LTE-Feldversuch in Hongkong
04.12.2009, 14:30 Uhr
Kurs auf 4G
In Hongkong führt der Netzbetreiber CSL einen LTE-Feldversuch durch. Die Rahmenbedingungen sind extrem herausfordernd.
Für ein Mobilfunknetz gehört Hongkong wohl zu den herausforderndsten Orten der Welt: Mehr als sieben Millionen Menschen beherbergt die ehemalige britische Kronkolonie, die Bevölkerungsdichte ist mit 16.000 Personen pro bewohnbarem Quadratkilometer Gelände die zweithöchste nach Monaco. Zudem ist Hongkong Teil eines des größten Wirtschaftsräume der Welt, des Perlflussdeltas, in dem über 60 Millionen Menschen zwischen Guangzhou, Shenzhen, Hongkong und Macao gerne und viel kommunizieren sowie im globalen Vergleich überdurchschnittlich stark mobile Datendienste nutzen.
In Hongkong kamen im August auf 100 Einwohner 170 Handys, was wohl die höchste Verbreitungsrate der Welt sein dürfte. Auch der Empfang ist nicht ganz einfach zu realisieren: Es gibt 3.000 Gebäude mit mehr als 30 Stockwerken und viel Stahlbeton, der Funkwellen aufhält. Entsprechend muss alle 200 Meter eine Antenne aufgestellt werden, berichtet Christian Daigneault, Chief Technical Officer (CTO) des Netzbetreibers CSL, im Gespräch mit Telecom Handel. Auch die Vermieter wüssten das inzwischen auszunutzen und verlangten saftige Miete für den Platz auf ihren Dächern.
Fünf Netzbetreiber im Ring
Neben dem Marktführer CSL Limited – einer 1983 gegründeten Tochter der australischen Telstra – mit seinen 2,6 Millionen Kunden tummeln sich vier weitere Netzbetreiber auf dem recht kleinen Markt. Dies sind SmarTone-Vodafone, China Mobile Hong Kong, Hutchison Three und China Unicom. Anders als in der Volksrepublik China, wo die Mobilfunkcarrier starke Verbindungen zum Staat haben, sind die Netzbetreiber in Hongkong fast alle in Privatbesitz, da die meisten noch zu Zeiten der britischen Herrschaft gegründet wurden, die am 1. Juli 1997 endete.
Neben dem Marktführer CSL Limited – einer 1983 gegründeten Tochter der australischen Telstra – mit seinen 2,6 Millionen Kunden tummeln sich vier weitere Netzbetreiber auf dem recht kleinen Markt. Dies sind SmarTone-Vodafone, China Mobile Hong Kong, Hutchison Three und China Unicom. Anders als in der Volksrepublik China, wo die Mobilfunkcarrier starke Verbindungen zum Staat haben, sind die Netzbetreiber in Hongkong fast alle in Privatbesitz, da die meisten noch zu Zeiten der britischen Herrschaft gegründet wurden, die am 1. Juli 1997 endete.
Um den gewaltigen Herausforderungen an die Netztechnik und die Kapazität gerecht zu werden, versucht CSL technische Entwicklungen optimal auszunutzen. Christian Daigneault: „Wer hier ein Netzwerk betreiben kann, kann es überall.“ So soll auch eines der ersten LTE-Netze der vierten Mobilfunkgeneration in Hongkong entstehen. Der Feldversuch läuft bereits: In einem Gebiet des Stadtteils Kowloon, der extrem dicht besiedelt ist, wird ein Netz mit Technik des chinesischen Ausrüsters ZTE betrieben. Die Ergebnisse sollen helfen, die Einführung zu beschleunigen, wobei sich Christian Daigneault aber nicht auf ein kommerzielles Startdatum festlegen will.
Den Bedarf für LTE sieht er aber auf jeden Fall: „Das Thema ist klar von den Netzbetreibern getrieben: Wir können mehr Kunden mit einer gleichbleibenden Zahl von Standorten mit schnelleren Daten bedienen. Bei der Sprachtelefonie kann nichts mehr dazuverdient werden, deshalb sind Datendienste so wichtig.“ Auch soll die Substitution des Festnetzes vorangetrieben werden, denn das Verlegen von Kabeln ist in Städten wie Hongkong sehr teuer.
LTE-Feldversuch in Hongkong: Kurs auf 4G
Das Tempo von 4G wird dabei durchaus mithalten können: Im Test wurden bis zu 127 MBit/s erreicht, wobei die Geschwindigkeit im Moment vor allem von den Endgeräten limitiert wird. Das Netzwerk soll bis zu 150 MBit/s gewährleisten können. Selbst in fahrenden Autos waren schon über 40 MBit/s möglich. Die Probleme liegen laut dem CSL-CTO vor allem im hohen Stromverbrauch und in der Größe der Empfangsgeräte.
Das Tempo zählt
Dass mit LTE die Datenpreise weiter sinken könnten, indem die Früchte der Einsparungen an die Kunden weitergegeben werden, hält man bei CSL für realistisch. Schon jetzt nutzt der Carrier als einer von wenigen im Mobilfunk ein innovatives Tarifmodell, bei dem die Kunden ihre Monatsgebühr nach der gebuchten Download-Geschwindigkeit zahlen. Es gibt drei Flatrates: für maximal 3,6 MBit/s zu umgerechnet rund 21 Euro im Monat, 7,2 MBit/s für rund 33 Euro und 21 MBit/s für 46 Euro. Letztere Geschwindigkeit wird über HSPA+ realisiert; als Endgeräte sind derzeit ein USB-Datenmodem von Sierra Wireless und ein Netbook von HP mit integriertem Modul verfügbar. Wir konnten HSPA+ in den Straßenschluchten von Kowloon ausprobieren, wobei wir im Download im fahrenden Auto immerhin auf über zehn MBit/s kamen. Den Höchstwert von 21 MBit/s dürften Kunden nur bei optimaler Versorgung erreichen. Später soll die vom CTO „3,75“ genannte HSPA+-Technik dann mit LTE kombiniert werden, so dass die Kunden von der „sanften“ Migration kaum etwas merken werden – außer wenn sie mit ihrer Datenkarte plötzlich auf rasante 50 MBit/s kommen.
Dass mit LTE die Datenpreise weiter sinken könnten, indem die Früchte der Einsparungen an die Kunden weitergegeben werden, hält man bei CSL für realistisch. Schon jetzt nutzt der Carrier als einer von wenigen im Mobilfunk ein innovatives Tarifmodell, bei dem die Kunden ihre Monatsgebühr nach der gebuchten Download-Geschwindigkeit zahlen. Es gibt drei Flatrates: für maximal 3,6 MBit/s zu umgerechnet rund 21 Euro im Monat, 7,2 MBit/s für rund 33 Euro und 21 MBit/s für 46 Euro. Letztere Geschwindigkeit wird über HSPA+ realisiert; als Endgeräte sind derzeit ein USB-Datenmodem von Sierra Wireless und ein Netbook von HP mit integriertem Modul verfügbar. Wir konnten HSPA+ in den Straßenschluchten von Kowloon ausprobieren, wobei wir im Download im fahrenden Auto immerhin auf über zehn MBit/s kamen. Den Höchstwert von 21 MBit/s dürften Kunden nur bei optimaler Versorgung erreichen. Später soll die vom CTO „3,75“ genannte HSPA+-Technik dann mit LTE kombiniert werden, so dass die Kunden von der „sanften“ Migration kaum etwas merken werden – außer wenn sie mit ihrer Datenkarte plötzlich auf rasante 50 MBit/s kommen.