Freenet 03.12.2008, 11:39 Uhr

Spoerr unter Druck

Medienberichten zufolge will Großaktionär Permira den Freenet-Chef loswerden
Es wird eng für Freenet-Chef Eckhard Spoerr: Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge arbeitet der Großaktionär Permira mit Hochdruck an der Ablösung des Managers, der sich in den vergangenen Jahren - trotz zahlreicher Widrigkeiten - immer wieder gegen seine konzerninternen Rivalen durchsetzen konnte. Der Hintergrund: Der Investor, der seit der Übernahme von Debitel durch Freenet eine Beteiligung von 25 Prozent hält, sei "richtig sauer", da der von Permira geforderte schnelle Verkauf des DSL-Geschäfts nicht in die Gänge kommt. Zudem befinde sich die Freenet-Aktie auf Talfahrt, auch die Schuldenlast nach der Debitel-Übernahme sei erdrückend.
Für weitere Verstimmung hat die Personalie Oliver Steil gesorgt: So habe Permira für eine rasche Integration von Debitel auf den ehemaligen Chef des Stuttgarter Service Providers gesetzt. Diesem waren zwischenzeitlich sogar Chancen auf Spoerrs Posten eingeräumt worden. Allerdings hatte sich der Freenet-Chef gegen Steil durchsetzen und ihn letztendlich aus dem Unternehmen drängen können.
Nun geht Permira angeblich in die Offensive: Wie das Handelsblatt erfahren haben will, habe die Suche nach neuen Kandidaten bereits begonnen. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende von Freenet, Helmut Thoma, soll den Angaben zufolge gehen. Diesem wird vorgeworfen, trotz der schlechten Ergebnisse zu lange an Spoerr festgehalten zu haben.
Thomas stärkt unterdessen dem angeschlagenen Freenet-Chef demonstrativ den Rücken: "Der Aufsichtsrat steht zu Spoerr, und zwar einstimmig", sagte der ehemalige RTL-Chef der "Süddeutschen Zeitung". Er gehe davon aus, dass spätestens im Januar ein Käufer für die DSL-Sparte gefunden sei, deren Wert von ursprünglich 700 Millionen Euro auf nunmehr bereits 400 Millionen herabgestuft worden war. Möglichen Versuchen von Aktionären, mit Hilfe einer außerordentlichen Hauptversammlung die Verwaltung zu kippen, gebe er keine Chance.
Dennoch: Sollte Permira einen Aktionärsaufstand anzetteln, könnte dieser mit Hilfe von United Internet Erfolg haben. So halten beide Unternehmen zusammen die Mehrheit an Freenet, zudem gilt das Verhältnis zwischen United-Chef Ralph Dommermuth und Spoerr als zerrüttet.
Damit bleibt abzuwarten, ob der Freenet-Chef auch diese Krise übersteht. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" sagte der Manager zumindest selbstbewusst, dass er sich von Permira in seiner Strategie - Fokussierung auf den Mobilfunk und Integration von Debitel - unterstützt fühle. Es gebe sachliche und konstruktive Diskussionen, so Spoerr. Beim Thema DSL-Verkauf beharrt er hingegen auf seiner Position. Die Gespräche liefen, hatte Spoerr in diesem Zusammenhang bereist mehrfach betont. Unter Druck werde er sich nicht setzen lassen.



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