Kommentar zur IFA 2008 08.09.2008, 11:20 Uhr

Nicht alle Wege führen zum Ziel

Bei den Navigationssystemen brachte die IFA viel Neues, aber nicht immer Sinnvolles
Fernsehen im Auto ist im Allgemeinen keine gute Idee und dient wohl, selbst wenn gerade "Der 7. Sinn" läuft, kaum der Verkehrssicherheit. Entsprechend selten werden die teuren TV-Module für Festeinbausysteme selbst in der Oberklasse geordert. Doch inzwischen glauben einige Hersteller von Stand-alone-Navigatoren, sich über den Einbau eines DVB-T-Empfängers differenzieren zu müssen. Was bei Naviflash und VDO Dayton in der Vergangenheit floppte, will jetzt Mio schaffen: Sieben Zoll stehen im neuen C728 für den vermeintlichen Fernsehspaß bereit. Es ist schön, dass Hersteller so viel Hightech beherrschen - schade nur, dass Käufer von Stand-alone-Navis eigentlich etwas anderes wollen.
Das ist allen Umfragen zufolge immer noch das einfache und präzise Navigieren, wichtig sind auch Verkehrshinweise. Daran hat sich auch im Technologierausch der IFA wenig geändert. Doch es gab dort auch noch sinnvolle Neuheiten. Innovativ sind die Dienste, die nun langsam Einzug halten und die Navigatoren von bloßen mobilen Landkarten tatsächlich zu Systemen zur intelligenten Verkehrssteuerung machen. Allerdings gehen die Hersteller dabei verschiedene Wege: Einige Hardware-Anbieter setzen auf optimierte Verkehrsmeldungen von TMCpro, andere wie Falk wollen eine Community aufbauen, von deren Insider-Wissen alle profitieren können. Der Marktführer TomTom schließlich geht mit HD Traffic besonders weit und nutzt die Bewegungsdaten von Handy-Besitzern, um ein möglichst reales Bild des Verkehrs zu bekommen. Damit die Aktualität gewährleistet ist, hält dazu auch noch eine SIM-Karte für die Datenübertragung Einzug ins Navi.
Welches Konzept sich am Ende durchsetzt, ist noch offen. Insellösungen sind aber grundsätzlich eine schwierige Option, zumal keine Navi-Schmiede eine wirklich marktbeherrschende Position hat, mit der sie ihr Konzept zum Standard erheben könnte. Ankommen wird es nicht zuletzt auf die Bereitschaft der Kunden - wie etwa bei TomTom, knapp zehn Euro im Monat für die Dienste auszugeben. Auch wenn diese sich als höchst sinnvoll erweisen, muss diese Botschaft auch beim Kunden ankommen. Der Erfolg von TMC beruht nicht zuletzt auf der kostenlosen Verfügbarkeit des Services. Auch bei TMCpro zahlt der Kunde einmal die Lizenz und hat dann Ruhe.
Für den Fachhandel sind die neuen Dienste - auch wenn er an ihnen nichts direkt verdient - eine gute Nachricht: Denn die Endgeräte werden damit komplexer und zeigen ihre wahre Leistung für Zielgruppen jenseits der Computer-Freaks erst nach einer Erklärung. So mancher könnte seinen neuen Navigator deshalb dort kaufen, wo er beraten wird. Das sollten auch die Hersteller erkennen und nicht nur die Großfläche hätscheln.



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