Die Lieferkrise hat den Smartphone-Markt im vergangenen Jahr durchein­andergewirbelt, es gab jedes Quartal Bewegung an der Spitze. Bei der Leserwahl zum besten Handy-Hersteller zählt dagegen auch in diesen Zeiten wieder Kontinuität. So gewinnt Samsung zum dritten Mal in Folge, Xiaomi kann den 2021 erstmals errungenen zweiten Platz vor Apple verteidigen. Dieses Trio setzt sich deutlich von dem breiten Mittelfeld ab, das jetzt vom neuen Vierten, Oppo, angeführt wird.

Dieses Jahr haben knapp 500 Fachhändler an der Befragung teilgenommen. Wie im Vorjahr galt es, Schulnoten in 17 Kategorien zu vergeben. Dabei wurde mangels Priorisierung durch die Teilnehmer die Wertung für den Web-Auftritt weggelassen, stattdessen konnte erstmals der Aspekt der Nachhaltigkeit beurteilt werden, der bereits für knapp ein Drittel ein wichtiges Kriterium zur Benotung eines Herstellers ist.

20 Unternehmen haben es mit genug Bewertungen in die Endauswertung geschafft, im Vorjahr waren es noch 21. LG und Sharp haben inzwischen ihre Aktivitäten auf dem deutschen Smartphone-Markt eingestellt, dafür ist Vivo neu hinzugekommen.

Die Leser haben auch ihre beliebtesten Smartphones in drei Preisklassen sowie ihren Favoriten bei den Tablets gekürt. Erstmals schafft dabei mit der „Redmi Note 10“- Baureihe ein Produkt von Xiaomi einen
ersten Platz in der Einsteigerklasse. Eine weitere Premiere ist in dieser Kategorie das erste Podium von Gigaset mit dem dritten Platz des GS4. In der Mittelklasse wiederholt Samsung dagegen den Erfolg des Vorjahres mit dem Galaxy A52 vor den Einstiegsvarianten der „Mi 11“-Serie von Xiaomi.

Die Oberklasse ist wie im Vorjahr fest in der Hand von Apple, diesmal mit dem ­iPhone 13. Etwas erstaunlich ist, dass es keines der Falt-Smartphones, die im Gegensatz zum Vorjahr nun auch vom Fachhandel vermarktet werden können, unter die beliebtesten Modelle in der Oberklasse schafft. Bei den Tablets siegt wieder das iPad Pro mit klarem Vorsprung, doch auf dem zweiten Platzt landet mit dem Galaxy Tab S7 erstmals ein Android-Tablet und kein weiteres Apple-Produkt.

Dass Samsung in den meisten Klassen attraktive Produkte hat, spielt sicher eine Rolle für den erneuten Gesamtsieg mit der leicht verbesserten Gesamtnote von 2,42. Entscheidend ist aber, dass sich die Koreaner kaum Schwächen leisten. Sie sind lediglich mit einem sechsten Platz bei den Margen und dem vierten Platz bei der Preispolitik nicht unter den besten Drei zu finden. Siege gibt es in acht der 17 Wertungen, im Vorjahr waren es allerdings noch elf Erfolge.

Das zeigt, dass Samsung mehr als zuvor die starken Verfolger fürchten muss, denn sowohl Xiaomi als auch Apple haben sich stärker verbessern können und rücken immer näher. Xiaomi verteidigt damit den zweiten Platz bei der erst dritten Leserwahl-Teilnahme. Neben dem erneuten Sieg beim Preis-Leistungs-Verhältnis gewinnen die Chinesen mit den Margen erstmals auch eine zweite Kategorie. Die schlechtesten Ergebnisse sind zwei fünfte Plätze bei den Schulungen und der Preispolitik.

Während die Chinesen damit ein sehr aus­gewogenes Ergebnis haben, polarisiert Apple weiter im Fachhandel. Es gibt Top-Bewertungen für die Produkte und deren Qualität, aber auch wieder Prügel für die saftigen Preise und die schwachen Margen. In diesen Wertungen ist die Kultmarke wieder das Schlusslicht. Es gibt aber auch sechs Siege in den Wertungen, das sind zwei mehr als im Vorjahr.
Hinter diesem Trio an der Spitze tut sich dieses Jahr eine breite Lücke auf: Im Vorjahr lag der Abstand zwischen Platz drei und vier bei 0,02 Punkten, diesmal sind es immerhin 0,40 Punkte. Die Verfolger tun sich schwer, denn nur zwei der weiteren 17 Hersteller konnten ihre Gesamtnote verbessern.

Vom fünften auf den vierten Platz vorrücken kann trotz einer minimal schlechteren Note Oppo bei der zweiten Teilnahme an einer Leserwahl. Mit dem dritten Platz beim Preis-Leistungs-Verhältnis holen die Chinesen zudem ihr erstes Podest. Mit mehr Bekanntheit und Engagement im Handel könnte der Anschluss an die Spitze gelingen.

Einen Schritt nach vorne schaffte auch Sony mit dem fünften Platz. Das Konzept der Traditionsmarke, vor allem Oberklasse-Smartphones anzubieten, scheint manchem im Fachhandel zu gefallen, allerdings kritisieren andere auch die zu hohen Preise.

Noch vor drei Jahren war Huawei der strahlende Sieger der Leserwahl, jetzt schlagen die Probleme durch das US-Embargo aber voll durch: Die Note verschlechtert sich um fast ein Drittel und befördert die Chinesen vom vierten auf den sechsten Platz. Mit einem zweiten Platz bei den Schulungen und dem dritten Platz bei der Marketingunterstützung zeigen sie aber, dass sie immer noch einiges Vertrauen im Fachhandel genießen.

Der Gewinner im Mittelfeld ist Gigaset: Die Note verbessert sich um 0,13 Punkte und bringt den deutschen Hersteller vom zehnten auf den siebten Platz. Dazu gewinnt ­Gigaset erstmals eine Wertung für die Nachhaltigkeit seiner Produkte, die teilweise in Deutschland gefertigt werden.

Im weiteren Mittelfeld kann OnePlus Motorola überholen und wird Achter. Auf dem zehnten Platz folgt Nokia. Bei Honor auf der elften Position haben die Leser offenbar den Abschied von der Mutter Huawei und den Re-Start im deutschen Smartphone-Markt noch nicht honoriert, denn die Chinesen treten bei der Gesamtnote auf der Stelle.

Die Krone des besten Herstellers im Segment der Seniorengeräte gewinnt wie im Vorjahr Emporia. Mit einem zweiten Platz bei den Margen und dritten Plätzen bei der Preispolitik und den Schulungen zeigen die Österreicher, dass auch kleine Hersteller mit Engagement in Fachhandel bei manchen Themen im Konzert der Großen mithalten können. Der Konkurrent Beafon erreicht wieder einen dritten Platz bei den Margen, landet aber in der Gesamtwertung drei Plätze hinter Emporia, aber zumindest noch knapp vor Doro.

Im hinteren Mittelfeld finden sich auch Asus und Cat Phones, dazu gesellt sich der Newcomer Vivo auf dem 17. Platz. Das bescheidene Debüt liegt nicht zuletzt an einer geringen Bekanntheit der Marke, die im deutschen Fachhandel noch gar nicht richtig gestartet ist. Andere chinesische Hersteller wie Xiaomi oder Oppo haben immerhin in den vergangenen Jahren gezeigt, wie schnell ein Aufstieg möglich ist.

Am Ende des Felds platziert sich ein Trio, das dort auch in den Vorjahren öfter landete. Drittletzter ist wieder ZTE, dahinter liegt Wiko, wobei es für die Franzosen zwei Plätze nach unten ging. Schlusslicht ist wie im Vorjahr Alcatel, die Marke des TCL-Konzerns wird von den Teilnehmern in vielen Kategorien als schlechtester der 20 Hersteller bewertet.

Während der Corona-Krise haben sich die Probleme der mangelnden Wahrnehmung für viele Hersteller im mittleren und hinteren Feld offenbar verstärkt. Sie müssen aufpassen, dass sie von den großen Playern, die besser durch die schwierige Zeit gekommen sind, nicht endgültig abgehängt werden.

Die ausführliche Auswertung der ­Leserwahl mit den Einzelnoten in 17 Kate­go­rien für alle 20 Hersteller findet sich in einem neuen ­Report von ­Telecom Handel, grafisch und textlich aufbereitet auf mehr als 50 Seiten. Sie können diesen Report, der im März erscheint, online bestellen.