicht auf Empfang gehen.
Marktstart in Deutschland: 14. Oktober
Das iPhone 4S wird mit Laufzeitvertrag in den USA in den Farben Schwarz und Weiß für 199 US-Dollar (16-GB-Modell), 299 US-Dollar (32-GB-Modell) und 399 US-Dollar (64-GB-Modell) verkauft. Marktstart ist der 14. Oktober - ab diesem Zeitpunkt soll das iPhone 4S auch bereits in vielen anderen Ländern verfügbar sein, unter anderem auch in Deutschland. Zu welchen Konditionen das Gerät hierzulande angeboten wird, ist allerdings noch unbekannt. Sicher ist hingegen, dass Kunden das iPhone 4S ab Freitag vorbestellen können. Interessante Randnotiz: In den Vereinigten Staaten wird das iPhone 4 für 99 US-Dollar und das schon etwas betagtere iPhone 3GS sogar kostenlos in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag verkauft. Damit stürzt sich Apple nun auch mit Billig-Angeboten in den Preiskampf - zumindest auf dem US-amerikanischen Smartphone-Markt.
Mit der Veröffentlichung des iPhone 4S bringt Apple auch ein Update seines mobilen Betriebssystems iOS. Dieses soll in der Version 5 über 200 neuen Funktionen bieten, darunter eine tiefe Twitter-Integration sowie "iMessage" - dabei handelt es sich um eine neuen Nachrichten-Service, der es ermöglicht, Textnachrichten, Fotos und Videos zwischen allen iOS-5-Nutzern zu versenden. Im Rahmen der Präsentation stellte Apple-Chef Cook auch ausführlich den neuen iCloud-Dienst vor: Dieser fasst kostenlose Services zusammen, mit denen Inhalte in der iCloud gespeichert und auf alle Endgeräte gepusht werden können. Der Dienst funktioniert mit iPhone, iPad, iPod touch, Mac oder PC.
Unterm Strich konnte Apple also doch noch so einige Neuheiten aus dem Hut zaubern, auch wenn die ganz große Sensation ausblieb. Und was war mit Cook? Am Ende der Veranstaltung durfte auch der Manager mit seiner Performance halbwegs zufrieden gewesen sein. Ruhig und bedacht führte er durch die Präsentation, von Nervosität keine Spur. Am Ende verfiel er dann sogar ein wenig in die gewohnt offensive Rhetorik seines Vorgängers: Das iPhone 4S sei das beeindruckendste Handy bislang, dieses Gerät setze die neue Messlatte, so der Apple-Chef. Spätestens da war jedem klar: Cook hatte seinen Job(s) gut gemacht.
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