Ethno-Anbieter
23.06.2010, 10:21 Uhr
Die Heimat am Hörer
Handy-Telefonate ins Ausland versprechen hohe Umsätze, von denen auch der Handel profitieren kann. Die Anbieter wollen den Calling-Cards die Kundschaft abjagen und konkurrieren auch mit Discountern wie Simyo oder Fonic.
Wer im europäischen Ausland mit seinem Handy telefoniert, kann dies seit der Preisregulierung durch die EU-Kommission mittlerweile relativ sorgenfrei tun. Wer allerdings von Deutschland Gespräche ins Ausland führen will, sieht sich bei den meisten Mobilfunkangeboten immer noch mit Minutenpreisen von teilweise über einem Euro konfrontiert.
Dabei gibt es hierzulande eine große Nachfrage nach günstigen Handy-Tarifen fürs Ausland, besonders bei Bürgern, die Verwandte und Bekannte im Ausland haben. Einige Anbieter haben sich daher auch auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe spezialisiert, wie etwa die E-Plus-Tochter Ay Yildiz auf türkischstämmige Einwohner.
Die meisten der sogenannten Ethno-Anbieter werben indes damit, dass sie länderübergreifend günstige Minutenpreise anbieten, sei es nach Spanien, in die Türkei, nach Russland oder in die USA. Zu nennen sind hier unter anderem Blauworld, Lebara, Mobi, Ortel Mobile und Talk Tiger. Die Angebote sind sich insgesamt relativ ähnlich: Der Kunde kauft eine Prepaid-Karte mit Startguthaben und kann damit sowohl innerhalb Deutschlands als auch ins Ausland telefonieren. Die Preise für innerdeutsche Gespräche bewegen sich bis auf wenige Ausnahmen über dem Niveau der Discount-Anbieter wie Simyo, Fonic und Co.
Große Unterschiede beim Preis
Lediglich bei Lebara und SIMVoice lässt es sich mit neun Cent in alle deutschen Netze zum Discount-Preis telefonieren. Dafür haben manche Anbieter einen günstigen Community-Tarif im Portfolio. So kostet die netzinterne Minute bei SIMVoice nur fünf Cent, und wer bei Ortel Mobile 15 Euro Guthaben auflädt, kann 120 Minuten kostenlos zu anderen Ortel-Nutzern telefonieren. Die SMS-Preise sind mit 13 bis 19 Cent aber bei allen Ethno-Anbietern teurer als beim Discounter.
Lediglich bei Lebara und SIMVoice lässt es sich mit neun Cent in alle deutschen Netze zum Discount-Preis telefonieren. Dafür haben manche Anbieter einen günstigen Community-Tarif im Portfolio. So kostet die netzinterne Minute bei SIMVoice nur fünf Cent, und wer bei Ortel Mobile 15 Euro Guthaben auflädt, kann 120 Minuten kostenlos zu anderen Ortel-Nutzern telefonieren. Die SMS-Preise sind mit 13 bis 19 Cent aber bei allen Ethno-Anbietern teurer als beim Discounter.
Bei den Tarifen ins Ausland sind die Unterschiede teils deutlich gravierender, der Nutzer sollte sich hier genau informieren, bei welchem Anbieter sein Lieblingsland am günstigsten ist. Wer viel in die Türkei telefoniert, ist mit Lebara und Mobi am besten beraten, die Festnetz-Minute kostet hier nur fünf Cent, in die Mobilfunknetze fallen 15 Cent an. Am teuersten fährt man hier mit Talk Tiger von The Phone House, die Preise liegen bei elf und 25 Cent. Bei Telefonaten nach Russland hat derzeit Mobi das günstigste Angebot mit sechs Cent ins Festnetz und zu russischen Handys.
Ethno-Anbieter: Die Heimat am Hörer
Allen Tarifen gemein ist die einmalige Verbindungsgebühr, die für jedes Gespräch ins Ausland erhoben wird. Diese beträgt in der Regel 15 Cent, nur bei SIMVoice und Talk Tiger sind es 19 Cent. Ein Gespräch sollte also mehrere Minuten dauern, sonst verpufft der an sich günstige Minutenpreis. Dieser wird im Übrigen im Minutentakt berechnet, 61 Sekunden kosten also genauso viel wie 119 Sekunden. Bei der Netzwahl setzen fast alle Anbieter auf E-Plus, ähnlich wie auch die meisten Discounter in Deutschland. Lediglich Lebara greift auf das Netz der Telekom zurück, und Mobi funkt im Vodafone-Netz.
Keine Konkurrenz in Sicht?
Mit ihren Tarifen wildern Blauworld, Ortel und Co. in den angestammten Gefilden der Anbieter von Calling-Cards. Damit können Kunden über das Festnetz der Deutschen Telekom zu günstigen Preisen ins Ausland telefonieren. Die Minutenpreise liegen dabei teilweise deutlich unter denen der Mobilfunkanbieter, dennoch sehen diese keine echte Konkurrenz in Calling-Cards. „Calling-Cards sind ein nicht mehr zeitgemäßes und wettbewerbsfähiges Angebot“, ist sich beispielsweise Ratheesan Yoganathan, CEO von Lebara, sicher.
Mit ihren Tarifen wildern Blauworld, Ortel und Co. in den angestammten Gefilden der Anbieter von Calling-Cards. Damit können Kunden über das Festnetz der Deutschen Telekom zu günstigen Preisen ins Ausland telefonieren. Die Minutenpreise liegen dabei teilweise deutlich unter denen der Mobilfunkanbieter, dennoch sehen diese keine echte Konkurrenz in Calling-Cards. „Calling-Cards sind ein nicht mehr zeitgemäßes und wettbewerbsfähiges Angebot“, ist sich beispielsweise Ratheesan Yoganathan, CEO von Lebara, sicher.
Und nach Ansicht von The Phone House verschiebt sich das Geschäft bereits von den Calling-Cards zu vergleichbaren Mobilfunkangeboten. „Wichtigster Grund dafür ist das Vertrauen, welches den Mobilfunkanbietern aufgrund ihrer Seriosität entgegengebracht wird“, sagt Produktmanager Feyzi Demirel.
Zum einen gewinnen die Ethno-Anbieter zwar Kunden von den Calling-Cards, zum anderen haben sie seit einiger Zeit eine direkte Konkurrenz in Form der Mobilfunk-Discounter. Fonic, Blau, Simyo und andere ermöglichen Telefonate in viele europäische Länder und meist auch in die USA bereits ab neun Cent pro Minute.
Dennoch geben sich die Anbieter gelassen: „Im Großen und Ganzen agieren wir in ganz anderen Vertriebskanälen mit anderen Zugängen zur Zielgruppe“, so Demirel von Talk Tiger. Und auch bei Mobi gibt man sich selbstbewusst: „Wir haben die Angebote zur Kenntnis genommen und sehen, dass unsere Konditionen für unsere Zielgruppe praktisch überall deutlich besser sind“, so Geschäftsführer Uwe Becker. Bei Lebara dreht man den Spieß sogar um: „Durch die Senkung der nationalen Gesprächsgebühren auf neun Cent in der Minute sind wir nun eine echte Alternative zu den Discountern.“
Ethno-Anbieter: Die Heimat am Hörer
Chancen für den Handel
Während die wenigsten Mobilfunk-Discounter ihre Produkte über den Handel vermarkten, setzen die Ethno-Anbieter stark auf den stationären Vertrieb. Ein eigenes Fachhandelsprogramm bieten unter anderem Ortel Mobile, Mobi, Lebara und Talk Tiger an. Der Händler bekommt für den Verkauf eines Startpakets eine Abschlussprovision, außerdem stellen die Anbieter PoS-Material zur Verfügung.
Während die wenigsten Mobilfunk-Discounter ihre Produkte über den Handel vermarkten, setzen die Ethno-Anbieter stark auf den stationären Vertrieb. Ein eigenes Fachhandelsprogramm bieten unter anderem Ortel Mobile, Mobi, Lebara und Talk Tiger an. Der Händler bekommt für den Verkauf eines Startpakets eine Abschlussprovision, außerdem stellen die Anbieter PoS-Material zur Verfügung.
Erfreulich: Bei Mobi, Lebara und Talk Tiger erhält der Händler auch dann eine Provision, wenn der Kunde seine Prepaid-Karte nicht bei ihm, sondern online oder bei einem anderen Händler auflädt. Bei Mobi sind das „je nach Umsatz zwischen zwei und vier Prozent“, sagt Uwe Becker.
Für den Händler ist es dabei jedoch schwierig nachzuvollziehen, wie hoch der Umsatz „seines“ Kunden ist. Bei Talk Tiger bietet man seinen Händlern deshalb die Möglichkeit, „täglich online die Aufladedaten anschauen zu können“, so Feyzi Demirel. Lediglich bei Ortel verzichtet man auf eine derartige Umsatzbeteiligung, man setzt stattdessen auf „PoS-Material in mehreren Sprachen und bietet gezielte Sonderaktionen, mit denen spezialisierte Ortel-Mobile-Händler ihre Kunden binden können“, erklärt Erwin Dunnink, Chief Financial Officer, Ortel Mobile Holding.