VATM-Studie 19.10.2017, 11:22 Uhr

Deutscher TK-Markt befindet sich im Rückwärtsgang

Der Umsatz mit TK-Diensten in Deutschland sinkt im Jahresvergleich um 1,5 Prozent. Doch es gibt Unterschiede: Während der Mobilfunkmarkt vor allem aufgrund regulatorischer Effekte unter Druck steht, boomt das Geschäft der Kabelnetzbetreiber.
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Der deutschen Markt für Telekommunikation wird sich in diesem Jahr rückläufig entwickeln - das ist das zentrale Ergebnis einer umfassenden TK-Marktstudie des Beratungsunternehmens Dialog Consult und des Branchenverbands VATM. Demnach schrumpft der Gesamtumsatz mit TK-Diensten von 59,7 Milliarden Euro im Jahr 2016 um 1,5 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro.
"Der Mobilfunkmarkt nimmt bedingt durch regulatorische Effekte wie zum Beispiel Senkungen der Entgelte für die nationale Terminierung oder EU-Roaming ab. Die Festnetzumsätze gehen aufgrund starker Wettbewerbsintensität und sinkender Verbraucherpreise zurück", beschreibt Prof. Torsten Gerpott, Gesellschafter der Unternehmensberatung Dialog Consult und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, die Situation.
Gegen den Trend legt immerhin der Markt der Kabelnetzbetreiber mit einem Plus von 3,8 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro deutlich zu. Auf dem Mobilfunkmarkt sinken hingegen die Umsätze im Jahresvergleich um 1,9 Prozent von 26,7 auf 26,2 Milliarden Euro. Davon entfallen 18,2 Milliarden Euro auf die Wettbewerber und acht Milliarden Euro auf die Telekom. Auch die Umsätze auf dem Festnetzmarkt verringern sich von 33 auf 32,6 Milliarden Euro. 
Immerhin: Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt in diesem Jahr erneut. Sie nimmt um rund eine Million auf 33 Millionen zu. Das entspricht einem Plus von 3,1 Prozent. Etwa 3,1 Millionen Haushalte sollen bis Ende 2017 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller angeschlossen sein – ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch buchen, legt laut der Studie um fast 17 Prozent auf 880.000 zu. Interessant: Neun von zehn Haushalten, die Ende 2017 einem FTTB/H-Anschluss nutzen, werden diese nicht von der Telekom, sondern von einem alternativen Carrier beziehen.
"Die Wettbewerber haben mehr Kunden, die auch tatsächlich den Glasfaseranschluss gebucht haben, als die Telekom insgesamt überhaupt Anschlüsse verlegt hat“, sagt dazu TK-Experte Gerpott. Aus seiner Sicht wird es - unabhängig von Regulierung - durch den Wettbewerbsdruck einen merklichen Ausbau des FTTB/FTTH-Angebots der Telekom Deutschland geben.

Geschwindigkeit ist Trumpf

Die Marktstudie zeigt auch auf, wie höhere Bandbreiten eine immer wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung der Kunden spielen. So soll der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s im Download bis Jahresende auf 28,2 Prozent steigen.
Gleichzeitig fließen immer mehr Daten: 2017 übertragen die Nutzer der Studie zufolge hierzulande alleine im Festnetz 30,8 Milliarden Gigabyte – das bedeutet eine Steigerung von fast 40 Prozent. Über mobile Anschlüsse werden in diesem Jahr immerhin 1,35 Milliarden Gigabyte verschickt oder heruntergeladen - das wäre fast um die Hälfte mehr als im Vorjahr (902 Millionen Gigabyte). Wie wichtig das Datengeschäft für die Carrier ist, zeigt die Umsatzprognose in diesem Segment: So sollen 2017 die Datendienste mit 13,2 Milliarden Euro erstmals über die Hälfte (50,4 Prozent) der gesamten Mobilfunkumsätze ausmachen.
 
Untersucht wurde auch das Telefonieverhalten: Trotz der Verbreitung von Sprach-Flatrates wird interessanterweise erneut weniger gesprochen - in diesem Jahr sind es insgesamt 914 Millionen Minuten täglich, das sind 6 Millionen Minuten pro Tag weniger. Im Festnetz sinkt die Zahl der Gesprächsminuten deutlich von 360 auf 345 Millionen pro Tag, im Mobilfunknetz hingegen um "nur" eine Million auf 309 Millionen Minuten pro Tag. Weiterhin an Bedeutung gewinnen Software-basierte Telefonie-Anwendungen wie Skype mit einem Plus von 4 Prozent auf 260 Millionen Gesprächsminuten täglich.

VATM-Präsident fordert striktere Regulierung der Telekom

VATM-Präsident Martin Witt forderte im Rahmen der Präsentation der Marktstudie auch eine stärkere Regulierung der Deutschen Telekom: "Die Telekom dominiert weiterhin den deutschen Festnetz-Markt. 75 Prozent aller Anschlüsse werden physikalisch auf dem Netz des Ex-Monopolisten bereitgestellt. Die Vectoring-Entscheidung zugunsten der Telekom hat wie befürchtet die Abhängigkeit der Wettbewerber von Vorprodukten der Telekom sogar noch erhöht.“ Dies zeige einmal mehr, wie wichtig ein kluger Regulierungsrahmen für die Zukunft des Standortes Deutschland sei, so Witt.




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