Stabiles Display-Glas
22.04.2016, 12:57 Uhr
Smartphone-Wissen: Deshalb ist Gorilla Glass so hart
Marmor, Stein und Eisen bricht ... aber ein Smartphone-Display im besten Falle nicht. Hersteller wie Corning machen Touchscreens resistent gegen Kratzer und Brüche – mit der Ionisierung des Glases.
Wenn ein Markenname synonym für eine ganze Produktstrategie steht, dann kann man durchaus sagen, die Marketingabteilung hat einen wirklich guten Job gemacht. Nun hat Gorilla Glass vom Hersteller Corning zwar längst nicht den Bekanntheitsgrad von Brands wie zum Beispiel Nutella, Tempo oder Labello – dennoch steht diese Marke wie keine andere für bruch- und kratzfeste Displays bei Smartphones.
Händler, die bereits Mobiltelefone wie das Nokia 3310 verkauft haben, werden sich bestimmt an Kunden erinnern, die damals mit vollkommen verkratztem Display und verschämtem Blick in den Shop gekommen sind. Nun konnte man in diesem Fall mit einem neuen Cover schnell Abhilfe schaffen; als die ersten Smartphones auf den Markt kamen, war einem zerstörten Display-Glas aber nicht mehr so leicht beizukommen.
Dabei ist der gleichzeitige Transport von Smartphone und Schlüsselbund in der Hosen- oder Jackentasche nicht einmal die größte Herausforderung, die ein Display heutzutage meistern muss – durch die schiere Größe von fünf oder mehr Zoll Diagonale werden die Touchscreens auch immer anfälliger für Bruchschaden, etwa beim Sturz auf den Boden oder die Spannungen, die beim Biegen in der Gesäßtasche auftreten.
Hohe Bruchfestigkeit – auch bei starker Belastung
Herkömmliches Glas lässt sich nur in ganz geringem Maße biegen, bei der für Smartphones erforderlichen Dünne von Millimeterbruchteilen würde Standardglas sofort brechen und splittern. Doch wie lässt sich ein Material herstellen, das auch einen extremen Biegetest wie in dem unten stehenden Bild schadlos übersteht?
Der wesentliche Prozess bei der Herstellung ist die sogenannte Ionisierung des Glases.
Der wesentliche Prozess bei der Herstellung ist die sogenannte Ionisierung des Glases.
Das Glas wird dabei in ein 400 Grad heißes Salzbad gelegt, die kleineren Natrium-Ionen werden aus dem Glas gelöst und Kalium-Ionen aus dem Salzbad treten an deren Stelle. Da diese mehr Platz einnehmen, werden sie beim Abkühlen des Glases unweigerlich zusammengepresst, das Glas wird sozusagen komprimiert.
Nach diesem einfachen Prinzip arbeiten auch andere Hersteller wie etwa Asahi Glass (Dragontrail) und Schott aus dem niederbayerischen Zwiesel (Xensation Cover). Interessante Anekdote am Rande: Die beiden Konkurrenten Asahi und Corning stellten Ende der 1980er-Jahre gemeinsam Bildröhren für den nordamerikanischen Markt her.
In den vergangenen Jahren haben die Hersteller ihre Produkte stetig weiterentwickelt, bei Corning ist man mittlerweile bei Version 4 von Gorilla Glass angelangt. Dieses findet zum Beispiel beim aktuellen Samsung Galaxy S7 Verwendung. Es erreicht mit 2,42 Gramm pro Kubikzentimeter eine sehr hohe Dichte und ist – je nach Gerät – zwischen 0,4 und 1,0 Millimeter dünn. Im Idealfall ist das Glas also gerade einmal so dick wie vier übereinandergelegte Blatt Druckerpapier.
Alternative Einsatzmöglichkeiten für Gorilla Glass
Zum Einsatz kommt dieses besonders gehärtete Glas aber längst nicht mehr nur bei Smartphones oder Tablets. Corning etwa hat kürzlich den Sportwagen Ford GT mit einer Windschutzscheibe aus Gorilla Glass ausgerüstet. Der Vorteil hierbei ist das um rund sechs Kilogramm reduzierte Gewicht, da die Scheibe bei geringerer Dicke ebenso stabil oder sogar noch stabiler als eine herkömmliche Scheibe ist.
Bei Smartphones ist die Einsparung an Gewicht von wenigen Gramm dagegen eher vernachlässigbar – hier freuen sich die Entwickler über die geringe Höhe, die superdünne Geräte möglich macht.
Allerdings leisten sich nicht alle Hersteller den Luxus eines besonders gehärteten Glases für ihre Smartphones – gerade bei den Newcomern aus Asien wird aus Kostengründen meist weniger widerstandsfähiges Material eingesetzt. Viele Kunden greifen deshalb zu Nachrüstoptionen in Form von Schutzfolien.
Handelt es sich um speziell auf Stoß- und Kratzfestigkeit ausgelegte Produkte, so tragen diese die Bezeichnung Folie eher zu Unrecht, denn auch hierbei handelt es sich um echtes Glas, das ähnlich dem eingangs beschriebenen Verfahren gehärtet wurde. Beim Aufbringen auf das Smartphone kann man denn auch die enorme Elastizität sowie die geringe Dicke bewundern, dennoch sind diese Produkte hochstabil und schützen das Display vor Kratzern.
Allerdings gibt es längst nicht für alle Smartphones entsprechend exakt angepasste Schutzfolien. Händler sollten sich in erster Linie mit solchen für die aktuellen iPhone- und Galaxy-Modelle eindecken, für alle anderen Kunden bieten sich Universallösungen an. Diese hat beispielsweise Displex im Programm, hier kann der Kunde zu Hause die Folie mit einem Schnittmuster aus dem Internet zuschneiden – oder dies vom Händler seines Vertrauens erledigen lassen.