Smartphone-Test
29.08.2023, 10:23 Uhr
Samsung Galaxy Z Flip5 und Galaxy Z Fold5: Klappt im Doppelpack
Bei der neuen Generation seiner Foldables hat der Hersteller Samsung gezielt einige Features verbessert, statt alles neu zu erfinden.
Wenn es eines Tages darum geht, wer Smartphones mit faltbaren Displays zum Massenmarkt gebracht hat, dann gebührt diese Ehre eindeutig Samsung. Erst recht in Deutschland, denn hierzulande machten das Galaxy Z Flip5 und das Galaxy Z Fold5 zum Beginn dieses Jahres noch 90 Prozent der Foldable-Verkäufe aus, inzwischen zeigt sich mit Motorola endlich ein starker Konkurrent.
Die Koreaner haben in den vergangenen Jahren viel Erfahrung mit der anspruchsvollen Technologie gesammelt, die beiden hier getesteten Falter stellen immerhin die fünfte Generation dar. Die Fortentwicklung ist dabei eine langsame Evolution. Zumindest beim kompakten Galaxy Z Flip5 ist die Veränderung aber diesmal klar zu erkennen, denn nun bedeckt das äußere Display mit 3,6 Zoll Diagonale die gesamte Oberseite der Klappe und nicht mehr nur ein Drittel. Auf dem neuen Bildschirm ist deutlich mehr Interaktion möglich, allerdings unterstützen ihn noch nicht alle Apps wie zum Beispiel Outlook. Auch der nahtlose Übergang der Apps zwischen den Displays muss erst einzeln eingestellt werden und wird nicht durchgängig unterstützt. Die Qualität des Bildschirms ist gut, auch wenn er mit einer Auflösung von 720 x 748 Pixeln nicht sehr scharf ist.
Der lichtstarke innere Bildschirm hat wie beim Vorgänger 6,7 Zoll mit Full-HD+-Auflösung und eine bis zu 120 Hz adaptive Bildwiederholrate. Wie auch beim großen Bruder Fold konnte Samsung die Faltstelle im Display wieder weniger spürbar machen, sie ist aber immer noch präsent und auch sichtbar. Beim Fold haben sich die Displays außer durch etwas mehr Helligkeit nicht verändert: Außen gibt es 6,2 Zoll Diagonale in einem etwas ungewöhnlichen länglichen Format, innen üppige 7,6 Zoll. Hier hat Samsung Android mit Multitasking-Funktionen bereichert, so dass bis zu drei Apps gleichzeitig in flexibler Größe auf dem Bildschirm verschoben werden können. Allerdings kann das Display in einigen Fällen durch das fast quadratische Format sein Potenzial nicht entfalten, etwa wenn Filme deshalb nur mit breiten Streifen oben und unten gezeigt werden können.
Keine Lücken mehr
Die umfangreiche Bedienmöglichkeit über das Außendisplay schont den Akku und auch den Klappmechanismus. Dabei hat das Scharnier bei beiden Neulingen eine weitere Evolutionsstufe erklommen und sorgt tatsächlich für einen Wow-Effekt. Denn die breite Spalte in zugeklapptem Zustand entfällt und die Hälften liegen nun plan auf. Trotzdem hat Samsung den Schutz vor Wasser erhalten können, die Norm IPX8 bedeutet allerdings auch, dass der Staubschutz nicht enthalten ist und das Scharnier als Einfallstor für Schmutz dienen kann.
Das Flip bleibt in seinem kompakten Format hosentaschentauglich und ist mit 187 Gramm angenehm leicht. Auch wenn es gegenüber dem Vorgänger im Bereich des Scharniers zusammengeklappt zwei Millimeter abgenommen hat, ist es mit 15 Millimetern immer noch recht dick. Aufgeklappt sind es nur sieben Millimeter. Das Fold reduziert seine Höhe zusammengeklappt von 15,8 auf 13,4 Millimeter und verliert zehn Gramm Gewicht. Mit 253 Gramm und dem großen Gehäuse ist es aber immer noch ein sehr üppiges Smartphone.
Beim Aufklappen gibt es bei beiden Modellen einen spürbaren Widerstand, der das Gefühl der Solidität noch steigert, und auch das satte Klacken beim Schließen kann gefallen. Mindestens 200.000 Faltvorgänge soll das Flip5 laut Samsung problemlos überstehen. Selbst wenn man es 100 Mal am Tag öffnet, wären das 5,5 Jahre Nutzungszeit.
Dass die erreicht werden, wird wahrscheinlicher, denn mit den neuen Modellen führt Samsung auch die bisher großzügigste Update-Politik im Android-Bereich ein: Es soll vier Jahre Updates für das Hauptsystem und fünf Jahre monatlich für die Sicherheits-Patches geben.
Was die Kameras betrifft, setzt Samsung beim Flip wieder auf zwei 12-Megapixel-Kameras, die in einer Aussparung des Außendisplays sitzen. Während die Hauptlinse scharfe und farbechte Bilder schießt, wurde der Weitwinkel zwar gegenüber dem Vorgänger verbessert, hat aber immer noch Probleme bei schwachen Lichtverhältnissen. Die 10-Megapixel-Selfiecam im Hauptdisplay ist bei Videocalls praktisch, wenn das Gerät aufgeklappt auf dem Tisch steht.
Die Hauptkamera auf der Rückseite des Fold hat drei Linsen, wobei die Hauptlinse 4:1-Pixel-Binning von 50 auf 12,5 Megapixel beherrscht, aber in der Realität nicht viel bessere Fotos schießt als die des kleinen Bruders. Unterstützt wird die Hauptlinse von einem Tele und einem Weitwinkel. Zusätzlich gibt es hier noch Kameras für Selfies in den beiden Displays, wobei die unter Glas verbaute Linse im Innenbildschirm höchstens für Videotelefonate taugt.
Bei der Leistung geben sich beide Smartphones keine Blöße, denn es kommt der rasante Snapdragon 8 Gen 2 in einer für Samsung noch einmal minimal höher getakteten Variante zum Einsatz. Er wird im Flip von 8 GB RAM und im Fold von satten 12 GB unterstützt. Bei Messungen machte das keinen Tempounterschied, allerdings scheint das Fold eine bessere Kühlung zu haben, denn das Flip wurde auf der Rückseite unter Belastung sehr warm.
Ein Problem der Foldables war bisher die reduzierte Akkukapazität der Kompaktmodelle und der hohe Stromverbrauch der großen Brüder durch die Mega-Displays. Das zeigt sich immer noch, wird aber besser. Das Flip kommt mit einem 3.700 mAh kleinen Akku gut durch den Tag – aber auch nicht weiter. Geladen wird mit bescheidenen 25 Watt per Kabel, damit ist der Kraftspender in etwa 85 Minuten wieder voll. Beim Fold gibt es mit 4.400 mAh etwas mehr Kapazität, was ihm etwa zehn Prozent mehr Laufzeit bringt. Drahtloses Laden ist möglich, leider spart sich Samsung bei beiden Smartphones die Ladegräte.
Wenn es am Ende ums Geld geht, sind die schicken Falter kein Schnäppchen: Das Flip5 kostet mit 1.199 Euro für die Version mit 256 GB 40 Euro mehr als der Vorgänger. Das Fold5 in der Einstiegsvariante mit 256 GB für 1.899 Euro ist für rund 100 Euro mehr als das 4er-Modell zu haben.