Extra-Frequenz für Handynetz an Zugstrecken erst 2024 voll nutzbar

VATM kritisiert Fristverlängerung

Auch der Geschäftsführer des Telekommunikations-Branchenverbands VATM, Jürgen Grützner, weist auf die Bedeutung der 900er-Flächenfrequenz für die Netzbetreiber hin: "Sie hilft dabei, während Bahnfahrten konstante Datenraten zu sichern." Die Fristverlängerung bringe letztlich Nachteile für die Bahnkunden. "Das hat unter anderem Auswirkungen auf die Geschwindigkeit, mit der die Bahnstrecken besser mit Mobilfunk versorgt werden können."
Für besseren Mobilfunk im Zug ist die Umrüstung der Lokomotiven auf die "gehärteten" Endgeräte nötig. Die kam zuletzt nur schleppend voran. Von den 14.000 Triebfahrzeugen, die in Deutschland zugelassen sind, sind noch immer mehr als 1.000 nicht umgerüstet, wie aus dem Beschluss der Bundesnetzagentur hervorgeht. Die Firmen begründeten die Verzögerungen mit pandemiebedingten Personalausfällen, Lieferengpässen und Zulassungsproblemen.
Es geht vor allem um Güterzüge von Bahn-Konkurrenten, die Deutsche Bahn selbst ist relativ weit - sie hat nach eigenen Angaben 97 Prozent ihrer Fahrzeuge entsprechend vorbereitet, im Sommer 2023 soll der Umrüstprozess abgeschlossen sein. 6.000 DB-Fahrzeuge seien startklar.

Bundesnetzagentur verteidigt Entscheidung

Die Netzagentur hält die neue Zwei-Jahres-Frist für erforderlich. Die Behörde verweist auf Zahlen, denen zufolge ein zügigeres Vorgehen negative Folgen für den Zugverkehr haben könnte, etwa für die in der Energiekrise so wichtig gewordenen Kohletransporte. Würde man den Schalter also früh umlegen und wäre die Nutzung der neuen Funktechnik Pflicht, dürften diese Züge nicht mehr fahren.
"Von einem bereits jetzt verpflichtenden Einsatz gehärteter Geräte würden insbesondere auch Energietransporte auf der Schiene erheblich erschwert", sagt ein Sprecher der Netzagentur. Der Mobilfunkausbau an der Schiene könne weitergehen. "Hierzu stehen auch ausreichend andere Frequenzbereiche zur Verfügung."
Nach Erkenntnissen der Bonner Behörde werden im Juli 2023 voraussichtlich noch mehr als 800 Triebfahrzeuge nicht umgerüstet sein und Anfang 2024 noch mehr als 400. "Betroffen sind dann vornehmlich Fahrzeuge, die im grenzüberschreitenden Güterverkehr in mehreren Ländern eingesetzt werden", heißt es von der Netzagentur. Erst Ende 2024 hätte sich die Lage aus Sicht der Behörde so entspannt, dass die Pflicht für die "gehärteten" Geräte greifen könnte und keine großen Folgen für den Zugverkehr hätte.




Das könnte Sie auch interessieren