Viele Verbesserungen
13.02.2019, 15:34 Uhr
Casio Pro Trek WSD-F30: Outdoor-Smartwatch im Test
Casio hat seine Outdoor-Smartwatch verbessert – wir haben die neue Pro Trek WSD-F30 im alpinen Einsatz getestet. Neben etlichen sinnvollen Verbesserungen gibt es aber immer noch einige Schwachpunkte.
Bereits auf der IFA 2018 hatte Casio seine neue Smartwatch Pro Trek WSD-F30 vorgestellt, nun ist sie auch im Handel verfügbar und kostet stolze 549 Euro. Das Vorgängergerät WSD-F20 wird parallel weiter verkauft. Die Unterschiede sind auf den ersten Blick gering, im Detail aber durchaus sinnvoll. So hat die F30 etwas kompaktere Abmessungen von 60,5 × 53,8 × 14,9 Millimetern und ist damit um 3,9 Millimeter schmaler und um 0,4 Millimeter dünner. Dennoch ist die Uhr wieder bis zu 50 Metern wasserdicht und nach MIL-STD-810G stoßfest. Die Uhr soll bis zu minus zehn Grad arbeiten, aber auch ein 24-stündiger Aufenthalt in der Gefriertruhe mit minus 18 Grad konnte ihr nichts anhaben – allerdings war der Akku durch die Kälte auch ohne Benutzung beinahe leer.
Das im Vergleich zum Vorgänger etwas kleinere Display ist mit 1,2 Zoll Durchmesser immer noch mehr als ausreichend groß und zeigt schöne Farben bei hoher Auflösung (390 x 390 Pixel). Wie schon bei der WSD-F20 kommt auch hier ein Dual Layer Display zum Einsatz. Dabei liegt über der OLED-Farbanzeige ein zweites Display, das auf der stromsparenden Flüssigkristalltechnologie basiert wie man sie von Digitaluhren seit den 1970er Jahren kennt. War der Einsatz beim älteren Modell noch auf die Uhrzeit und einige wenige Informationen begrenzt, so können nun in diesem Modus auch Luftdruck, Höhe, Kompasspeilung und andere Details angezeigt werden – ein echter Mehrwert im Outdoor-Einsatz wo jedes Akkuprozent kostbar ist.
Nutzt man die Uhr im Alltag mit dem Farbdisplay, das sich beim Anwinkeln des Handgelenks automatisch aktiviert, mit eingeschaltetem WLAN, Bluetooth und der Verbindung zum Smartphone, so kommt man locker über einen Tag. Wer allerdings viele Nachrichten erhält und dementsprechend oft das Display aktiviert, schafft gerade mal einen Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr. Gegenüber der F20 gibt es in puncto Akkulaufzeit dennoch eine wesentliche Verbesserung: Der Nutzer kann mit dem Erweiterungsmodus die Uhr für drei Tage mit GPS und Farbkarten nutzen - allerdings ist dann keine Verbindung zum Smartphone möglich. Im Test schafften wir damit rund 2,5 Tage, das sollte auch für längere Touren reichen. Wird die Uhr ohne Verbindung zum Smartphone und nur im sogenannten Multifunktions-Zeitmessermodus betrieben, soll eine Nutzungsdauer von einem Monat erreich bar sein. Wir haben die Uhr für zwei Wochen in diesem Modus betrieben und nur wenige Prozent der Akkuanzeige verbraucht. Apropos Akku: Diesen zu laden stellt leider immer noch eine gewisse Herausforderung dar, da der Ladestecker zwar magnetisch an der Uhr haften soll, sich jedoch durch die kleinste Berührung wieder löst. Das kann die Konkurrenz deutlich besser.
Gute Bedienbarkeit - umständliche Karten-Anwendung
Bei der Bedienung hat sich nicht viel geändert, Basis ist nach wie vor Wear OS von Google. Dank schnellem Prozessor navigiert man rasch durch die einzelnen Menüs, diese sind meist logisch aufgebaut und geben keine Rätsel auf. Unpraktisch ist aber nach wie vor die Nutzung der Offline-Karten, von denen man nun bis zu fünf auf die Uhr laden kann. Allerdings ist der Download sehr umständlich gelöst und alles andere als intuitiv. Das beginnt bei der Auswahl des gewünschten Kartenausschnitts und reicht bis zu den immer wieder abbrechenden Datenverbindungen. Wir haben dieses Prozedere in vier verschiedenen WLANs durchgeführt, die Probleme traten allerdings immer wieder auf.
Im Test konnten wir die App von View Ranger ausprobieren, eine gute Anwendung mit sehr detaillierten Outdoor-Karten. Gut gefallen hat uns hier die Möglichkeit, Routen inklusive Anweisungen auf die Uhr zu laden oder auch selbst Touren zu erstellen und mit der Community zu teilen. Die vorinstallierten Apps von Casio sind sehr gut, allerdings gängelt beispielsweise der Moment Setter den Nutzer mit vielen Abfragen, die sich nicht deaktivieren lassen. Manchmal möchte man einfach eine Wanderung unternehmen, ohne vorher die geplanten Pausen angeben zu müssen. Insgesamt hätten wir uns eine begleitende App gewünscht, in der man Einstellungen der Uhr und von Apps einfacher und umfangreicher vornehmen könnte. Leider gibt es lediglich die für den Kunden weitgehend funktionslose Wear OS App.
Verzichten muss der Käufer leider auch auf NFC und auf einen Pulssensor, Casio begründet das unter anderem damit, dass die Uhr weniger für Läufer gedacht sei als vielmehr für Outdoor-Fans, und diese benötigen dieses Feature nicht unbedingt. Wer unbedingt seinen Puls messen will, kann einen Brustgurt anschließen, die Uhr unterstützt dieses Zubehör. Die verbauten Sensoren sind von hoher Qualität, lediglich bei der ersten Benutzung ließ sich der Höhenmesser etwas durcheinanderbringen. Im kombinierten Modus sollte die durch das Barometer ermittelte Höhe mit den Daten von GPS, Glonass oder dem japanischen Dienst Michibiki abgleichen und so Schwankungen im Luftdruck ausgleichen. Erst nach einem Neustart funktionierte dieses Feature, ab dann zeigte die Uhr aber bei verschiedenen Bergtouren stets einen sehr exakten Wert für die Höhe an. Auch das Barometer arbeitet präzise und reagiert sehr gut auf Veränderungen – gerade im alpinen Bereich ein wichtiges Feature.
Am Ende hat die neue Casio WSD-F30 einen guten Eindruck hinterlassen. Der Hersteller hat sich des Themas Akkulaufzeit angenommen und zudem mehr Informationen auf das LCD gepackt als beim Vorgänger. Der fehlende Pulssensor ist verzeihlich, die hakelige Kartenanwendung allerdings nicht. Wer eine robuste Smartwatch für den Outdoor-Einsatz sucht, ist mit der Casio trotz des relativ hohen Preises gut bedient.