Selbstversuch im Stau 06.11.2009, 11:45 Uhr

HD Traffic und Nokia Maps im Härtetest

Sechs Monate unterwegs mit HD Traffic von TomTom und Nokia Maps – Handy und Stand-alone-Navigationssystem ergänzen sich gut bei der Navigation im Alltag – Neue Verkehrsinfodienste bringen Zeitgewinn für Autofahrer.
Samstagmorgen, strahlender Sonnenschein und kein Stau in Sicht: Was den normalen Autofahrer glücklich macht, ist für den Tester eines Navigationssystems eher ärgerlich. Denn die Warnung vor Staus ist heutzutage ein zentrales Element jedes Navigators und dank neuer Technologien ein echtes Unterscheidungsmerkmal.
In den letzten sechs Monaten hatten wir die Möglichkeit, den Dienst HD Traffic auf dem Go 940 von TomTom in der Praxis auszuprobieren und direkt zu vergleichen, indem wir parallel die Handy-Navigation von Nokia auf dem E75 und dem N97 nutzten. Der Selbstversuch lieferte nicht nur einigen Aufschluss über die neuen Verkehrsdienste, sondern auch über die Alltagstauglichkeit der verschiedenen Möglichkeiten zur Navigation.
Die wichtigsten Ergebnisse:

Auch wenn nicht immer ein Stau für den Test verfügbar war, hatten wir doch genug Stillstand für ausreichende Einsichten: So lässt sich klar feststellen, dass HD Traffic schneller und genauer als bisherige Angebote wie TMC und auch TMCpro ist. Da die Daten auf den anonymisierten Bewegungsmustern von Millionen Vodafone-Handy-Kunden beruhen, gibt es eine große Datenbasis auch für Landstraßen. Dadurch hatten wir den Eindruck, dass auch die möglichen Umleitungen von Staus besser geplant wurden und das System nur wirklich sinnvolle Abweichungen von der Strecke vorschlägt. Die Zeitangaben in Minuten helfen dem Anwender bei der Entscheidung. Auch wieder aufgelöste Staus bemerkte das System viel schneller als RDS.

Ein Vorteil der Verkehrsdienste über Mobilfunk ist der Verzicht auf die TMC-Antenne im Auto, da das Funkmodul ins Gehäuse integriert ist. Die Integration des HD-Traffic-Dienstes in die Software wirkt zumindest in der ersten Generation der 740er- und 940er-Modelle allerdings noch etwas holprig: So erscheinen Staus nur als winzige Symbole am Rand des Displays und die Warnungen sind zu klein.

Selbstversuch im Stau: HD Traffic und Nokia Maps im Härtetest


Auch wenn der Dienst sinnvoll ist und Zeitersparnisse bringt, stellt sich doch die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Aktuell nimmt TomTom 9,95 Euro im Monat, wobei die Mobilfunkgebühren enthalten sind. Das ist ein fairer Preis, der aber für nur gelegentliche Nutzer mit knapp 120 Euro im Jahr trotzdem recht hoch ist. Für Vielfahrer ist es aber eine sinnvolle Investition.

Die neueren TomTom-Modelle haben auch IQ Routes, bei denen die Erfahrungen der Anwender in die Streckenplanung mit einfließen. Dass dieses Prinzip zwar auf so manchen Schleichweg hinweist, aber manchmal auch ins Abseits führt, hat der Test gezeigt. Vor allem auf dem Land erwiesen sich manche Routenempfehlungen als Schlaglochpisten über Feldwege.

Das inzwischen eingeführte Roaming ist ein großes Plus für HD Traffic, denn selbst bei Routen nach Deutschland blieb die erste Generation der Geräte stumm. War man etwa auf dem Weg von Innsbruck nach München, kamen die ersten Meldungen nach dem Grenzübertritt – auf einer solchen Strecke viel zu spät für neue Routenplanungen.

Selbstversuch im Stau: HD Traffic und Nokia Maps im Härtetest


Vor allem unterwegs in Städten – ohne Auto – erwies sich das Handy mit Nokia Maps als sinnvolle Ergänzung. Nachdem die Europakarte über PC kostenlos auf eine MicroSD-Karte (rund ein Megabyte) transferiert war, bot sie überall zuverlässige Stadtpläne und Landkarten – bei Bedarf gibt es sogar Karten für Übersee. Selbst wer die kostenpflichtige Navigation für 59,90 Euro im Jahr nicht dazubuchen will, erhält so gratis eine Möglichkeit zur kostenlosen Positionsbestimmung, die immer dabei ist. Im Gegensatz zu anderen Smartphones fragt das Nokia-Handy auch, ob es eine Webverbindung aufbauen soll, etwa um per A-GPS die Position schneller zu bestimmen. Lediglich die Bedienung über die Handy-Tastatur des E75 erwies sich als umständlich.

So ist das Handy vor allem für Fußgänger ein praktischer Navigator. Längere Wanderungen sollte man allerdings nicht wagen, denn bei GPS-Nutzung und ständigem Display-Betrieb war der Akku schon nach wenigen Stunden leer. Im Auto sind eine Halterung und ein Ladekabel unverzichtbares Zubehör.

Am Ende des halbjährigen Tests zeigt sich, dass sich die beiden Möglichkeiten zur Navigation gut ergänzen: Der Stand-alone-Navigator ist bei einer intensiveren Nutzung im Auto unverzichtbar und gewinnt durch einen Dienst wie HD Traffic klar an Wert. Für gelegentlich Suchende reicht dagegen Nokia Maps auf dem Smartphone – vor allem wenn sie zu Fuß unterwegs sind – völlig aus. Ideal wäre ein Smartphone mit Verkehrsdiensten, starker Hardware und großem Display zur Navigation – doch das ist trotz aller Versuche der Hersteller immer noch Zukunftsmusik.




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