E-Paper-Dauerläufer 25.06.2015, 08:40 Uhr

Smartwatch mit Ausdauer: Die Pebble Time im Praxistest

Die Pebble Time setzt auf ein sparsames E-Paper-Display, das der Smartwatch Laufzeiten von bis zu 7 Tagen beschert. Was die Time sonst noch zu bieten hat, zeigt der Test.
(Quelle: Pebble)
Neuauflage der E-Paper-Smartwatch: Dem US-amerikanischen Startup Pebble ist mit der Smartwatch Pebble Time bereits zum zweiten Mal ein riesiger Erfolg auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter gelungen. Über 20 Millionen US-Dollar hat das Projekt während der Finanzierungsphase gesammelt. Der Verkauf der Pebble Time über den Shop des Herstellers hat am 22. Juni begonnen. In unserem Praxistest muss der Trendsetter beweisen, ob er dem Hype gerecht wird.
Rein optisch macht die neue Pebble einen recht unauffälligen Eindruck. Für eine Smartwatch ist das Gerät erfreulich kompakt geraten. Die Bauhöhe beträgt gerade einmal 9,5 Millimeter, wobei das Gehäuse eine leichte Krümmung besitzt und sich damit angenehm an das Handgelenk anschmiegt. Bis auf den aus Metall gefertigten Displayrahmen besteht die Pebble Time komplett aus Kunststoff. Beim ebenfalls leicht gewölbten Display-Glas setzt der Hersteller auf Gorilla Glas. Aufgrund des wasserdichten Aufbaus gestattet die Smartwatch auch Tauchgänge in bis zu 30 Meter Tiefe.
Das markanteste Merkmal der Pebble ist das farbige E-Paper-Display. Mit einer Größe von nur 1,25 Zoll und 64 Farben kann es nicht so viel Eindruck schinden wie die leuchtstarken und farbintensiven Panels von Apple, LG, Samsung und Co. Dafür ist der Screen auch bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos abzulesen und außerdem weitaus sparsamer im Stromverbrauch. In Kombination mit dem genügsamen Prozessor waren damit im Test fünf Tage Laufzeit ohne Weiteres drin, bei zurückhaltender Nutzung dürfte auch die 7-Tage-Angabe des Herstellers realisierbar sein.
Die Hintergrundbeleuchtung des E-Paper-Screens konnte im Test allerdings nicht ganz überzeugen. Gerade im Dämmerlicht ist die Beleuchtung zu schwach, wodurch filigrane Inhalte nur noch schwer zu erkennen sind.

Smartwatch mit Timeline-Launcher und Pebble OS

Pebble Timeline: Der Launcher stellt in einer chronologischen Tagesübersicht vergangene, aktuelle und anstehende Ereignisse dar.
Quelle: Pebble
Die Bedienung der Pebble Time erfolgt wie beim Vorgänger über vier am Gehäuse angebrachte Knöpfe. Einen Touchscreen besitzt die Smartwatch nicht. Diesen vermisst man aber nach kurzer Eingewöhnungsphase in das Pebble OS mit Timeline-Launcher auch nicht weiter. Der links angebrachte Zurück-Knopf führt aus Apps und Einstellungen wieder zurück zum Ziffernblatt oder besser zum “Watchface”. Mit den drei rechts angebrachten Knöpfen navigiert der Nutzer durch die Timeline und zu den einzelnen Apps.

Der Timeline-Launcher ist ein linear angeordneter Tagesüberblick. Hier blendet die Smartwatch neben Wettervorhersagen auch anstehende Termine oder Erinnerungen ein. Diese können mit dem Auswahl-Knopf in der Mitte aufgerufen werden, um weiterführende Informationen abzurufen.
Abseits der Timeline verfügt das installierte Pebble OS auch über einen herkömmlichen App-Launcher. Standardmäßig sind Apps für Benachrichtigungen, Wecker, Watchfaces und für die Steuerung der Musik-App vorinstalliert. Weitere Apps und Watchfaces erhält man über die Pebble-App auf dem Android-Smartphone oder iPhone. Mit diesen ist die Pebble via Bluetooth 4.0 dauerhaft verbunden. Dank des sparsamen Bluetooth-Standards verbraucht das Smartphone in der Praxis trotz aktiver Verbindung weniger Strom, da viele Benachrichtigungen und Interaktionen von der Smartwatch erledigt werden. Der Stromfresser Nummer Eins im Smartphone - das Display - bleibt während dieser Zeit inaktiv.
Mit Mikrofon: Die neue Pebble Time verfügt über ein Mikrofon zur Beantwortung von Nachrichten.
Quelle: Pebble
Standardmäßig gehen bei der Smartwatch sämtliche Benachrichtigungen ein, die auch auf dem Smartphone anfallen. Dabei stellt der Vibrationsalarm sicher, dass auch keine neuen Nachrichten im Alltag untergehen. Leider fällt die Vibration recht stark aus, sodass sie gerade in ruhigen Räumen leicht zu hören ist - hier sollten die Entwickler nochmal nachjustieren.
Eingegangene Benachrichtigungen von Chat-Apps oder SMS lassen sich unter Android direkt an der Pebble mit Textbausteinen, Smilies oder über das integrierte Mikrophon beantworten. Die Speech-to-Text-Funktion arbeitet in der Praxis zuverlässig und lässt sich selbst von lauten Umgebungsgeräuschen nicht in die Irre leiten. iPhone-Nutzern stehen diese Interaktionen allerdings nicht zur Verfügung.
Pebble Time: Die gleichnamige App für Android und iOS hält Watchfaces und Apps für die Uhr bereit.
Quelle: Pebble
Der Funktionsumfang der Smartwatch ist über den App-Store mit entsprechender Software erweiterbar. Hier findet der Nutzer neben unzähligen Watchfaces natürlich auch Apps für nahezu jeden erdenklichen Einsatzzweck. Zahlreich vertreten sind etwa Fitness- und Wetter-Apps sowie Anwendungen zur Steuerung von Smartphone-Einstellungen. Allerdings sind viele der Apps noch für den Vorgänger programmiert und daher nicht für das farbige Display der Time angepasst.

Testfazit zur Pebble Time

Mit der Pebble Time ist dem US-amerikanischen Startup ein souveräner Nachfolger geglückt. Der Funktionsumfang der Smartwatch muss sich vor den Konkurrenten von Apple und dem Android-Lager nicht verstecken. Optisch wie technisch wirkt die Uhr eher unauffällig. Ihre Vorzüge liegen in der bequemen Steuerung über die Timeline sowie in der langen Akkulaufzeit. Wer sich mit dem Plastik-Look der Time nicht anfreunden kann, erhält mit der Time Steel bald eine edle Alternative. Letztere soll zudem bis zu 10 Tage Laufzeit bieten.
Zusätzliche Funktionen für die Time sollen in Zukunft die nachrüstbaren Uhrenarmbänder bringen. Die sogenannten Smartstraps beherbergen weitere Sensoren wie etwa GPS, Pulsmesser, NFC oder eine erweiterte Batterie. Derzeit sind diese Armbänder allerdings noch nicht erhältlich.
Einziger Knackpunkt ist die selbstbewusste Preisgestaltung auf dem europäischen Markt: Der Hersteller verlangt stolze 250 Euro für die Pebble Time. In den USA ist das Gerät hingegen schon für rund 200 US-Dollar zu haben.




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