Patentkrieg
27.08.2012, 11:33 Uhr
Samsung muss Milliardenstrafe an Apple bezahlen
Im Patentkrieg zwischen Apple und Samsung hat ein US-Gericht nun ein spektakuläres Urteil gefällt - und die Südkoreaner zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Die Konsequenzen für Samsung - und die ganze Handy-Branche - könnten weitreichend sein.
Es ist eine bittere Schlappe für Samsung: Im Patentkrieg mit Apple musste der südkoreanische Elektronikkonzern nun vor einem US-Gericht eine schwere Niederlage einstecken. Dieses hat nach einem spektakulären Prozess, in dem beide Parteien mitunter Einblick in brisante Geheimdokumente gewährt hatten, Samsung zu einer Schadensersatzzahlung von einer Milliarde US-Dollar verpflichtet.
Die Geschworenenkammer des US-Bundesgerichts für Nord-Kalifornien in San Jose sah es als erwiesen an, dass Samsung absichtlich Patente von Apple verletzt habe. Konkret ging es um das Design und die Funktionsweise der Apple-Produkte iPhone und iPad, die Samsung für seine eigenen Smartphones und Tablets kopiert haben soll.
Für Apple ist das Urteil ein Sieg auf ganzer Linie: Denn auch wenn Samsung, die aktuelle Nummer eins auf dem Smartphone-Markt, die Strafe fast aus der Portokasse bezahlen kann - der Imageschaden für die Koreaner ist gewaltig. Zudem sind die weiteren Konsequenzen des Urteils noch gar nicht absehbar. So will das Gericht jetzt am 20. September darüber entscheiden, ob Samsung nun auch alle US-Verkäufe untersagt werden sollen.
"Weniger Auswahl, weniger Innovation und potentiell höhere Preise"
Für Samsung steht der eigentliche Verlierer indes schon jetzt fest: die Verbraucher und die ganze Smartphone-Branche. So prophezeit Samsung-Sprecherin Mira Jang laut einem Bericht von Spiegel Online "Weniger Auswahl, weniger Innovation und potentiell höhere Preise". Tatsächlich könnte der Urteilsspruch dazu führen, dass andere Hersteller fortan Lizenzgebühren an Apple zahlen müssen - und diese Kosten dann auf die Kunden umgelegt werden.
Und es droht der Konkurrenz noch Schlimmeres: ein Apple-Design-Monopol. Immerhin betrafen drei der reklamierten Patente die Form des iPhones und die Anordnung der Screen-Icons. Dies könnte zur Folge haben, dass sich zukünftig Smartphones, aber auch Tablets anderer Hersteller optisch noch sehr viel stärker von den Apple-Produkten unterscheiden müssen als bisher.
Gleichzeitig gerät aber auch Google und sein mobiles Betriebssystem Android immer mehr unter Druck, das mittlerweile iOS bei den Marktanteilen weit hinter sich gelassen hat. Schon im Jahr 2011 hatte der inzwischen verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs Android als dreiste Kopie gegeißelt. Das Urteil könnte Google nun dazu zwingen, grundlegende Veränderungen an seinem Betriebssystems vorzunehmen. Profitieren könnte indes ausgerechnet der angeschlagene Handy-Hersteller Nokia, der mit Microsofts Windows Phone ein mobiles Betriebssystem einsetzt, das sich von der Bedienung her doch sehr deutlich von iOS und Android unterscheidet.
Firmenchef Tim Cook : "Es ging um Werte"
Samsung will sich indes nicht geschlagen geben - und kündigte zugleich an, das Urteil anzufechten. Sollte das nicht zum Erfolg führen, will der Konzern ein US-Berufungsgericht einschalten. Der Konzern martialisch: "Das ist nicht das letzte Wort in diesem Fall oder in den Schlachten, die vor Gerichten rund um die Welt geführt werden." Und weiter: Es sei bedauerlich, dass das Patentsystem einem Unternehmen ein Monopol über Rechtecke mit abgerundeten Ecken geben könne.
Doch auch diese Ankündigung der Koreaner konnte einen vorübergehenden Absturz der Samsung-Aktie nicht verhindern - diese verlor zu Wochenbeginn zeitweise deutlich an Wert.
Bei Apple ist indes die Freude groß: Firmenchef Tim Cook lobte die "klare Botschaft" der Geschworenen, dass Diebstahl nicht rechtens sei. Grundsätzlich sei es in dem Prozess um mehr als nur Patente oder Geld gegangen: "Es ging um Werte", wie etwa Originalität und Innovation, machte Cooks deutlich.