Breko 27.08.2012, 12:11 Uhr

City-Carrier steigen ins Mobilfunkgeschäft ein

Die im Breko organisierten lokalen Netzbetreiber kooperieren mit dem Münchner TK-Anbieter Telefónica Germany - und steigen so selbst ins Mobilfunkgeschäft ein.
Die großen regionalen Carrier wie M-net,­ NetCologne oder EWE Tel haben sie schon lange. Eine ganze Reihe von Stadtwerken mit eigenem Breitbandangebot hatten aber bislang keine Möglichkeit, ihren Kunden ein eigenes Mobilfunkprodukt anzubieten. Den Hauptgrund erläutert Stephan Albers, Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation e.V. (Breko), im Gespräch mit Telecom Handel: „Die kleineren Carrier können alleine schlichtweg nicht die erforderliche Kundenzahl aufbringen, um Mobilfunkleistungen rentabel einkaufen zu können.“
Die meisten dieser Anbieter sind im Breko­ organisiert und wollen nun eigene Mobilfunktarife vermarkten. Der Verband hat dazu eine Einkaufsgenossenschaft (Breko eG) gegründet und ist mit Telefónica Germany in Verhandlungen über den Kauf von Mobilfunkleistungen getreten. Diese betrafen neben den Wholesale-Preisen auch die Zahl der zu schaltenden Verträge.
Der Verband – beziehungsweise die eG – kauft somit Mobilfunkleistungen von Telefónica Germany ein und stellt diese dann seinen Mitgliedern, den City-Carriern, „ohne Aufschlag“ direkt zur Verfügung.
(Fast) freie Tarifgestaltung
In der eG sind aktuell 25 Carrier, davon werden 18 beim Start des Mobilfunkprodukts zum September mit dabei sein. Schwerpunktmäßig adressiert die eG kleinere Anbieter, „aber auch die großen Carrier sind uns in der Einkaufsgemeinschaft herzlich willkommen“, so Albers.

Freie Tarifgestaltung

Grundsätzlich sind die Carrier frei bei der Tarifgestaltung, allerdings wurde mit dem Netzbetreiber ein tarifliches Grundgerüst vereinbart. So werden alle Anbieter zum Start einen Community-Tarif im Programm haben, der neben den Telefonaten vom Handy ins Festnetz auch alle Gespräche vom Festnetz zum jeweiligen Mobilfunknetz enthält, also eine Kombination aus Festnetz- und Mobilfunktarif.
Die Minutenpreise abseits der Flatrates sind individuell festlegbar. Die Einkaufskonditionen ermöglichen laut dem Verband­ Gebühren „nahe an den Prepaidtarifen“ von rund 15 Cent je Minute und SMS. Für 300 MB sollen die Kunden zehn Euro zahlen. „Da die lokalen Anbieter höchst unterschiedlich in ihrer Größe und auch dem Erschließungsgebiet sind, mussten individuelle Vorgaben erstellt werden, was die zu schaltenden Verträge pro Jahr angeht“, erklärt Karsten Schmidt, Leiter Vertrieb Privatkunden beim Carrier htp und ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Breko eG.
Die mit Telefónica Germany verhandelten Bedingungen hinsichtlich der Zahl der zu schaltenden Verträge wurden über einen Schlüssel auf die einzelnen Carrier umgelegt. Auch wenn die Verträge zunächst auf drei Jahre geschlossen sind, können Verband und Mitglieder auf Preisänderungen am Markt rea­gieren. Es gibt Vertragsklauseln, die besagen, in welchen Abständen man sich mit Telefónica Germany zusammensetzt und gegebenenfalls neu verhandelt.

Breko-Mitglieder: Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit

Für die Abwicklung hinter den Kulissen wurde eine Kooperation mit dem ebenfalls im Breko vertretenen Clearinghouse Swiss Post Solutions (SPS) geschlossen. ­Peter Bauknecht, Solution Director der SPS, erklärt: „Wir verteilen sowohl die SIM-Karten wie auch die Daten von O2 an die Carrier und bündeln deren Informationen im Gegenzug zu einem Paket für den Netzbetreiber. Wir nehmen damit die Rolle eines MVNO, eines Mobile Virtual Network Operator, gegenüber Telefónica Germany ein.“
Während für den Breko und seine Mitglieder vor allem die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit, die Erschließung neuer Kundengruppen und zusätzliche Umsatzchancen im Vordergrund stehen, rechnet man bei Telefónica Germany neben den zusätzlichen Vertragskunden im Privatkundensegment auch mit einem direkten Zugang zu vielen kleineren und mittelständischen Unternehmen.
Für Telefónica Germany ist die Zusammenarbeit mit dem Breko „ein weiterer Baustein im erfolgreichen Whole­sale & Partnermanagement Bereich“, sagt Jochen Mogalle, Vice President Wholesale bei Telefonica Germany. Darüber hinaus setze man „auf den traditionell sehr guten Draht der City Carrier zu den lokalen Unternehmen in ihrer Nähe“.




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